A little magic dust can fix any problem
Editorial
Text: Geipel, Kaye, Berlin
A little magic dust can fix any problem
Editorial
Text: Geipel, Kaye, Berlin
Städtische Umwelt ändert sich schneller als wir uns versehen. Es ist unsere Wahrnehmung, die sich ändert. Stadt ist nicht mehr nur Baum, Straße, Eingang, Treppe, Wohnung. Stadt besteht zur selben Zeit aus: Kameras, Infotafeln, Sensoren, GPS und vor allem vielen Dutzend Apps zur Orientierung in der Stadt, die wir als willige Leibeigene unserer Smartphones am Körper tragen. Städtische Realität ist heute durch und durch doppeldeutig, teils materiell, teils virtuell. Diese doppelte Wirkungsweise liegt auch den unzähligen Möglichkeiten einer „Digitalen Stadt“ zugrunde, unsere in die Jahre gekommenen städtischen Infrastrukturen zu reformieren – die Digitalisierung ist durch ihre Fähigkeit, Funktionen neu zu vernetzten, wohl der größte Trigger für urbane Veränderung seit der autogerechten Stadt der Nachkriegszeit. Dieser Umbruch ist allerdings auch vielerorts beseelt von einem euphorisch zu nennenden Erneuerungsglauben, dass viele der dringlichen Probleme der heutigen Stadtentwicklung - Klima, Mobilität, Energie, Partizipation – durch die digitale Vernetzung gelöst werden können. Auf Englisch nennt sich dieser Glaube „Solutionism“, der New York Times-Netzkolumnist Tim Wu hat dafür den schönen Satz parat: „A little magic dust can fix any problem“. Kein „magic dust“ sind allerdings die Aussichten des Wirtschaftszweigs datengetriebener Geschäftsmodelle einer privatwirtschaftlichen Beteiligung an den öffentlichen Infrastrukturen. Laut einer Studie von Frost and Sullivan wird der weltweite Markt bis 2025 auf über zwei Billionen Dollar geschätzt. Er kommt nicht nur, aber vor allem, den großen Tech-Firmen zugute. Im Dezember letzten Jahres (Heft 26.2017) haben wir uns in der Stadtbauwelt mit dem Smart City-Modell der Tech-Riesen auseinandergesetzt. Der „Silicon Valley Urbanism“ ist ernüchternd. Die Vertreter der Digitalökonomie bauen einfachste amerikanische Suburbia kombiniert mit verstörend hohen Wohnungspreisen.
Von der Digital City zur Smart City und wieder zurück
Der Begriff „Digital City“ wurde Anfang 2000 als Synonym für die holistische Orientierung der nachhaltigen Stadt erfunden. Mit der Wirtschaftskrise 2007 setzt sich „Smart City“ durch (siehe Seite 16) – die Vernetzung der Stadt wird jetzt auch als neues globales Geschäftsfeld verstanden. Inzwischen ist der Smart City-Begriff wegen seiner Anmaßung, alles lösen zu wollen, ins Gerede gekommen. Man ist zu den ursprünglichen Intentionen einer „Digital City“ zurückgekehrt. Francesca Bria, Digital City Officer von Barcelona, der Stadt, die momentan mit ihrer Smart City-Strategie vieles richtig macht (Seite 24), sagt gar: „Unsere Smart City ist nicht technologiegetrieben.“ Bria kann das behaupten, weil ein Grundzug der katalanischen Strategie darin besteht, immer gleichzeitig auch die Verbesserung sozialer Strukturen mitzudenken. Maßgebliche Betätigungsfelder heutiger Smart City-Strategien liegen einerseits in der besseren Organisation sich verdichtender Städte und Kommunen. Und sie liegen andererseits auf dem Land, wo die Digitalisierung das Verschwinden städtischer Dienste kompensieren helfen könnte. Wo bringen die neuen Technologien den Bewohnern wirklich Vorteile? Wie beeinflusst die Digitalisierung den architektonischen Entwurf? Wer entscheidet in Zeiten von Big Data über die Grundlinien der städtebaulichen Veränderung? – Das sind so handgreifliche wie universelle Fragen, die uns in diesem Heft beschäftigen, und die wir, zusammen mit den wichtigsten Experten, Architekten und Planern, auf unserem Kongress am 22. und 23. November in der Berliner Akademie der Künste diskutieren wollen. Wir laden Sie bereits an dieser Stelle dazu ein!
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