Änderungen bedürfen der Zustimmung des Architekten
Pool Architekten in der Architekturgalerie Berlin
Text: Friedrich, Jan, Berlin
Änderungen bedürfen der Zustimmung des Architekten
Pool Architekten in der Architekturgalerie Berlin
Text: Friedrich, Jan, Berlin
Geschickter kann man sich kaum als Spezialist für Wohnungsbau ins Gespräch bringen. Und der Zeitpunkt ist perfekt gewählt – wo doch in Berlin im Moment alle nur darauf warten, dass es endlich im großen Stil losgeht mit dem Bau von Wohnungen. Die Züricher Pool Architekten haben Grundrisse aller Wohnungsbauprojekte, die das Büro in den bisher fünfzehn Jahren seines Bestehens bearbeitet hat, in der Architektur Galerie Berlin aufgehängt. Mehr als 60 Stück sind das: zum einen Wettbewerbsarbeiten, Studienaufträge und Direktbeauftragungen, die unrealisiert blieben oder zurzeit noch bearbeitet werden – zum anderen eine erkleckliche Anzahl ausgeführter Projekte unterschiedlichster Größenordnung: 15 Bauten, vom Dreifamilienhaus in Oberrieden über eine Terrassenhausanlage mit zwölf Wohnungen in Untersiggenthal bis hin zu Großprojekten mit um die 120 Wohnungen, ganze Siedlungen im Grunde, in den Neubaugebieten des scheinbar endlos wachsenden Zürich.
Pool Architekten, das sind Dieter Bachmann, Raphael Frei, Mathias Heinz, Philipp Hirtler, David Leuthold, Andreas Sonderegger, Mischa Spoerri und Matthias Stocker, die das Büro seit 1998 als gleichberechtigte Partner führen. Aus dem Archiv der Grundrisse haben sie ihre Berliner Ausstellung betitelt. Und tatsächlich gibt es auch (fast) nichts zu sehen außer Grundrissen: an den Stirnseiten der Galerie die Normalgrundrisse all ihrer Wohnungsbauprojekte im Maßstab 1:500, mit Schweizer Akkuratesse zu kleinen Kunstwerken zusammengestellt; an der langen Wand je einen Werkplan der realisierten Bauten.
Die 1:50-Zeichnungen wurden für die Ausstellung nicht bereinigt oder sonst irgendwie verändert, jede Maßkette ist dringeblieben („Sämtliche Masse sind am Bau vom Unternehmer zu kontrollieren bzw. aufzunehmen.“), jeder Wandaufbau ist bezeichnet, jeder Fußbodenbelag exakt benannt. Der Ausstellungsbesucher kann sich nun mit all diesen Angaben die Räume bis ins Detail imaginieren. Sollte einem etwas besonders gut gefallen: Pool Architekten haben kein Problem damit, wenn man ihre Pläne abfotografiert, sie sehen ihre Grundrisse als Teil einer großen „Open-Source“-Bibliothek. Nur Rasierklinge und Tuschestift lässt man besser zuhause, denn wie bei jedem Werkplan gilt auch hier: „Änderungen bedürfen der Zustimmung des Architekten.“
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