Bauwelt

Alleskönner gesucht

Für das Saladin-Eck, den schwierigsten Bauplatz in der Darmstädter Innenstadt, gibt es nun eine praktikable Idee

Text: Santifaller, Enrico, Frankfurt am Main

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    Bis 2012 stand auf dem 619 Quadratmeter großen Grundstück ein zweigeschossiger Bau mit einem Elektrofachgeschäft
    Fotos: aus der Auslobung

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    Bis 2012 stand auf dem 619 Quadratmeter großen Grundstück ein zweigeschossiger Bau mit einem Elektrofachgeschäft

    Fotos: aus der Auslobung

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    1. Preis mit einem zum Hof abgetreppten Baustein vermitteln studioinges zwischen Barock und Wiederaufbauarchitektur. Im EG stellen sie exemplarisch Shop und Gastro dar, darüber Büros und Wohnungen.
    Abb.: Planer

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    1. Preis mit einem zum Hof abgetreppten Baustein vermitteln studioinges zwischen Barock und Wiederaufbauarchitektur. Im EG stellen sie exemplarisch Shop und Gastro dar, darüber Büros und Wohnungen.

    Abb.: Planer

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    ein 3. Preis Die Arge Schönborn Schmitz Dietrich interpretiert die Struktur der nebenstehenden 50er Jahre-Fassade feingliedrig. Sechs Geschosse hielt die Jury für unangemessen.
    Abb.: Planer

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    ein 3. Preis Die Arge Schönborn Schmitz Dietrich interpretiert die Struktur der nebenstehenden 50er Jahre-Fassade feingliedrig. Sechs Geschosse hielt die Jury für unangemessen.

    Abb.: Planer

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    ein 3. Preis Mit einer abfallenden Traufkante verbinden Lieb + Lieb Architekten beide Nachbarbauten.
    Die Jury kritisierte u.a. die großflächig geschlossenen Wandelemente im EG und den Abschluss der Fenster in der Fassade.
    Abb.: Planer

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    ein 3. Preis Mit einer abfallenden Traufkante verbinden Lieb + Lieb Architekten beide Nachbarbauten.
    Die Jury kritisierte u.a. die großflächig geschlossenen Wandelemente im EG und den Abschluss der Fenster in der Fassade.

    Abb.: Planer

Alleskönner gesucht

Für das Saladin-Eck, den schwierigsten Bauplatz in der Darmstädter Innenstadt, gibt es nun eine praktikable Idee

Text: Santifaller, Enrico, Frankfurt am Main

Für das Darmstädter Echo ist es die „prominenteste Baulücke und der schwierigste Bauplatz der Innenstadt“: das Saladin-Eck. Eine verkehrsumtoste Ecke am östlichen Ende des Zentrums, gegenüber vom Schloss gelegen, der Marktplatz zwei Häuser weiter, unmittelbar anschließend an die legendäre Jugendkulturstätte „Krone“, die, zumindest der Selbstwahrnehmung nach, Generationen von Darmstädtern geprägt hat. Einst hatte hier das Kaufhaus Hess gestanden, eine pompöse Kathedrale des Konsums, die in den Bombennächten 1944 genauso unterging wie die übrige Altstadt. Bis auf die „Krone“ eben, die als einziges Haus übrigblieb, die auch die ältere Bevölkerung akzeptierte, obwohl ihr das, was in der Kultdisco vorging, nicht immer Geheuer war. Während Plätze und Straßen ringsum nach dem Modell der verkehrsgerechten Stadt umgebaut wurden, blieb vom Kaufhaus Hess eine zweigeschossige, geschwungene Ruine, in die das Elektrofachgeschäft Saladin einzog, was dem Eck den Namen gab.
Allerlei Stadtplaner und Architekten haben sich auf diesem Geviert versucht. Zuletzt, im Jahre 2009, der Kollege Udo Nieper, der für die städti-sche Tochter „Bauverein“ ein 120-Betten-Hotel entwarf, das nicht nur wegen seiner eher biederen Erscheinung heftige Kritik des Darmstädter BDA provozierte und alsbald in der Versenkung verschwand. Auch ein Museum wurde diskutiert – als Ersatz für den nie realisierten Wettbewerbsentwurf „Museum Sander“ auf der Mathildenhöhe (Bauwelt 29.2010). Doch nichts geschah, bis 2012 über Nacht die Ruine abgerissen wurde. Als die hoch gelobte Stadtbaurätin Cornelia Zuschke 2014 vom pechschwarz regierten Fulda ins grünschwarze Darmstadt wechselte, sprießten Hoffnungen. Und prompt lobte die Stadt einen Wettbewerb aus. Nicht einen offenen, wie sich das der BDA wünschte, sondern einen auf 20 Teilnehmer beschränkten, plus fünf eingeladene Büros, die in der Mehrheit gar nicht abgaben oder in der ersten Runde ausschieden. Gesucht war für das 619 m2 große Grundstück, das zu zwei Dritteln in städtischem, zu einem im Besitz des Bauvereins ist, nichts weniger als ein, so die Auslobung, „urbaner ‚Alleskönner‘“.
Vermitteln sollte dieser gemauerte Experte des Städtischen – zwischen dem barocken Äußeren der denkmalgeschützten Krone und der angrenzenden, durchaus anspruchsvollen Wiederaufbau-Architektur. „Langfristige Nutzungsflexibilität“ war gewünscht und „starke Qualität“. Auf maximal 2400 Quadratmeter Nutzungsfläche sollte das gewünschte Gebäude ein „vielfach zu verwertender Baukörper mit hoher Werthaltigkeit“ und natürlich „nachhaltig“ sein. Wobei es, wor-auf die Auslobung aufmerksam machte, für diesen „Standort kein Rezept“ gibt. Allerdings, und das beschwor sofort Kritik herauf und brachte Zuschke in die Defensive, wurden kein exaktes Raumprogramm und keine konkrete Nutzung vorgegeben. Die ansonsten recht detaillierte, vergleichsweise auch sehr gut gestaltete Auslobung blieb in diesen Punkt äußert vage und diffus.
Das unter Vorsitz von Ferdinand Heide Ende September tagende Preisgericht kürte das Berliner Büro studioinges zum Sieger. Das vorgeschlagene, weiß verputzte, bis zu fünf Geschos-se hohe Gebäude „überzeugt durch die städtebauliche Setzung“, durch „Robustheit und Flexibilität“ seiner Struktur sowie durch einen „eigenständigen und sensiblen Auftritt“, lautet das ausgesprochen positive Juryurteil. Die erdgeschossig angebotenen Nutzungen – hie Gastronomie, da Ausstellung oder Shop – seien „konzeptionell gut gelöst“, auch die Büroräume und die Wohnungsangebote in den Obergeschossen beeindruckten das Preisgericht. Es attestierte den Berlinern, „einen ausdrucksstarken Stadtbaustein“ vorgeschlagen zu haben, „der die bisherige Lücke angemessen und gleichzeitig souverän füllt“. Eines muss dem gefundenen Alleskönner allerdings noch gelingen: die Darmstädter zu überzeu-gen. Denn sofort hagelte es geballte Kritik. Das Wettbewerbsergebnis stieß beim breiten Publikum auf teils heftige Ablehnung, die Reaktion bei den Fachleuten war dagegen überwiegend positiv. Die opponierende SPD beantragte bereits eine „Bürgerbeteiligung“. Das nicht-realisierte Sander-Museum wirkt als Menetekel: Während Sybille Wegerich, die neue Chefin des Bauvereins, versprach, „wir wollen hier zurückgeben, was wir an kritischen Gedanken aufgenommen haben“, musste die wieder in die Defensive geratene Baudezernentin Zuschke versprechen, die Wettbewerbsbeiträge nochmals auszustellen und Juryentscheidungen künftig besser zu vermitteln.

Nichtoffener hochbaulicher Realisierungswettbewerb mit 25 Teilnehmern
1. Preis studioinges Architektur und
Städtebau, Berlin
ein 3. Preis Arge Schönborn Schmitz Dietrich, Berlin
ein 3. Preis Lieb + Lieb Architekten,
Freudenstadt
Anerkennung Bernd Albers Gesellschaft
von Architekten, Berlin
Anerkennung jessenvollenweider architektur, Basel
Anerkennung Schneider + Schumacher
Planungsgesellschaft, Frankfurt a.M.
Fachpreisrichter
Cornelia Zuschke, Darmstadt; Ulrich Hamann, Darmstadt; Wolfgang Lorch, Darmstadt; Ferdinand Heide, Frank-
furt a.M. (Vorsitz); Kerstin Schultz, Reichelsheim-Laudenau; Sonja Moers, Frankfurt a.M.
Verfahrensbetreuung
WerkStadt Architekten + Stadtplaner, Darmstadt

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