Bauwelt

Bauwelt Kongress 2015. Energie und Stadt. Referenten

Zukunft Energiewende – Wie radikal müssen sich Architektur und Städtebau ändern? Antworten hierzu geben wir auf dem Bauwelt Kongress am 12. und 13. November in Berlin. Unmittelbar vor der Weltklimakonferenz CO P21 in Paris betrachten wir die Energiewende aus eigener Perspektive. Wir wollen Fragen von Städtebau und Architektur direkt mit der Zukunft der Energiewende verbinden. Nach Heft 36 folgt hier der zweite Teil der Vorstellung der Referenten

Text: Red.

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Kees Christianse
Foto: R. Broekhuijsen

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Christoph Ingenhoven

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Jörn Walter

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Bauwelt Kongress 2015. Energie und Stadt. Referenten

Zukunft Energiewende – Wie radikal müssen sich Architektur und Städtebau ändern? Antworten hierzu geben wir auf dem Bauwelt Kongress am 12. und 13. November in Berlin. Unmittelbar vor der Weltklimakonferenz CO P21 in Paris betrachten wir die Energiewende aus eigener Perspektive. Wir wollen Fragen von Städtebau und Architektur direkt mit der Zukunft der Energiewende verbinden. Nach Heft 36 folgt hier der zweite Teil der Vorstellung der Referenten

Text: Red.

Kees Christiaanse

argumentiert aus der parallelen Perspektive eines Architekten und Stadtplaners. Er denkt die Stadt als regenerativen Kreislauf: vom Haus zur städtischen Struktur und wieder zurück. Wie wichtig diese Schnittstellen zwischen Architektur und Städtebau sind, wird aus seiner Sicht bei der Planung der Energiewende zu wenig beachtet. Eine auf Energieeffizienz ausgerichtete Technik ist, gerade in der Frage der CO2-Reduktion, ein Motor der Veränderung. Funktionieren kann sie nur, wenn sie sich mit dem Verhalten der Bewohner auseinandersetzt. Dabei kommt dem städtebaulichen Entwurf, der sich selbst als Teil von sozialen Wechselwirkungen versteht, die entscheidende Rolle zu. Kees Christiaanse erläutert seine integrative Haltung an aktuellen Beispielen aus Europa und Fernost. Er zeigt dabei auch, wie grundlegend sich die Parameter einer nachhaltigen Stadtplanung in den letzten 20 Jahren verändert haben. Daraus ergeben sich Prämissen für die Haltung der Architekten und Stadtplaner beim Weltklimagipfel im Dezember in Paris.
Kees Christiaanse studierte Architektur und Stadtplanung an der TU Delft. Von 1980 bis 1989 war er beim Office of Metropolitan Architecture (OMA) in Rotterdam tätig, wo er 1983 Partner wurde. 1989 gründete Kees Christiaanse sein eigenes Unternehmen, ir. Kees Christiaanse Architects & Planners in Rotterdam, das seit 2002 unter dem Namen KCAP firmiert. Von 1990 bis 2002 war KCAP als Mitbegründer und Partner auch am Büro ASTOC Architects and Planners beteiligt. Neben dem Rotterdamer Büro hat KCAP inzwischen auch Niederlassungen in Zürich und Shanghai. Zwischen 1996 und 2003 unterrichtete Kees Chris- tiaanse Architektur und Stadtplanung an der TU Berlin. Seit 2003 ist er Professor an der ETH in Zürich. 2009 war er Kurator der 4. Internationalen Architektur Biennale Rotterdam, die dem Thema „Open City – Designing Coexistence“ gewidmet war. Seit 2010 ist Kees Christiaanse in das Future Cities Laboratory (FCL) in Singapur involviert, bis 2015 als Programmleiter. 2015 wurde er mit dem RIBA International Fellowship ausgezeichnet.
Neben seiner Tätigkeit als Architekt liegt ein weiterer Schwerpunkt in der Planung von komplexen, städtebaulichen Situationen und der Leitung von urbanen Prozessen. Er gilt als Experte im Bereich Hochschulcampus-Planung und der Wiederbelebung von vormaligen Industrie-, Bahn- und Hafengebieten. Dies zeigt sich speziell in KCAP-Planungen in Rotterdam, Amsterdam, Hamburg, Zürich und London. Bei einer ganzen Rei-he von großen internationalen Stadtentwicklungen ist er auch verantwortlich für die Leitlinien der Planung, etwa bei der HafenCity in Hamburg, beim Strategic Masterplan im russischen Perm, bei der Science City Amsterdam, dem Laurens-kwartier in Rotterdam, der Europaallee in Zürich und dem Stadtzentrum von Eindhoven. Darüber hinaus ist er als Berater für mehrere Flughäfen tätig wie Schiphol Airport (2008–2013) und Eindhoven Airport.

Christoph Ingenhoven

Nachhaltige Architektur weist heute einen hohen Grad an Komplexität auf. Sie kann nicht mehr als abgeschlossenes Konzept gedacht werden, weil sie nach einer kontinuierlichen Weiterentwicklung verlangt. Christoph Ingenhoven fordert deshalb ein ganzheitliches Konzept von Nachhaltigkeit, das die ganze Verantwortung umfasst, die Architekten und Planer heutigen Problemen wie dem Klimawandel und dem globalen Ressourcenverbrauch gegenüber haben. Christoph Ingenhoven hat für diese Auffassung den Begriff Supergreen geprägt, als Ausdruck für eine architektonische Strategie, sich dieser Verantwortung in der täglichen Praxis anzunehmen.
Christoph Ingenhoven studierte Architektur an der RWTH Aachen und der Kunstakademie Düsseldorf. 1985 gründete er sein eigenes Architekturbüro. Er zählt zu den führenden Architekten Deutschlands, die sich seit der Bewusstwerdung ökologischer Prämissen in den 80er Jahren für eine nachhaltige Architektur einsetzen. Effizienter Einsatz der Mittel, ein ökonomischer Umgang mit Ressourcen und technische Machbarkeit stehen im Mittelpunkt seiner Entwürfe, deren ökologische Qualitäten mit Zertifizierungen nach internationalen Standards wie LEED, Swiss Mi-nergy Standard, BREEAM und DNGB bestätigt wurden. Eine von innovativer Technologie geprägte, den Bedürfnissen der in den Gebäuden lebenden und arbeitenden Menschen entsprechende Architektur, spiegelt aus Sicht Ingenho-vens die Verantwortung der Architekten für die Umwelt wider.
Zu den wichtigsten realisierten Bauten von ingenhoven architects zählen der RWE-Turm in Essen, der neue Hauptsitz der Europäischen Investitionsbank in Luxemburg, das Lufthansa Aviation Center am Frankfurter Flughafen und der Breezé-Tower in Osaka. Kürzlich fertiggestellt wurden das Bürogebäude der Daniel Swarovski Corporation in Zürich und das Oeconomicum der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf; der Stuttgarter Hauptbahnhof ist im Bau.

Jörn Walter

Jörn Walter stellt auf dem Bauwelt Kongress 2015 die Frage nach dem Zusammenhang von Architekturqualität und energieeffizienter Stadtentwicklung: Kommt die Architektur – und damit die Gestaltung der Stadt – bei der Umsetzung der klimatischen Prämissen mehr und mehr unter die Räder? Die Elbinsel Wilhelmsburg wurde im Rahmen der IBA als einzigartiges Modellquartier energetisch aufgerüstet, der Weg in eine de-zentrale Energieversorgung wurde beschritten. Lassen sich die Techniken und Strategien, die in Wilhelmsburg quasi unter dem Brennglas entstanden sind, auf die ganze Stadt übertragen? Wie viel Bausubstanz muss – auch im Sinne der sozialen Verantwortung der Stadt – bewahrt werden und wo sollte dringend erneuert werden? Können andere Städte vom Sonderfall der Elbinseln etwas lernen?
Jörn Walter studierte an der Universität Dortmund Raumplanung und begann seine Karriere in Düsseldorf. Anschließend leitete er das Amt für Stadtentwicklung und Umwelt in Maintal und von 1991–1999 das Stadtplanungsamt von Dresden. Im Jahr 1999 wurde er als Nachfolger von Egbert Kossak zum Oberbaudirektor der Freien Hansestadt Hamburg ernannt. Neben seiner Tätigkeit als oberster Stadtplaner engagiert er sich in vielen Ausschüssen für eine möglichst starke kommunalpolitische Verantwortung bei der Gestaltung der Stadt (siehe Stadtbauwelt 12.2015): in der Bundesstiftung Baukultur, im Bauausschuss des Deutschen Städtetags, in der Akademie der Künste Berlin, der Sächsischen Akademie der Künste sowie der Akademie für Städtebau und Landesplanung. Er lehrte u.a. an der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg, der Technischen Universität Dresden und der Technischen Universität Wien; derzeit unterrichtet er als Honorarprofessor am Lehrstuhl für Städtebau der HafenCity Universität Hamburg. Walter war maßgeblich für die Planungen der Hamburger HafenCity und die thematische Ausrichtung, inhaltliche Ausgestaltung und praktische Durchführung der Internationalen Bauausstellung (IBA) in Hamburg (2007–2013) verantwortlich. Zusammen mit dem Geschäftsführer Uli Hellweg (siehe Stadtbauwelt 36.2015) formulierte Jörn Walter für die klimabezogene Ausrichtung der IBA die „Stadt im Klimawandel“ als eines der drei Leitthemen. In diesem Rahmen wurde das Stadtentwicklungskonzept „Erneuerbares Wilhelmsburg“ und der „Energieatlas“ erarbeitet. Letzterer überprüft die Ergebnisse der IBA in einem angewandten Monitoring.

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