Klarheit, die sich einprägt
So einfach und klar wie der Name ihres Büros, FORM, so präzise und stark sind Vera Odyn und Olga Treivas in ihrer Architektursprache: prägnante Formen, ein- dringliche Farben
Text: Heinich, Nadin, München
Klarheit, die sich einprägt
So einfach und klar wie der Name ihres Büros, FORM, so präzise und stark sind Vera Odyn und Olga Treivas in ihrer Architektursprache: prägnante Formen, ein- dringliche Farben
Text: Heinich, Nadin, München
Ihre ersten eigenen Arbeiten realisierten Form für das private Kunstmuseum „Garage“. Als die Kulturinstitution 2012 von der ehemaligen Bakhmetevsky Busgarage von Melnikov in den neu gestalteten Gorki-Park umzog (Bauwelt 8.2016), planten sie deren Education Center für das umfangreiche Kunstvermittlungsprogramm. Das Bestandsgebäude, ehedem Kindergarten und Schlittschuhverleihstation, stammt aus den vierziger Jahren. Wie der ganze Park war es zuvor in einem traurigen Zustand. Damit die neuen Räume möglichst flexibel genutzt werden können, wurden im Inneren sämtliche nichttragenden Wände herausgerissen. Ein neues Zwischengeschoss für Verwaltung und kleine Studios wurde eingezogen, die Fenster für mehr Tageslicht vergrößert. Während der Grundton neutral bleibt, leuchten Treppen, Stühle und die Sanitärräume in Knallfarben.
Ebenfalls für Garage gestaltete Form eine Vielzahl an Ausstellungen. Dazu zählt „Russische Performances“, eine Dokumentation der russischen Performance-Kunst vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis zu Pussy Riot. Die fünf verschiedenen Phasen spiegelten sich in den spezifischen Atmosphären der Ausstellungsarchitektur wieder: Rot und Weiß wecken Erinnerungen an die Avantgarde der zwanziger Jahre, Pastelltöne lassen an die Privatheit und den Naturbezug der siebziger Jahre denken, als die Performancekunst nach einer langen Pause in der Sowjetunion wieder eine Rolle spielte. Raue Holzkonstruktionen verweisen auf die wilden Neunziger mit den ungezügelten Performances etwa von Oleg Kulik, während dunkle Räume für Projektionen die neuen technischen Möglichkeiten der 2000er Jahre reflektieren.
Eines der aktuell wichtigsten Projekte von Form ist die Neugestaltung des Parks in Mitino am nordwestlichen Stadtrand von Moskau. Der große Landschaftspark ist von Plattenbau-ten umgeben. Er erstreckt sich über leicht hügeliges Terrain – eine topographische Besonderheit in der russischen Hauptstadt. Grundmotiv des Entwurfs ist ein einfaches rotes Blatt, das als universelle Form und architektonisches Element in verschiedenen Konstellationen auftaucht und die neue Identität des Parks prägt: sei es als Schutz über einer Parkbank oder als Eingangstor, als Pavillon oder Café, als Reitbahn oder als Überdachung des zentralen Platzes. Über eine neue Fußgängerbrücke kann der Besucher entlang eines Panorama-Spaziergangs künftig den Park erkunden. Bis 2017 soll alles fertig sein.
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