Bauwelt

Faszination Arche

Zu Besuch in der Biosphäre 2

Text: Meyer, Friederike, Berlin

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    Der Mini-Regenwald ist eine von 5 Klimazonen in der Biosphäre 2.
    Foto: Dirk Dähmlow

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    Der Mini-Regenwald ist eine von 5 Klimazonen in der Biosphäre 2.

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    Die Stufenpyramidenform seiner Hülle verweist auf eine uralte Baukultur der Menschheit.
    Foto: Dirk Dähmlow

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    Die Stufenpyramidenform seiner Hülle verweist auf eine uralte Baukultur der Menschheit.

    Foto: Dirk Dähmlow

Faszination Arche

Zu Besuch in der Biosphäre 2

Text: Meyer, Friederike, Berlin

Claudio hat sie alle gekannt, die Manager und Techniker, die Wissenschaftler und die Bionauten. Er sei einer der letzten, die beteiligt waren am Experiment Biosphäre 2 und die heute noch hier arbeiten, sagt er. Mit rotem T-Shirt, Sonnenbrille und Rangerhut führt er Besuchergruppen durch die Anlage in der Nähe von Tucson im US-Bundesstaat Arizona. Über ein Mikrophon erzählt er anekdotenreich von dem hiesigen Versuch, eine der großen Fragen der Menschheit zu beantworten: Ist es möglich, ein autarkes Ökosystem aufzubauen, in dem Menschen Jahre überleben und damit den Mars besiedeln könnten?
Es war Mitte 1987, als in der trockenen, hügeligen Wüste von Arizona der Bau der Biosphäre 2 begann. Eine Wüste, rund 2000 m2 Regenwald, 850 m2 Ozean, Sumpfland und Savanne fanden darin ebenso Platz wie 2500 m2 Ackerland, Labore, Büros und Wohnungen für Wissenschaftler, die hier mehrere Jahre hermetisch abgeschlossen von der Umgebung leben und forschen sollten. Während das Experiment selbst nicht das erste seiner Art war, sorgte die Größe der Anlage weltweit für Aufmerksamkeit: Ein vom Wüstenboden durch eine Stahlplatte getrenntes und mit einem Raumfachwerk überspanntes Glashaus, dessen Stäbe mit Aluminiumpulver beschichtet sind, um dem Rosten vorzubeugen. Im Kontrast zur visionären Mission sollte die äußere Form auf uralte Baukulturen der Menschheit verweisen: Das Dach des Regenwaldes gleicht einer ägyptischen Stufenpyramide, den Arbeits- und Wohntrakt überwölben Tonnendächer, in der Mitte erhebt sich ein Turm, der an ein Minarett erinnern soll.
Rund 200 Millionen Dollar, die der US-amerikanische Ölmagnat Edward Bass für den Bau bezahlt haben soll, klingen wenig, spätestens wenn Claudio in die sogenannte Technosphere führt. Ein System aus kilometerlangen Kabeln, Rohren und Wartungsgängen mit Kühlmaschinen, Entsalzungsanlagen und einem Gaskraftwerk hält die kleine Erde (Bisophäre 2) auf der Erde (Biosphäre 1) am Leben. Über Tunnel ist die Anlage mit zwei Druckausgleichsbehältern verbunden, die nach dem Prinzip von Gasometern funktionieren. Es ist ein Projekt, das auch durch – wenig greifbare – Zahlen beeindrucken will. Hinweistafeln sind voll davon. 2,8 Millionen Liter Wasser, eine Mischung aus Meerwasser, Ozeankonzen­trat und Frischwasser, seien in den Mini-Ozean mit Korallenriff gepumpt, rund 4000 Pflanzen- und Tierarten angesiedelt worden, erzählt Claudio.
Nach mehreren Testläufen zogen sie 1991 ein, vier Männer und vier Frauen, die Projektchef John Allen aus vielen Bewerbern ausgewählt hatte. Sie sollten in dem Komplex ihre eigene Nahrung anbauen, Ziegen, Schweine und Hühner züchten und vor allem forschen. Doch schon bald begannen, abgesehen von sozialen Spannungen in der Gruppe, die existenziellen Probleme. Nicht nur, dass einige der Pflanzenarten bestens gediehen und andere gar nicht, die Nahrung war knapp und auch der Sauerstoffgehalt nahm zwischenzeitlich dramatisch ab, sodass von außen nachgeholfen werden musste. Nach exakt zwei Jahren wurde die Mission 1993 abgebrochen, eine zweite währte nur drei Monate. Wie viele Amerikaner beherrscht auch Claudio die Kunst, mit einer Anekdote vom Scheitern abzulenken und erzählt, dass die Sonnenlicht-entwöhnten Wissenschaftler am Tag der Öffnung mit Make-up vor die wartende Weltpresse traten.
Der durchaus beeindruckende Komplex gehört heute zur Universität von Arizona. Zwar betonen mehrere Ausstellungen, wie wichtig die Arbeit der Wissenschaftler für das Verständnis unserer Erde ist, doch Experimente sind nur wenige zu sehen. Die Mitarbeiter scheinen eher für die Besucher da zu sein. Ihre Eintrittsgelder, so Claudio, würden nicht unwesentlich dazu beitragen, die Anlage, deren Betrieb rund 5 Millionen Dollar pro Jahr verschlinge, am Laufen zu halten. Angesichts der wenigen aufgestellten Solarpaneele gibt er zu, dass die Sonnenenergie hier in der Wüste besser genutzt werden könnte.
War und ist die Biosphäre 2 also vor allem ein Ort für Science-Fiction-Touristen? Weder NASA, noch ESA noch die Stiftung MARS ONE, die für 2025 eine Siedlung auf dem Mars plant, wollten sich gegenüber der Bauwelt äußern, inwiefern die Biosphere 2 damals wissenschaftliche Erkenntnisse für eine Marsmission geliefert hat.

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