Helmut von Werz: Architekt des Münchner Wiederaufbaus
Helmut von Werz in der Architekturgalerie München
Text: Paul, Jochen, München
Helmut von Werz: Architekt des Münchner Wiederaufbaus
Helmut von Werz in der Architekturgalerie München
Text: Paul, Jochen, München
Zweifellos gehört Helmut von Werz (1912–1990) zu den großen Architekten der Nachkriegsmoderne in Bayern. Trotzdem stand sein 1946 gegründetes Büro – ab 1952 in Partnerschaft mit Johann-Christoph Ottow, ab 1971 dann mit Erhard Bachmann und Michel Marx – in der öffentlichen Wahrnehmung zu Unrecht immer etwas im Schatten der „berühmteren“ Kollegen Alexander von Branca, Hans Döllgast und Sep Ruf. Das mag einerseits daran liegen, dass seine Planungen für Großsiedlungen in Verruf gerieten, nachdem der „Spiegel“ 1968 in einem polemischen Beitrag über den Münchner Städtebau die Siedlung Hasenbergl als „schlechteste Trabantenstadt Deutschlands“ abgekanzelt hatte; andererseits daran, dass Helmut von Werz zeitlebens die mediale Selbstvermarktung weniger wichtig war als das Bauen selbst.
Aus dem Schatten heraus holen ihn nun die von Cordula Rau und Georg von Werz, dem Sohn des Architekten, herausgegebene Werkmonografie, die begleitende Wanderausstellung und die Website www.helmutvonwerz.de. Das „Mehrgenerationenprojekt“ (die Digitalisierung der Planzeichnungen besorgte Enkel Max) – zeigt einen maßvollen Modernisten, dessen Aufgabenspektrum neben Großsiedlungen vor allem Büro- und Verwaltungsgebäude, Kirchen und Gemeindezentren, Krankenhäuser und Schulen umfasste: Bekannte Gebäude sind die Nazarethkirche in Bogenhausen, die Grundschule St. Anna im Lehel, das Hochhaus des Bayerischen Rundfunks und die Aufstockung des Altbaus von Richard Riemerschmid nahe dem Hauptbahnhof – für Stephan Braunfels „die sensibelste und vielleicht schönste Aufstockung, die je in München, vielleicht auch in Berlin, gebaut wurde“.
Highlight der Ausstellung in der Architekturgalerie aber ist die Archäologische Staatssammlung. Mit ihr übernahm das Büro seinerzeit eine Vorreiterrolle: Das 1975 (zwei Jahre vor der „Rostlaube“ der FU Berlin) fertiggestellte Ensemble am Englischen Garten ist einer der ersten mit Cortenstahl-Platten verkleideten Stahlbetonbauten in Deutschland. „Physisch“ ist die Staatssammlung in der Schau mit zwei Originalvitrinen vertreten.
Weil sich die Erwartung, die neu entwickelte Stahl-Legierung würde nach kurzer Korrosionszeit eine stabile Patina als wartungsfreie Schutzschicht bilden, in München ebenso wenig erfüllt hat wie anderswo, muss das Gebäude ab 2016 von Grund auf saniert werden. Die Gewinner des Vergabeverfahrens, Nieto Sobejano Arquitectos, schlagen die Neuordnung des Eingangsbereichs und als Erweiterung eine unterirdische Ausstellungshalle hinter dem Haus vor, die über drei, ebenfalls mit Cortenstahl verkleidete Oberlichtkuben mit Tageslicht versorgt wird.
0 Kommentare