Lange Bahnen, schmale Bauten
Text: Spix, Sebastian, Berlin; Crone, Benedikt, Berlin
Lange Bahnen, schmale Bauten
Text: Spix, Sebastian, Berlin; Crone, Benedikt, Berlin
Schwimmbäder zählen zum unverzichtbaren Bestandteil des Bildungsauftrags, sie sind Teil der örtlichen Daseinsvorsorge und damit in kommunaler Hand. Das Hallenbad dient hierbei als multifunktionaler Freizeit-ort für die gesamte Gesellschaft und kann ganzjährig für Sport, Freizeit und Erholung genutzt werden. Oder wie die Hamburger Sportverwaltung Anfang der 60er Jahre den Entwurf der Alsterschwimmhalle – wir stellen die Sanierung in diesem Heft vor – kommentierte: „Schwimmen ist ein Ausdruck des Frohsinns und der Gesundheit von Körper und Geist.“ Mit Blick auf die Bäderlandschaft fällt allerdings auf, dass mehr Schwimmbäder schließen als gebaut werden – wir zeigen im Heft nur einen Neubau, die anderen Projekte sind Erweiterungen, Sanierungen oder Ersatzneubauten. Ihr Unterhalt ist bekanntermaßen teuer, woran viele Kommunen scheitern. Gleichzeitig gelten im gesamten Bundesgebiet fünfzig Prozent der Grundschüler als keine sicheren Schwimmer, nach Angaben der Senatsverwaltung für Bildung können 36 Prozent der Berliner Drittklässler gar nicht schwimmen. Ein typisches Henne-Ei-Problem: Bedingt das fehlende Angebot, dass Schwimmen nicht mehr erlernt wird, oder werden keine Schwimmbäder gebaut, weil weniger geschwommen wird? Zur Einordnung ein kurzer Blick auf die Hauptstadt mit dem größten Bäderbetreiber Europas. Das jüngste Schwimmbad Berlins ist bereits 25 Jahre alt, seit 2000 wurden die Zuschüsse vom Land immer weiter reduziert und haben einen Sanierungsstau von hunderten Millionen Euro verursacht, der bereits zu einigen Bad-Schließungen geführt hat. Prominentes Beispiel für einen solchen Sanierungstau und aktuell Gegenstand einer Abrissdebatte ist eine DDR-Ikone in Berlin-Friedrichshain: das Anfang der 80er Jahre realisierte Sport- und Erholungszentrum (SEZ). Der Senat ließ es bereits 2002 aufgrund hoher Betriebskosten schließen. Wir zeigen den ungewöhnlichen Bau, der nicht verschwinden sollte.
Dazwischen, daneben, dahinter
Es liegt für den Menschen offenbar ein Reiz darin, sich die Arbeit schwer zu machen. Das trifft nicht zuletzt auf die Tätigkeit des Architekten zu. Das ungestörte Bauen auf der grünen Wiese, von dem sich Kanzler Scholz wieder das ewige Wohnglück verspricht, kann zu erstaunlich banalen Ergebnissen führen. Dagegen lässt das Füllen kleiner Baulücken in dichter Lage die Augen auf- und Planerherzen höherschlagen. Die drei Wohnungsbauprojekte im zweiten Thementeil entstanden nicht nur unter beengten Platzverhältnissen von jeweils nur rund sechs Metern Breite, sondern auch unter erschwerten Bedingungen. Uns sind die Lückenfüller gerade deshalb einen Besuch wert gewesen.
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