Zu seinem 90. Geburtstag im Mai dieses Jahres bekam Pancho Guedes Bilder überreicht, die Schulkinder aus Maputo von seinen Gebäuden gemalt hatten. Für ihn war es wie eine Bestätigung, dass Gebäude, die er vor 40, 50 oder 60 Jahren ersonnen hat, auch Kinder von heute zum Nachzeichnen anregen. „Gebäude“, sagte er
mir in einem Gespräch während der Vorbereitung seiner Ausstellungen in Kapstadt und Johannesburg 2008, „müssen zu atmenden Wesen werden. Architektur wird nicht als intellektuelle Erfahrung begriffen, sondern als sinnliche Wahrnehmung – und als Gefühl.“

Vor gut eineinhalb Jahren haben wir Pancho Guedes ein Heft gewidmet (Bauwelt 4.2014) und einen kleinen Ausschnitt aus seinem überbordenden Werk vorgestellt. Hunderte von Gebäuden, Skulpturen, Bildern sowie unzählige Zeichnungen hat er geschaffen, die von seinem kreativen Überschwang zeugen und eine außergewöhnliche, schwer in gängigen Kategorien zu fassende Vielfalt aufweisen. Eindeutigkeit war Guedes, der sich den Dadaisten nahe fühlte, fremd. So gipfelten unsere Gespräche oft in mäandernden Geschichten über die Architektur des 20. Jahrhunderts und ihre Protagonisten, von denen er viele persönlich kannte, seine persönliche Geschichte dort hineingewoben.

Die Begegnungen mit Pancho Guedes waren immer sehr intensiv. Er lebte vor, dass es immer besser ist, einfach Dinge zu tun, als zu zögern, man eher auf die eigene Intuition hören soll als auf die Kollegen, dass man immer eine Wahl hat oder zwei, und dass Einschränkungen hinsichtlich Ideen, Gedanken, Geschichten, Farben oder Materialien nicht akzeptiert werden müssen und mit einem Lachen oder einem Scherz aus dem Weg geräumt werden können.

Am 7. November starb Pancho Guedes auf der Farm seiner jüngsten Tochter im südlichen Afrika, wo er die letzten Jahre lebte und zeichnete.