Produktive zweite Runde
Europan 15 startet dieses Jahr mit dem Motto „Produktive Städte 2“. Die deutschen Standorte: eine Kreisstadt in Oberfranken und vier Kleinstädte im Rheinland.
Text: Flagner, Beatrix, Berlin
Produktive zweite Runde
Europan 15 startet dieses Jahr mit dem Motto „Produktive Städte 2“. Die deutschen Standorte: eine Kreisstadt in Oberfranken und vier Kleinstädte im Rheinland.
Text: Flagner, Beatrix, Berlin
Eigentlich ist es ein produktiver Standort: Auf dem Bahnhofsareal der Stadt Selb in Oberfranken befindet sich ein stetig wachsendes mittelständisches Unternehmen, eine Tankstelle, ein Restaurant sowie mehrere Handelsunternehmen und Kleinunternehmen. Attraktiv ist dieser Ort trotzdem nicht.
Damit unterscheidet sich das Bahnhofsumfeld von Selb nicht sonderlich von anderen Bahnhofsarealen in Deutschland. Sie stecken voller Potenzial und würden durch eine Verbesserung der städtebaulichen Situation zur Innenentwicklung eines Ortes beitragen. Doch auf Bahnhofarealen und ihrem engeren Umfeld herrscht strikte Funktionstrennung: Hier hat das Wohnen selten etwas zu suchen. Gleichzeitig weiß inzwischen fast jeder, dass eine lebendige Stadt nur dann möglich ist, wenn es eine Durchmischung gibt – auch in diesen Gebieten.
Bereits Europan 14 widmete sich unter dem Motto „die produktive Stadt“ der Mischung von Wohnen, Arbeiten, Ausbildung und sozialem Leben. Dieses Jahr geht es in die zweite Runde. Mitte März startete die 15. Ausgabe des europaweit größten Ideenwettbewerbs für junge Architekten und Stadtplaner.
Diesmal wird das Thema „Produktive Stadt“ nicht nur um die Zahl 2 im Titel, sondern vor allem um die Komponente der Ökologie erweitert. Welche Synergien können erzeugt und genutzt werden, um nachhaltig vertretbare produktive Nutzungen in der Stadt zu halten oder sie in die Stadt zurückzuführen?
Drei Themenbereiche sollen dabei besonders in den Fokus gestellt werden: Ressourcen, Mobilität, Fairness. Die Lösungsansätze sollen im besten Fall eine Antwort darauf geben, wie die Erreichbarkeit von produktiven Stadtvierteln gewährleistet werden kann, wie das Teilen von Ressourcen einen minimierten Verbrauch herbeiführt oder wie ein durchmischtes Quartier eine soziale Gerechtigkeit hervorbringt.
Die traditionsreiche Porzellanindustrie in Selb hat ihre Produktionsstandorte seit jeher inmitten der Stadt. Wenn das Bahnhofsareal an die Stadtmitte angegliedert werden würde, und man damit gleichzeitig dem Mangel an Wohnraum, insbesondere im Mietwohnungsbereich, entgegenwirkt, können Wohnen und Arbeiten an die Tradition der innerstädtischen Produktion anknüpfen.
Insgesamt beteiligen sich 43 Orte aus 12 Ländern am Europan 15-Verfahren. Aus Deutschland ist neben der Stadt Selb die Bergische Kooperation dabei, ein Zusammenschluss der vier Städte Hilden, Ratingen, Solingen und Wülfrath.
Das Pilotprojekt trägt den Titel „Zukunftsquartiere zwischen Rhein und Wupper“. Die vier Standorte könnten unterschiedlicher nicht sein: Während in Solingen ein ehemaliger Industriestandort transformiert werden soll, sollen in Hilden unter Achtung des gründerzeitlichen Stadtgrundrisses Bebauungskonzepte erarbeitet werden, und in Wülfrath wird nach einer Neuentwicklung auf der grünen Wiese gesucht. Dennoch stellt die Kooperation eine gemeinsame Aufgabe: Beispielgebende Impulse für die Quartiersentwicklung der Region sind gefordert. Das Ziel, weniger konkrete Lösungen für den einzelnen Standort zu erhalten, als gemeinsame Handlungsansätze, wird keine leichte Aufgabe.
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