Tropicality revisited
Neue Ansätze indonesischer Architektur im DAM
Text: Hoetzel, Dagmar, Berlin
Tropicality revisited
Neue Ansätze indonesischer Architektur im DAM
Text: Hoetzel, Dagmar, Berlin
Es ist gute Tradition im Deutschen Architekturmuseum, dem jeweiligen Ehrengastland der Frankfurter Buchmesse eine Schau zu widmen, die Einblick in dessen Architektur gewährt. Finnland 1999 (Bauwelt 2.2000) oder Portugal 1997 (Bauwelt 41.1997) sind in bleibender Erinnerung. Nun also Indonesien. Womit setzen sich die indonesischen Architekten auseinander? Die Ausstellung legt den Fokus auf die Frage, welche neuen Ansätze im Hinblick auf das tropische Klima verfolgt werden. Zwölf Fallbeispiele werden im 3. Obergeschosses des DAM ausführlich präsentiert – acht Einfamilienhäuser, ein temporäres Open-Air-Kino, ein Restaurant, ein Hotel, eine Moschee. Auffällig ist, dass das Bauen in den Tropen auf sehr unterschiedliche Art und Weise thematisiert wird. Das Haus, das der Architekt Andra Matin für sich und seine Familie gebaut hat, ist vor allem ein Deck aus Eisenholzplanken, das beinahe die Hälfte des Grundstücks einnimmt und das Zentrum des Hauses bildet. Hier finden sich Küche, Wohn- und Essbereich und ein Swimmingpool. Es ist teilweise überdeckt mit einer Betonstruktur, in die im oberen Geschoss die Schlafräume der Kinder eingebaut sind – begehbare Schränke mit Bett, jedoch isoliert und mit einer Klimaanlage ausgestattet. Das Schlafhaus der Eltern ist abgerückt von der Plattform und ge-rade so groß, dass eine Kingsize-Matratze reinpasst und eine Spindeltreppe, um in das darunterliegende Bad zu kommen. Bauen in den Tropen heißt hier wohl: weitestgehend im Freien leben und die zu klimatisierenden Räume auf ein Minimum reduzieren.
Der Architekt Eko Prawoto hingegen meint, dass das tropische Klima für traditionelle Gesellschaften nie ein Problem war, sondern etwas, mit dem man lebt. Für ihn ist klimagerechtes Bauen eng verknüpft mit den Standards einer modernen, globalen Welt, in der traditionelle Werte und Weisheiten oft vergessen werden. Den Wohnraum seines Hauses baute er um einen ausgewachsenen Baum herum, der eine große Öffnung im Dach bedingt. Dass in der Regenzeit hier Wasser eintritt, ist einkalkuliert und dieser Bereich des Wohnraums als interner „Garten“ gestaltet. Sein Haus, mit sukzessiven Erweiterungen über 16 Jahre hinweg entstanden, fügt sich in die üppige Vege-tation der Umgebung, die wiederum die Räume vor Hitze und Feuchtigkeit schützt. Auf der Buchmesse zelebriert Indonesien mit dem Motto „17.000 Inseln der Imagination“ – auch seine reiche kulturelle Vielfalt.
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