Bauwelt

Wiederauf- und Weiterbauen

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

Wiederauf- und Weiterbauen

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

Zehn Jahre ist es her, dass ľAquila, Hauptstadt der ihren Namen tragenden Provinz und der italienischen Region Abruzzen, von einem Erdbeben zerstört wurde. Noch drei Jahre später war das historische Zentrum mit seinen zahlreichen Baudenkmälern eine Geisterstadt (Bauwelt 14.2012). Doch kurz nach unserem damaligen Besuch wurde der Notstand für beendet erklärt und die Phase des Wiederaufbaus ein­geläutet. Seitdem sind sieben Jahre vergangen, und als mich Anfang des Jahres Architekt Clemens Kusch kontaktierte und mir Eindrücke eines kurz zuvor absolvierten Besuchs schilderte, war die Neugierde geschürt. Tatsächlich ist der zehnte Jahrestag des Bebens am 6. April ein guter Anlass für einen erneuten Bericht. Die Altstadt ist ein komplett anderer Ort als Anfang 2012; vieles ist bereits restauriert, vieles im Bau; der Lärm der Baustellen füllt heute die Straßen, wo damals gespenstische Stille über Ruinen lag: Es ist die spezifische Euphorie des Aufbaus, die sich bei einem Architekten hier unweigerlich einstellt. Doch zugleich wirken die Schwierigkeiten, vor denen ľAquila weiterhin steht, schwer. Die jahrelange Sperrung des Zentrums, der von den Schäden und Sicherungsmaßnahmen erzeugte Leerstand hat die Organisation des Lebens der 70.000 Einwohner verändert, hat das Gleichgewicht zwischen Hauptort und den kleinen Städten und Dörfern im Umland verschoben. L’Aquila 2019 ist eher Stadtlandschaft als Stadt; die ausufernde Peripherie, die schon vor dem Erdbeben ihren Kern umgeben hatte, ist der eigentliche Lebensmittelpunkt. Welche Rolle die neue alte Mitte dereinst spielen wird, ist heute noch schwer absehbar, doch besteht angesichts der Sorgfalt der Restaurierungen Anlass zur Hoffnung, dass Menschen, Arbeitsplätze, Kulturstätten und Handel irgendwann zurückkehren. In den Orten ringsum aber sieht das anders aus. Deshalb widmet sich dieses Heft nicht nur der Situation in ľAquila selbst, sondern wirft auch einen Blick auf die Umlandgemeinde Arischia, die von den Erdbeben 2016 und 2017 zusätzlich beschädigt worden ist, und auf das Sonderbüro für den Wiederaufbau der Ortschaften außerhalb des aquilaner Stadtgebiets. Die Zukunft von ľAquila dürfte jedenfalls zu einem erheblichen Teil von der Entwicklung jener 99 Orte abhängen, die die Stadt vor 789 Jahren mitgegründet haben.

Büros zu Wohnungen

Wenn Bürogebäude nicht mehr für ihren eigentlichen Zweck taugen, müssen sie nicht unbedingt abgerissen werden. Nicht nur ein Baudenkmal wie Karl Schwanzers Philips-Hauptverwaltung in Wien, sondern auch ein alltägliches Bürohaus kann zu Wohnungen umgenutzt werden, wie in Winterthur geschehen.

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