Die Vielfalt der Gestaltung
Peter-Behrens-Ausstellung im NRW-Forum in Düsseldorf
Text: Maier-Solgk, Frank, Düsseldorf
Die Vielfalt der Gestaltung
Peter-Behrens-Ausstellung im NRW-Forum in Düsseldorf
Text: Maier-Solgk, Frank, Düsseldorf
Peter Behrens ist bis heute eine Persönlichkeit der Architekturgeschichte, an der so manche grundsätzliche Frage der Profession anschaulich wird: das Verhältnis von Tradition und Moderne zum Beispiel, der Gegensatz von ‚Sichtbarkeit des Konstruktiven‘ und nobilitierendem Fassaden-Gewand, der Wechsel der Stile versus Kontinuität einer künstlerischen Haltung. An den beruflichen Stationen des Lebenslaufs von Behrens zeichnet sich eine deutsche Künstlerentwicklung ab, die Züge des Exemplarischen trägt: Malerei und Gründung der Sezession in München, das erste eigene Haus in der Darmstädter Künstlerkolonie, Villen für Carl Osthaus in Hagen, ab 1907 „künstlerischer Beirat“ der AEG und Eröffnung des Büros in Neubabelsberg mit Mies und dem jungen Le Corbusier als Schüler, Firmenrepräsentanzen in diversen deutschen Großstädten, metropolitane Pläne für den Potsdamer Platz – Behrens Schaffen zwischen den Epochen gleicht einer Quelle, deren Wasser sich wenig später in die unterschiedlichsten Richtungen verzweigt.
Die Ausstellung im Düsseldorfer NRW-Forum, die anlässlich des 75. Todestages des „Ahnherrn der Moderne“ und Pionier des Industriedesigns durch die Peter Behrens School of Architecture der Düsseldorfer Fachhochschule entwickelt und realisiert wurde, macht die Vielfalt von Behrens Entwurfstalenten sichtbar. Obwohl sie ausschnitthaft auch kunsthandwerkliche Entwürfe, vom Elektrogerät bis zum Reformkleid, zeigt, lässt sie architektonisch durchaus einen roten Faden erkennen. Es ist wohl Behrens Sinn für Proportionen, der den geometrischen Vereinfachungen seiner monumentalen Baukörper immer wieder ihre harmonische Wirkung sichert. Die Hauptverwaltung der Mannesmann-Röhrenwerke am Düsseldorfer Rheinufer ist so ein Beispiel: Der Stahlskelettbau hält im Inneren einen Grundriss für variable Raumgrößen bereit. Sein Volumen sowie die Fassade bringen eine wuchtige Modernität zum Ausdruck, aber mit dem rustizierten Sockelgeschoss hält er auch am Vorbild eines Florentiner Palazzo fest – Nobilitierung der Arbeitswelt, Architektur als „würdiges Gewand“ (M. Gropius).
Die Voraussetzungen einer gelungenen Architekturausstellung seien entweder viel Geld oder der Enthusiasmus der Beteiligten, betonte Kurator Thorsten Scheer bei der Eröffnung. In diesem Fall haben vor allem die Studierenden der Hochschule zum Erfolg beigetragen. In einer einsemestrigen Arbeit haben sie die Ausstellungsarchitektur gebaut: Von den Zwischenwänden und Wandbekleidungen über die entsprechenden Podeste, alle aus elegant wirkenden, dunkelgrauen MDF-Faserplatten, bis hin zu den 12 Architekturmodellen aus Buchen- und Platanenholz entstand ein Parcours, der hinsichtlich Atmosphäre, Anschaulichkeit und handwerklicher Kunst höchsten Ansprüchen genügt. Historische Aufnahmen, Kopien von historischen Zeichnungen und ausführliche Texte rahmen die Modelle. Zu ihnen gehört auch das dreieckige Ensemble, das Behrens’ ursprünglichen Entwurf für den Alexanderplatz in Berlin aus den späten 20er Jahren zeigt. Laut Kurator Scheer präsentiert es zum ersten Mal in einer Ausstellung auch das nicht realisierte dritte Gebäude, eine als Hochhaus mit Vorbauten ausgeführte moderne Vergnügungsstätte, die Kino, Hotel, Büros und Wohnungen in einem schon der neuen Sachlichkeit angenäherten Stil kombinieren sollte. Als die politischen Entwicklungen absehbar wurden, zogen sich die amerikanischen Investoren damals kurzfristig zurück, die Entwicklung endete abrupt.
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