Bauwelt

Globale Russen

Kosmos arbeiten von Moskau, Basel und New York aus. Wie Social Media funktioniert, wissen sie genau. Entsprechend große Aufmerksamkeit erzeugen sie mit ihren Projekten

Text: Heinich, Nadin, München

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    Die brachgefallene Elektroapparatefabrik bauten Kosmos zu einem zentralen Ort der Jugendkultur aus. Inzwischen ist EMA abgerissen worden. Hier sind Luxusapartments geplant.
    Foto: Yuri Palmin

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    Der temporäre Pavillon für das Kunstmuseum Ga­rage ist eine Hommage an das Hexaeder-Projekt von Iwan Scholtowski
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    Eine Wohnanlage als Grabstein für Malewitsch – mit diesem Vorschlag konnten sich Kosmos im Wett­bewerb nicht durchsetzen
    Abbildung: Architekten

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    Eine Wohnanlage als Grabstein für Malewitsch – mit diesem Vorschlag konnten sich Kosmos im Wett­bewerb nicht durchsetzen

    Abbildung: Architekten

Globale Russen

Kosmos arbeiten von Moskau, Basel und New York aus. Wie Social Media funktioniert, wissen sie genau. Entsprechend große Aufmerksamkeit erzeugen sie mit ihren Projekten

Text: Heinich, Nadin, München

Kosmos,das sind vier Freunde aus Moskau. Alle sind um die 29 Jahre alt, haben sich während des Architekturstudiums am MArchI kennengelernt und 2012 ihr Büro gegründet. Neben eini­gen gewonnenen Wettbewerben, wie dem für das Hans-Christian-Andersen-Museum in Odense, Dänemark, haben sie bereits mehrere temporäre Bauten realisiert und – da die Jungs ganz genau wissen, wie Social Media funktioniert – damit ziemliches Aufsehen erregt.
Ihr erstes realisiertes Projekt war im Jahr 2012 ein temporärer Pavillon für das private Kunst­museum Garage. Diesen bespielte die von Dasha Zhukova gegründet Institution, bevor sie im folgenden Jahr in den Pavillon von Shigeru Ban umzog und 2015 schließlich in das von OMA umgebaute ehemalige Restaurant „Jahreszeiten“ im neu gestalteten Gorki-Park (Bauwelt 8.2016). Der Pavil­lon von Kosmos ist eine Hommage an das Hexaeder-Projekt von Iwan Scholtowski. Inmitten des historischen Baumbestands gruppierten die Architekten sechs unterschiedlich große weiße Kuben, alle umhüllt mit einem transluzenten, weißen Gewebe – je nach Blickwinkel mal opak, mal transparent –, sodass zwischen den Kuben interessante Zwischenräume entstanden.
Für EMA verwandelten Kosmos im Sommer 2015 ein aufgelassenes Industrieareal im Zentrum Moskaus in einen temporären Club. Die ehema­lige Kantine einer Fabrik für medizinische Apparate (Electrical Medical Apparatus) entwickelte sich zu einem der Orte für Jugendkultur in der Stadt. Zuvor lag der Komplex aus den Fünfzigern zehn Jahre brach. Kosmos baute ihn mithilfe einfachster Materialien um. Konzeptionell bestand EMA aus vier Komponenten: dem silbernen Hintergrund, dem Himmel, dem Neonschriftzug und der Scheibe. Das Projekt existiert(e) real wie virtuell. Die Architekten wickelten den Bestand in silberne Folie, ein Isoliermaterial für Rohrleitungen, und fassten ihn so optisch zu einer Einheit zusammen. Über dem Innenhof spannten sie eine Vielzahl von Kabeln – ein künstlicher Himmel mit Leuchten, Lautsprechern, Reflektoren und Berieselungsanlagen, inspiriert von der technischen Infrastruktur an Rohbaudecken. Ein Leuchtschriftzug mit dem originalen EMA-Logo installierten sie auf dem Hauptgebäude. Im Hof wurde eine riesige reflektierende Scheibe von neun Metern Durchmesser aufgestellt. Sie dien­te für Projektionen, fungierte aber vor allem als Social-Media-Icon, als Hintergrund für Fotos und Selfies. Das Projekt wurde von einer Social-Media-Kampagne begleitet. Die Partys, zum Teil mit speziellem Dresscode, sind immer noch zu finden unter #fulloffoil, #EMA. Im Oktober 2015 wurde alles abgerissen, um Platz für Luxusapartments zu schaffen.
Feine Ironie bewiesen Kosmos mit ihrem Vorschlag für die Neugestaltung des Grabes von Malewitsch. Nachdem ein Projektentwickler eine Wohnanlage über dem mutmaßlichen Grab des Künstlers im Dorf Nemtschinowka in der Nähe von Moskau errichtet hatte und dies für einigen Protest sorgte, wurde ein Wettbewerb für ein neues Denkmal ausgeschrieben. Der Vorschlag von Kosmos: Den ganzen Gebäudekomplex als riesigen Grabstein inszenieren, mit der Inschrift „Hier liegt die Asche des großen Künstlers Kasimir Malewitsch. 1878–1935.“

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