Bauwelt

Aldo Rossi e la Ragione

Eine sehenswerte Ausstellung im Palazzo della Ragione in Padua gibt einen Überblick über das Schaffen des Architekten zwischen 1967 und 1997

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

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Für das neue Ortszentrum von Borgoricco bei Padua schuf Rossi in den 80er Jahren ein gut erhaltenes Ensemble aus Rathaus, Bib­liothek und Museum
Foto: Ulrich Brinkmann

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Für das neue Ortszentrum von Borgoricco bei Padua schuf Rossi in den 80er Jahren ein gut erhaltenes Ensemble aus Rathaus, Bib­liothek und Museum

Foto: Ulrich Brinkmann


Aldo Rossi e la Ragione

Eine sehenswerte Ausstellung im Palazzo della Ragione in Padua gibt einen Überblick über das Schaffen des Architekten zwischen 1967 und 1997

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin

22 Jahre ist es nun her, dass Aldo Rossi bei einem Autounfall sein Leben verloren hat. 66 Jahre war er damals alt und eine der prägenden Persönlichkeiten der europäischen Architektur, in einem Atemzug zu nennen etwa mit Oswalt Matthias Ungers, mit dem er die Liebe zum Quadrat und anderen geometrischen Grundformen teilte. Zum Werk des zehn Jahre älteren deutschen Kollegen lassen sich noch weitere Parallelen ziehen, etwa das immense Interesse an der Architektur- und Stadtgeschichte und der Versuch, daraus eine Art Essenz zu gewinnen an Formen, die unabhängig von ihrer zeitlich gebundenen Bestimmung Gültigkeit beanspruchen können und als urbane Architekturen die Stadt über Jahrhunderte zu prägen in der Lage sind. Dass die realisierten Bauten dieser beiden großen Architekten dem turmhoch gebauten theoretischen Anspruch in Detail, Material und Proportion nicht immer standhalten, ist ein Befund, dessen Ursache auf den Grund zu gehen Anlass und Thema für ein eigenes Forschungsprojekt wäre.
Insofern ist es eine gute Entscheidung der Kuratoren der großartigen Aldo Rossi-Schau, die in diesem Sommer im noch großartigeren Palazzo della Ragione in Padua zu sehen ist, auf Fotos der realisierten Bauten zu verzichten und sich auf das zu konzentrieren, was neben den zumindest im Deutschen nicht immer leicht zu lesenden, da nicht immer glücklich übersetzten Schriften als Essenz von Rossis Werk noch immer anregen kann: nämlich auf die Konzeption seiner Projekte, wie sie sich aus den wunderbaren Zeichnungen und Modellen erschließt. 140 Exponate haben Cinzia Simeoni und Alessandro Tognon zusammen mit der Fondazione Aldo Rossi zusammengestellt für diese erste Werkübersicht seit vielen Jahren; vor allem aus dem von der Mailänder Stiftung verwahrten Nachlass selbst, aber auch aus dem Deutschen Architekturmuseum oder dem MAXXI in Rom. „Aldo Rossi e la Ragione. Architetture 1967–1997“ ist nicht nur ein ziemlich vollständiger Überblick, der 36 Architekturprojekte, Designobjekte und Bücher zusammenführt, sondern setzt vier Schwerpunkte, um die Entwicklung von Rossis Architektur deutlich zu machen: vom 1971 bis ´78 nur teilrealisierten Friedhof in Modena über das Theater für die Biennale 1979 in Venedig zum Hotel „Il Palazzo“ in Fukuoka (1987–89) und dem Entwurf für das Deutsche Historische Museum in Berlin (1988). Die Ausstellungsarchitektur hält dabei Abstand von den Wänden des großen Saals, wirkt mit ihren geometrisch klaren Kabinetten wie ein eigenes, in den Raum gestelltes Objekt – und erweist mit ihrer Höhenentwicklung dem Freskenschmuck des Saals Respekt.
Das dürfte Rossi gefallen haben. Für ihn war der Palazzo della Ragione ein Beispiel für die von ihm selbst gesuchte urbane Form, die unab­hängig von ihrer Funktion existiert als Gefäß des städtischen Theaters, des Lebens selbst. Wer danach den Wunsch verspürt, trotz der eingangs angesprochenen Abstriche einen Bau von Rossi zu besuchen, findet nicht weit von Padua ein lohnendes Ziel: 1983–88 realisierte der Architekt im Örtchen Borgoricco, gut zehn Kilometer nördlich von Padua gelegen, ein großes öffentliches Projekt, bestehend aus Rathaus, Bibliothek und Museum. Es ist nicht nur gut gealtert, sondern in der brütenden Hitze eines Sommernachmittags ein Ort von ganz eigener Melancholie. Vom Bahnhofsvorplatz ist es bequem mit dem Bus zu erreichen, man fahre bis Borgoricco Chiesa.
Fakten
Architekten Rossi, Aldo (1931–1997)
aus Bauwelt 15.2019
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