Bauwelt

Alexander Eichenlaub

1946–2024

Text: Kirschbaum, Mark

Alexander Eichenlaub

1946–2024

Text: Kirschbaum, Mark

Er besaß die große Gabe sehr unterschiedliche Menschen zu erreichen und zusammenzuführen. Das ist ebenso eine kommunikative Leistung, wie auch wesentliche Aufgabe der Architektur. Beides beherrschte er souverän. Nun ist Alexander Eichenlaub verstorben – seine große Stimme aber nicht still, sie wird nur etwas leiser.
Geboren in Speyer und studiert an der damaligen HdK Berlin, war er Mitarbeiter von Gustav Hämer, der ihn stark geprägt hat. In den 1980er Jahren hat Alexander Eichenlaub mit der Grup-pe 67 unter anderem viele Sanierungsprojekte im Rahmen der IBA Berlin verantwortet. Er interessierte sich stets für das kulturelle Erbe der gebauten Stadt und die Menschen, die diese bewohnen. Das „Quartier“ war fester Bestandteil seines Wortschatzes, denn hierin zeigt sich das Zusammenspiel von Gesellschaft und Raum anschaulich. Durch scheinbar Kleines und zuweilen Unsichtbares doch Großes zu bewirken, das war zeitlebens sein Anspruch, den er meisterhaft beherrschte. Eines seiner Erfolgsgeheimnisse war es, den Menschen wirklich zugewandt zu sein.
Er kam Ende der 1980er Jahre an die heutige Universität Kassel, wo die Architekturlehre damals sehr progressiv und mit Stadt- und Landschaftsplanung zusammen gelehrt und gelebt wurde. Ab 1991 leitete er das Fachgebiet „Altbau-sanierung/Sanierungstechnik“, das später „Entwerfen im Bestand/Denkmalpflege“ hieß. Alexander Eichenlaub hat sich in Kassel, der Region und darüber hinaus eingemischt, ob als Preisrichter, Gutachter, im Gestaltbeirat oder in der Öffentlichkeit. Er wirkte besonders dort, wo er lebte – mit bürgerschaftlichem Ethos und Verantwortung für seine Stadt. In Kooperationsprojekten hat er sich der Entwicklung des ländlichen Raums in Nordhessen gewidmet, lange bevor sich die meisten Planer dafür interessierten. Er realisierte Bauprojekte mit Studierenden, lange bevor der Begriff „Design-Build“ an den Hochschulen salonfähig wurde.
Obwohl er auch sprachlich brillant war, bleibt von ihm nicht übermäßig viel Geschriebenes. Sein Schaffen war so zahlreich und intensiv, dass das Festhalten nie nachkam. Er hat die Saat seines Verständnisses von Architektur und Stadt in Generationen von Studierenden und Weggefährten gelegt, die jetzt in der Verantwortung stehen und seine Multiplikatoren sind. Vielleicht ist das letztlich viel nachhaltiger.

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