Alles schläft, einsam wacht
Text: Kraft, Caroline, Berlin; Brinkmann, Ulrich, Berlin
Alles schläft, einsam wacht
Text: Kraft, Caroline, Berlin; Brinkmann, Ulrich, Berlin
Es surrt, ein Blatt hat sich im Ablass des Wasserbeckens festgesogen, sonst Stille. Bunte Plastikgießkannen hängen an einem Gestell daneben. Etwas weiter kehrt eine Frau Laub zusammen, es ist kalt. Grabsteine, Holzkreuze, wenige Sitzbänke. Der Abfall kommt in Gitterkörbe, links die Grünabfälle und Kränze, rechts die Grableuchten und Plastiktöpfe. Herbst auf dem Friedhof. In der Urnenhalle ist es still. Auf einer Tafel steht, dass Kränzeablegen und Figurenaufstellen verboten ist, es herrsche Brandgefahr – Grablichter sind auch verboten. Es stehen trotzdem welche da, und Fotos und LED-Teelichter, vereinzelte Rosen liegen auf dem Boden. Vor zwei benachbarten Urnen stehen zwei kleine Pappbecher, „Salud! Cheers! Santé! Bottoms up! Prost!“ steht in Comic Sans und Großbuchstaben drauf, drin ist vielleicht Eierlikör, verschimmelt. Trauern geht auf viele Arten.
Es gibt Orte des Lebens, die wir über Phasen hinweg wieder und wieder besuchen. Kindergarten, Schule, Ausbildungsbetrieb oder Hochschule, Büro, vielleicht ab und an ein Krankenhaus. Als ständiger Begleiter das eigene Zuhause, manchmal auch die liebste Eckkneipe. Und dann sind da die Orte, die wir selber nicht mehr sehen, an die uns andere bringen – wo wir hinkommen und dann bleiben. Nach einem Sterbefall beginnt für Hinterbliebene eine Abfolge an Notwendigkeiten, Geboten und Verboten. Bestattungsinstitut, Aussegnungshalle, Krematorium, Friedhof. Architektur ist auch in dieser Phase eine Begleiterin, eine Helferin. Sie muss ihre Mittel bereithalten, damit Hinterbliebene bestmöglich Abschied nehmen können, damit danach die Ruhe einkehren kann. Die Menschen, die wir bestatten und begraben, verdienen dafür würdige Orte. Genauso und vielleicht noch mehr tun es die, die im Leben bleiben.
Nicht nur Gänsebraten sei zu verdauen
Deshalb reichen wir Ihnen zu dieser Zeit im Jahr unsere Buchbesprechungen in Thementeil-Aufmachung, mit Blicken ins Buch und weiteren Extras appetitanregend arrangiert. Dieses Jahr sind es allesamt richtige Lesebücher: Die historisch-theoretischen sind das ja sowieso, immer, aber auch die Monographien, die wir Ihnen vorstellen möchten, sind allesamt echter Schmökerstoff – damit die Tage nicht zu lang werden, bis der Büroalltag wieder einsetzt, der Gesprächsstoff nicht ausgeht oder auch einfach mal Stille ist. In diesem Sinne: Frohes Fest!
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