Auf Putz gemalt
Eine Schau des Landesamts für Denkmalpflege Sachsen zeigt Wand- und Deckenmalereien aus acht Jahrhunderten und beleuchtet auch die restauratorischen Herausforderungen.
Text: Scheffler, Tanja, Dresden
Auf Putz gemalt
Eine Schau des Landesamts für Denkmalpflege Sachsen zeigt Wand- und Deckenmalereien aus acht Jahrhunderten und beleuchtet auch die restauratorischen Herausforderungen.
Text: Scheffler, Tanja, Dresden
In der Dreikönigskirche in Dresden wird aktuell eine Ausstellung des sächsischen Landesamtes für Denkmalpflege gezeigt, in der mehr als dreißig in situ erhaltene Wand- und Deckenmalereien aus den letzten 800 Jahren vorgestellt werden. Etliche Werke aus entlegenen Schlössern und mittelalterlichen Dorfkirchen sind zu sehen; einige von ihnen wurden erst vor kurzem während Renovierungsarbeiten wiederentdeckt und konnten danach gesichert, erforscht und teilweise auch bereits restauriert werden. Die Schau beginnt mit den Spuren einer Wandmalerei mit Erzengel- und Prophetendarstellungen aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts in der Dorfkirche des Doberschützer Ortsteils Battaune und endet mit der jüngsten Arbeit, dem komplexen Wandbild „Versöhnung“ von Werner Juza im Festsaal der erst in der Spätphase der DDR wiederaufgebauten Dreikönigskirche.
Wand- und Deckenmalereien hatten im Laufe der Zeit unterschiedliche Aufgaben: Bis zur Reformation und der Erfindung des Buchdrucks konnten große Teile der Bevölkerung nicht lesen. Daher veranschaulichen Malereien in Sakralbauten wie der Kirche St. Just in Kamenz und der schlichten Saalkirche im Liebstädter Ortsteil Döbra als „Bilderbibel“ Themen wie die Passion und Kreuzigung Jesu. Bei Profanbauten befriedigten sie den Repräsentationswillen des Bauherrn. So waren im Barock Motive aus der antiken Mythologie en vogue. In dem 1743 von sächsischen Premierminister Heinrich Graf von Brühl erworbenen und danach vom Architekten Johann Christoph Knöffel umgebauten Schloss Nischwitz sind in Vestibül, Fest- und Gartensaal bis heute wertvolle Wand- und Deckengemälde erhalten. Es gibt auch Überraschungen: So wurden beispielsweise im Oschatzer Rathaus an der Unterseite des Kellergewölbes zahlreiche später überdeckte Inschriften und Graffitis aus der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts gefunden. Zu sehen sind neben den Namen diverser sich hier verewigender Männer auch Darstellungen von Bierkrügen und Jagdszenen. Denn Teile des Gebäudes wurden früher als Trinkstube genutzt.
Die Ausstellung zeigt die große Bandbreite der Maltechniken auf Putz; weil diese Werke vom Referat Restaurierung des Landesamtes für Denkmalpflege betreut werden, werden auch die vielfältigen Herausforderungen beim Erhalt thematisiert. Denn die meisten der vorgestellten Arbeiten sind Secco-Malereien, bei denen mit einem Bindemittel vermischte Farben auf den bereits trockenen Putz aufgetragen wurden. Diese sind im Gegensatz zu Fresken, bei denen sich die auf den noch frischen Putz aufgebrachten Farbpigmente mit dem Untergrund verbinden, nicht so haltbar. Einige der präsentierten Fotoaufnahmen entstanden während bereits laufender Restaurierungsarbeiten, bei anderen ist erkennbar, dass entsprechende Maßnahmen noch ausstehen und teilweise dringend notwendig sind.
Ein Sonderfall ist die großflächige, sich vom offenen Eingangsbereich bis ins Foyer des Plauener Rathauses durchziehende Wandgestaltung von Karl-Heinz Adler und Friedrich Kracht. Denn die beiden Künstler setzten hier 1975/76 ein von ihnen selbst entwickeltes pneumatisches Beschichtungsverfahren ein, bei dem ein farbiges Granulat aus Quarzsand und Farbpigmenten an die Wand geschleudert wurde und dank eines speziellen Sichtbetonklebers haften blieb. Die geometrisch-abstrakte Flächengliederung entstand mithilfe von Schablonen. Diese farbintensive, im Volksmund „Geisterbahn“ genannte Raumgestaltung wurde jedoch bereits in der Spätphase der DDR mit Sandsteinplatten überdeckt. Sie wurde mittlerweile wieder freigelegt und wird aktuell restauriert.
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