Bauwelt

Der Brutalist

Der Film „Der Brutalist“ erzählt vom Architekten László Tóth. Seine Architektur wird zum zentralen Element der Handlung.

Text: Flagner, Beatrix, Berlin

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    László Tóth entwirft ein Ortszentrum für Doylestown, ein Denkmal für Van Burens verstorbene Mutter.
    Foto: Entertainment Kombinat GmbH

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    László Tóth entwirft ein Ortszentrum für Doylestown, ein Denkmal für Van Burens verstorbene Mutter.

    Foto: Entertainment Kombinat GmbH

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    Die umgebaute Bibliothek in Van Burens Landsitz.
    Foto: Entertainment Kombinat GmbH

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    Der Brutalist
    Regie: Brady Corbet
    mit Adrien Brody, Guy Pearce und Felicity Jones
    Dauer: 3 Std. 34 Min.
    Filmstart: 30. Januar

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    Der Brutalist
    Regie: Brady Corbet
    mit Adrien Brody, Guy Pearce und Felicity Jones
    Dauer: 3 Std. 34 Min.
    Filmstart: 30. Januar

Der Brutalist

Der Film „Der Brutalist“ erzählt vom Architekten László Tóth. Seine Architektur wird zum zentralen Element der Handlung.

Text: Flagner, Beatrix, Berlin

Erich Mendelsohn immigrierte in die USA, genauso wie die Bauhäusler Walter Gropius, Ludwig Mies van der Rohe, Marcel Breuer, László Moholy-Nagy oder Xanti Schawinsky. Sie prägten nachhaltig die Architektur-, Kunst- und Designlandschaft der Vereinigten Staaten. Ihre Biografien könnten als Inspiration für den fiktiven Protagonisten des Films „Der Brutalist“ gedient haben: László Tóth, ein jüdischer Bauhaus-Absolvent aus Ungarn und Holocaust-Überlebender, der nach dem Zweiten Weltkrieg in die USA auswandert.
Der epische, 215-minütige Film, der mit drei Golden Globes ausgezeichnet wurde, zeigt den Architekten als Klischee-Figur: exzentrisch, aufopfernd, als Kreativer missverstanden mit cholerischen Tendenzen. Der Film zeigt ihn aber auch als jemanden, der von Fremdenhass, sozialer Ausgrenzung, Sucht, Kriegstrauma und einem Leben am Existenzminimum betroffen ist.
Nach der Überfahrt kommt Tóth in einer Kleinstadt in Pennsylvania bei seinem Cousin unter. Sie erhalten den Auftrag, die Bibliothek im Landsitz von Harrison Van Buren umzubauen. Nachdem diese in einem Lifestyle-Magazin veröffentlicht wurde, beauftragt Van Buren Tóth damit, ein Ortszentrum zu entwerfen – bestehend aus Kapelle, Sporthalle, Auditorium und Bibliothek. Damit wird die Beziehung zwischen Architekt und Bauherr zunehmend intensiver, komplexer und auch missbräuchlicher. Tóth wird gleichermaßen als Luxusgut und Dienstleister behandelt.
Man möchte Parallelen zur Gegenwart ziehen: Immernoch gelten Architektinnen und Architekten als privilegierte Kreative, arbeiten jedoch oft in prekären Verhältnissen: Niedrige Löhne, lange Arbeitszeiten, Stress und psychischer Druck sind verbreitet – besonders bei Angestellten. Expats, die in einem neuen Land oft kaum soziale Kontakte haben und sich auf ihre Arbeit stützen, sind von diesen Arbeitsverhältnissen in Architekturbüros besonders häufig betroffen.
Der Film erzählt auch die Geschichte, wie Kreativität ausgebeutet wird. Das Ortszentrum wird zum hohlen Bau des reichen Mäzens, der keine eigene kreative Leidenschaft hat. Es soll ein Ort der Zusammenkunft werden, steht jedoch unter Van Burens Kontrolle. Als Tóths Ehefrau Erzsébet aus Budapest in die USA nachreist und den Entwurf erstmals sieht, überrascht sie, wie anders er ist als alle vorherigen Werke: enge Räume mit hohen Decken, grob, mit viel Sichtbeton – eine brutalistische Architektur, bei der Tóth seine Erlebnisse des Holocaust mit einfließen ließ.
Jean-Louis Cohens Buch „Architecture in Uniform“ regte Brady Corbet zum Drehbuch und zur Regie an. Sein Spielfilm ist der erste seit sechzig Jahren, der mit VistaVision gedreht wurde – einem Verfahren mit breiterem Sichtfeld und höherer Auflösung. Die Negative sind doppelt so groß wie ein typischer 35mm-Filmrahmen. Statt vertikal läuft der Film horizontal durch die Kamera. Visuell herausragend ist besonders die Sequenz im Marmorsteinbruch von Carrara.
„Der Brutalist“ hinterlässt das Gefühl, einen 1000-seitigen Roman gelesen zu haben – ein großes literarisches Werk, dessen Charaktere und Geschichte einen nicht loslassen.

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