Bauwelt

Der erste Preis

Kein Widerstreit, keine Konkurrenz, kein Hahnenkampf, aber auch keine Unterwürfigkeit vor Mies und Scharoun – so begründen die Preisträger ihre Großform mit flach­gepresstem Giebeldach, das sich über das gesamte Baufeld spreizt.

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    Von oben im Model Modell gut zu sehen: das Achsenkreuz der Erschlließung der inneren „Boulevards“.
    Fotomontage: Architekten

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    Von oben im Model Modell gut zu sehen: das Achsenkreuz der Erschlließung der inneren „Boulevards“.

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    Modell der Siegerentwurfs

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    Modell der Siegerentwurfs

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    Vom Potsdamer Platz geschaut: Der Neubau rückt dicht an die sechsspurige Potsdamer Straße. Klein, im Hintergrund: die Neue Na­tionalgalerie.
    Visualisierung: Architekten

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    Vom Potsdamer Platz geschaut: Der Neubau rückt dicht an die sechsspurige Potsdamer Straße. Klein, im Hintergrund: die Neue Na­tionalgalerie.

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    Die sich kreuzenden inneren Straßen teilen das Mu-seum in vier Quadranten.
    Visualisierung: Architekten

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    Die sich kreuzenden inneren Straßen teilen das Mu-seum in vier Quadranten.

    Visualisierung: Architekten

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    Das Giebelfeld der Alten Nationalgalerie von August Stüler auf der Museumsinsel als Referenz.
    Foto: Senatsver­waltung für Stadtentwicklung und Umwelt, Berlin

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    Das Giebelfeld der Alten Nationalgalerie von August Stüler auf der Museumsinsel als Referenz.

    Foto: Senatsver­waltung für Stadtentwicklung und Umwelt, Berlin

Der erste Preis

Kein Widerstreit, keine Konkurrenz, kein Hahnenkampf, aber auch keine Unterwürfigkeit vor Mies und Scharoun – so begründen die Preisträger ihre Großform mit flach­gepresstem Giebeldach, das sich über das gesamte Baufeld spreizt.

Aus dem Erläuterungstext Ein Haus für die Kunst des 20. Jahrhunderts? Ja, EIN HAUS, ganz direkt und konkret. Keine abstrakte Form, weil sie reiner und perfekter als die Neue Nationalgalerie nicht werden könnte. Auch keine organische, spielerische Komposition, weil sie immer im Widerstreit stünde mit den Scharoun’schen Volumina. Kein Widerstreit, keine Konkurrenzsituation, kein Hahnenkampf, aber auch keine Unterwürfigkeit, sondern eine eigenständige und selbstverständliche Form und eine Architektur, die nicht so sehr den Architekten als Autor und die Entstehungszeit in den Vordergrund rückt, sondern den Menschen und seine Begegnungen mit Kunst.
Die St. Matthäus-Kirche wirkt heute etwas verloren und entwurzelt. Für sie bauen wir eine räumliche Nachbarschaft, ähnlich der einstigen Straßenzeile vor der Zerstörung. Außerdem interessiert uns die Materialität der Kirche – Backstein – als ein Baumaterial, das wie ein digita­les Feld konstruiert werden kann und als Wand zugleich eine archaische Wirkung entfaltet.
Das Haus als Bauform existiert seit eh und je – und dennoch entzieht es sich einer eindeuti­gen Festlegung, einer programmatischen Zuordnung. Es ist eine offene Form, offen für verschiedene Nutzungen und Interpretationen. Genauso wie der erwähnte Backstein ist die archaische Hausform sowohl Bestandteil der digitalen Kultur von heute, als auch der traditionellen Kulturen von einst. Das Haus für die Kunst des 20. Jahrhunderts wirkt von verschiedenen Seiten ganz unterschiedlich: Ist es eine Lagerhalle? Oder eine Scheune? Oder vielleicht eine Bahnhofshalle? Ist es nicht vielmehr ein Tempel, mit den exakt gleichen Giebelproportionen wie die Alte Nationalgalerie von August Stüler? Tatsächlich ist es ein Ort des Lagerns wie eine Lagerhalle, ein Ort der Vorräte und der Nahrung wie ein landwirtschaftlicher Betrieb, ein Ort der Begegnung und der Verbindung wie eine Bahnhofshalle. Und – wie ein Tempel – ist es auch ein Ort der Stille und des Nachdenkens, der Wahrnehmung von Kunst, der Wahrnehmung von sich selbst.
Städtebau
Die Wahl einer archaischen Hausform, die stadträumliche Überlegung, das Gebäude auf die gesamte Grundstücksfläche auszudehnen und die kreuzförmige innere Durchwegung unseres Projekts für ein Museum des 20. Jahrhunderts, dies alles sind untrennbar miteinander verbundene Entscheidungen, um Architektur – Programm – Städtebau zu einem spezifischen, nur auf diesen Ort passendes Ganzen zu verbinden. Das Berliner Kulturforum hat sich seit Ende des Krieges zu einem weltweit bedeutenden Ort wichtiger Ins­titutionen, wertvoller Sammlungen und herausragender, aber isoliert dastehender Architek­turen entwickelt. Es fehlt die Einbindung in ein stringentes städtebauliches Ganzes. Es fehlt eine Verbindung der unterschiedlichen Orte miteinander, wodurch heutige „Freiräume“ zu Plätzen werden könnten und die verloren wirkenden Architekturen von Neuer Nationalgalerie, Phil­harmonie, Kunstgewerbemuseum, Kupferstichkabinett und Gemäldegalerie zu wichtigen und gleichwertigen Akteuren in einem vielfältigen städtebaulichen Ganzen eingebunden werden. Dieses Verbinden und Vernetzen sehen wir als eine Hauptaufgabe unseres Projekts für ein Museum des 20. Jahrhunderts (...)
Innere Organisation
Zwei sich kreuzende innere Straßen erschließen die in vier Quadranten angesiedelten Museumsräume. Es sind eher Boulevards als Strassen, weil sie die Besucher zum Verweilen einladen, um gemeinsam Kunst anzusehen oder ganz einfach, um sich an diesem neuen Ort zu treffen. (...) Wie in der Stadt ist die Kreuzung der belebteste Ort. In der Mitte erfasst man das ganze Gebäude und seine Struktur auf einen Blick. Gleichzeitig können hier großformatige Kunstwerke gezeigt oder für diesen Ort geschaffen werden. Über den zentralen Achsen befinden sich vier Ausstellungsräume, die unter das Dach reichen. Sie sind selbst Häuser. (...)
Fakten
Architekten Herzog und de Meuron, Basel
aus Bauwelt 40.2016
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