Bauwelt

Es ist Kunst. Aber wo soll sie hin?

Ausstellung zur baubezogenen Kunst der DDR in Frankfurt (Oder)

Text: Scheffler, Tanja, Dresden

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    Im Hof der Wohnanlage Franz-Mehring-Straße/Rote Kapelle standen ursprünglich zwei Bronzegiraffen von Hans Hennig, Mutter mit Kind (1979); die kleine Skulptur wurde vor einigen Jahren entwendet.
    Foto: Martin Maleschka

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    Im Hof der Wohnanlage Franz-Mehring-Straße/Rote Kapelle standen ursprünglich zwei Bronzegiraffen von Hans Hennig, Mutter mit Kind (1979); die kleine Skulptur wurde vor einigen Jahren entwendet.

    Foto: Martin Maleschka

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    Das Wandgemälde „Hans-Beimler-Wettkämpfe“ von Herdegen Fehlhaber, 1983, befindet sich an der Turnhalle in der Sabiniusstraße.
    Foto: Martin Maleschka

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    Das Wandgemälde „Hans-Beimler-Wettkämpfe“ von Herdegen Fehlhaber, 1983, befindet sich an der Turnhalle in der Sabiniusstraße.

    Foto: Martin Maleschka

Es ist Kunst. Aber wo soll sie hin?

Ausstellung zur baubezogenen Kunst der DDR in Frankfurt (Oder)

Text: Scheffler, Tanja, Dresden

Skulpturen, Wandgestaltungen, Betonformsteine: Kunstwerke prägten DDR-weit das Erscheinungsbild vieler Bauten und die Atmosphäre öffentlicher Räume. Seit der Wende sind im Zuge von Eigentümerwechseln, Sanierungen und Abrissen nach und nach immer mehr Arbeiten verschwunden. Einzelne hochrangige oder besonders identitätsstiftende Objekte wurden geborgen und versetzt oder auf unbestimmte Zeit eingelagert. In Frankfurt (Oder) ist jetzt – als lokale Bestandsaufnahme – eine Ausstellung zu sehen, die neben Fotoserien noch erhaltener oder bereits verlorener Kunstwerke auch sechzehn Original-Arbeiten (Skulpturen, Mosaike, geätzte Metalltafeln, Raumteiler, Betonelemente) aus dem städtischen Depot zeigt, die der Öffentlichkeit sonst nicht zugänglich sind.
Konzipiert wurde die Ausstellung von Martin Maleschka, Architekt und Fotograf, Sahra Damus, Kulturwissenschaftlerin, und Paul Zalewski, Professor für Denkmalkunde. Martin Maleschka dokumentiert seit langem Bauten der DDR-Zeit mit der Digitalkamera. Sein Interesse gilt insbesondere den Gebäuden der 60er und 70er Jahre sowie ihren künstlerischen Details wie Mosaiken, Betonreliefs, Wabenstrukturen und Formsteinen.
Die Typenbauten der ostmodernen Ära sollten sich durch eine neuartige „Synthese von Architektur und bildender Kunst“ vom Wirtschaftsfunk­tionalismus westlicher Prägung abheben. Gleichzeitig weitete sich der zuvor weitgehend auf realistische Wandbilder, Reliefs und Plastiken beschränkte Begriff der baubezogenen Kunst, sodass unter dieser Bezeichnung auch abstrakte, geometrische oder konstruktiv-konkrete Wandgestaltungen und Betonformsteine sowie eigenwillige Spielgeräte geschaffen wurden.
In der Frühphase der DDR sollte Kunst am Bau vor allem idealisierte Gesellschaftsbilder und sozialistische Fortschrittsutopien propagieren. Dabei entstanden jedoch auch viele naturalis­tische, ideologisch unverdächtige oder gar doppelt kodierte Darstellungen von Menschen und Tieren. Neben einzelnen Werken renommierter auswärtiger Künstler wie eine Karl-Marx-Büste von Fritz Cremer (dem Schöpfer des Buchenwald-Denkmals), eine Wandgestaltung von Achim Kühn sowie quietschbunte Polyesterfiguren von Erika Stürmer-Alex, stammen die meisten der Frankfurter Arbeiten von Künstlern aus der Region, darunter figürliche Plastiken und Reliefs des Bildhauers Herbert Burschik, schwungvolle Wandbilder des Malers und Graphikers Herdegen Fehlhaber sowie geometrisch-klare Wandgestaltungen des Architekten Michael Voll.
Die Ausstellung wird in der früheren SED-Bezirks­parteischule gezeigt, heute ein Teil der Europa-Universität Viadrina. Hier ist im Speisesaal als bauzeitliche Original-Ausstattung unter anderem noch das aus dem Berliner Palast der Republik bekannte Stab-Kugelleuchten-System von Peter Rockel zu sehen – und im Foyer eine großflä­chige Hinterglasmalerei, deren herausgekratzte Signatur des in die Bundesrepublik ausgereisten Künstlers die sozialistische Praxis der „Damnatio memoriae“ veranschaulicht, „Republikflüchtlinge“ aus der offiziellen Geschichtsschreibung zu verbannen.
Der Ausstellungsort ist gut gewählt. Schließlich will die Schau an der Schnittstelle von Kunst, Fotografie, Wissenschaft und Politik vor dem Hintergrund kontinuierlicher Bestandsverluste eine Diskussion darüber anregen, wie einzelne besonders interessante Objekte (eventuell durch Patenschaften) erhalten und wieder aufgestellt werden können – unter Umständen auch an neuen Standorten. Im Depot der Stadt schlummern noch etwa 300 Objekte, vor allem Wandbilder, Reliefs und Skulpturen. Zudem soll das Haus, in dem die Ausstellung stattfindet, im nächsten Jahr umgebaut werden. Da hofft man, dass zumindest der ehemalige Speisesaal mit den farblich gestalteten Wandverkleidungen und dem legendären Leuchtensystem erhalten bleibt.

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