Bauwelt

Exemplarische Begriffsbebilderung

Worum es beim DAM-Preis geht

Text: Santifaller, Enrico, Frankfurt am Main

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    DAM-Preisträger 2024: Gustav Düsing und Max Hacke: Studierendenhaus der TU Braunschweig.
    Foto: Leonhard Clemens

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    DAM-Preisträger 2024: Gustav Düsing und Max Hacke: Studierendenhaus der TU Braunschweig.

    Foto: Leonhard Clemens

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    Blick in die Schau
    Foto: Moritz Bernoully

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    Blick in die Schau

    Foto: Moritz Bernoully

Exemplarische Begriffsbebilderung

Worum es beim DAM-Preis geht

Text: Santifaller, Enrico, Frankfurt am Main

Nein, mit seiner Herkunft, sagt der im oberbayerischen Altötting geborene Peter Cachola Schmal, Direktor des Deutschen Architekturmuseums, habe das nichts zu tun. Und doch ist es auffällig, dass ein Drittel der 24 für die Shortlist des DAM-Preises ausgewählten Projekte aus eben jenem Bundesland stammt. Sieben der acht Gebäude stammen dabei von Münchner Architekten. Ein weiteres Drittel der Projekte befindet sich in Berlin oder wurde von dortigen Büros geplant, während der Rest sich über die Re-publik verteilt. Wobei Brandenburg, NRW und Mecklenburg-Vorpommern, Saarland und Sachsen-Anhalt gar nicht vertreten sind. Der Schwerpunkt der aktuellen Architektur in Deutschland liegt Schmal zufolge also in der bayerischen Landes- und in der Bundeshauptstadt. Obwohl doch eigentlich die Städte so verschieden, die ökonomischen Voraussetzungen recht unterschiedlich sind. Und wenn man die Ergebnisse der vom DAM und dem Hersteller Jung organisierten Konkurrenz der vergangenen Jahre Revue passieren lässt, dann war das da auch nicht anders.
Doch dem DAM geht es mit dieser Leistungsschau, bei der Büros sich nicht bewerben können, sondern die Projekte aufgrund von eigenen Recherchen und Tipps von Kammern und Expertinnen ausgewählt werden, nicht um regionale Verteilung. Es geht um Politik: Bau-, Architektur-, Berufspolitik. Betrachtet man die Shortlist näher, beschleicht einen das Gefühl, dass die Gebäu-de nicht als autonome Bauwerke, sondern als Stellvertreter für etwas, was der Jury wünschenswert und vorbildhaft erschien, ausgewählt wurden. Was automatisch, obwohl wahrscheinlich nicht intendiert, den Wert der Gebäude schmälert. Der diesjährige Preisträger, das Studierendenhaus an der TU Braunschweig von Gustav Düsing und Max Hacke hat eine Stellvertreterrol-le überhaupt nicht nötig. Es ist, so fragil und fast schwebend es sich dem Flussufer der Oker anschmiegt, verdammt gut – und wurde zurecht mit anderen Preisen gewürdigt, wurde zurecht vielfach publiziert (Bauwelt 16.2023). Dass es ein Erstlingswerk ist, dass es demontierbar und in einer anderen Form, an einem anderen Standort wieder aufbaubar ist, dass es die Studierenden zu gemeinschaftlichem Lernen anregt – alles schön und gut. Doch jenseits allen exemplarischen Begriffsbebilderns hat das Gebäude eine hohe architektonische Qualität. Sollte es nicht darum bei einem Architekturpreis gehen?
„Schön alleine“, sagt York Förster, der zusammen mit Christina Gräwe für das DAM den Preis kuratiert, „reicht nicht“. Also findet man analog der aktuellen Losung von der „neuen Umbaukultur“ wenig Neubauten, dafür aber jede Menge An-, Aus-, Weiter- und Ergänzungsbauten. Darüber hinaus eine Konversion eines bauhistorisch wertvollen und eine äußerst sorgfältige Sanierung eines architekturgeschichtlich bedeutsamen Gebäudes. Ein Projekt über einem Parkplatz wurde gekürt – sowie zwei Projekte, an deren Stelle früher ein Parkplatz war. Und dass sich reichlich Holzbauten in der Jury-Auswahl finden, versteht sich fast von selbst. Ausdruck, Konzept, Ästhetik, neue Raumerfahrungen wurden offensichtlich als Relikte einer längst überkommenen Epoche links liegengelassen. Sollte zeitgenössische Architektur wieder als Sozial- und weiter entwickelte Ökotechnologie dienen? Das gab’s schon einmal. Und weil das mit „Bauwirtschaftsfunktionalismus“ einherging, gründete, um dagegen anzukämpfen, Heinrich Klotz das DAM.
Es mag nur Zufall sein: Weil der Ungers-Bau am Schaumainkai seit Oktober 2021 umgebaut wird, musste das Architekturmuseum ausgelagert werden – in ein durchaus interessantes 50er Jahre Büro- und Fabrikgebäude, das ursprünglich dem Versandhaus Neckermann diente. Freilich es scheint, als ob mit dem Stammhaus auch der Unger‘sche Geist dem DAM abhandengekommen wäre. Das nicht unbedingt funktionale Gebäude, seine beengte Erschließung, nicht zuletzt die komfortfreien Stühle haben jeden daran erinnert, dass laut Ungers Architektur eine autonome Kunst sein soll. Eine Erinnerung, die – siehe Stühle – bisweilen mit Schmerzen verbunden war. Und bald wieder ist: Im Spätsommer dieses Jahres soll die Sanierung beendet werden – und das DAM in seinen angestammten Sitz zurückkehren.

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