Experiment im Mischgebiet
Ort des Ankommens, München
Text: Kleilein, Doris, Berlin
Experiment im Mischgebiet
Ort des Ankommens, München
Text: Kleilein, Doris, Berlin
Anerkannte Flüchtlinge, die in Deutschland bleiben können, müssen oft noch lange in Gemeinschaftsunterkünften ausharren: Gerade der Münchner Wohnungsmarkt ist dicht, fehlende Netzwerke und Sprachkenntnisse machen die Wohnungssuche nicht einfacher. Der Gastronom Wolfgang Nöth, Initiator der Ausgehmeile „Kunstpark Ost“, plant für diese Gruppe von Zuwanderern in München einen „Ort des Ankommens“, der mehr bieten soll als günstige Wohnungen. In Zusammenarbeit mit dem Amt für Wohnen und Migration will er das ehemalige Firmengelände einer Holzhandlung im Stadtteil Johanneskirchen zu einem bunt gemischten Quartier mit Ateliers, Konzerthalle, Werkstätten, sozialen Einrichtungen und Wohnen entwickeln. Mit der Planung des 13.000 Quadratmeter großen Areals, das in einem Mischgebiet liegt, ist das junge Berliner Architekturbüro Kollektiv A beauftragt. Die geplanten Nutzungen verteilen sich auf vier Bestandsgebäude, die einen Hof bilden: Die 7000 Quadratmeter große ehemalige Fertigungshalle soll zu einem Veranstaltungsort mit Bühne, Ausstellungsflächen, Ateliers und offenen Werkstätten (Fab Lab) umgebaut werden, in ein Bürogebäude sollen die Verwaltung, eine Beratungsstelle des Amts für Wohnen und Migration, Kinderbetreuung und eine Sprachschule einziehen. Anstelle der Halle an der Südseite des Areals haben die Architekten ein Wohnhaus geplant, das die Kubatur, die Bodenplatte und das 6-Meter-Raster der bestehenden Betonkonstruktion aufnimmt: drei Geschosse mit seriell angeordneten Wohneinheiten und einem Gemeinschaftsraum im Erdgeschoss, einer großzügigen Laubengangerschließung zum Hof, Nutzgärten auf der Südseite. Die 68 Quadratmeter großen Wohnungen betritt man über die Wohnküche, in der Mitte ist ein innen liegendes Bad angeordnet, nach Süden zwei Zimmer, die doppelt belegt werden sollen, so dass in der Anfangszeit insgesamt 240 Bewohner einziehen können. Die vorgefertigten Holzmodule haben eine Grundfläche von 6 mal 12,5 Metern und können auch zu größeren Einheiten zusammengeschaltet werden.
Die Architekten gehen von einer Investition von 3,8 Millionen Euro aus, ein zweiter Bauabschnitt mit Ateliers und Kleingewerbe ist angedacht. Das Amt für Wohnen und Migration wird voraussichtlich als Mieter und Betreiber des Wohnhauses und des Verwaltungsgebäudes für zehn Jahre einsteigen – ein Zeithorizont, mit dem derzeit viele Kommunen planen. Danach können Folgeanträge gestellt werden, so dass private Investoren mit einer Amortisierung der Bausumme in zwanzig Jahren rechnen. Die Gemeinschaft aus Zuwanderern und Kulturschaffenden ist ein Experiment, wie man es sich öfter wünscht. Architektonisch verspricht der „Ort des Ankommens“ ein Quartier zu werden, das länger als zehn Jahre Bestand hat.
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