Bauwelt

Hello. Again.

Das New Yorker MoMA gönnt sich zum 90. Geburtstag seine sechste Erweiterung

Text: Drewes, Frank F., Berlin

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    Lichter und luftiger: Durch die Erweiterung hat das MoMA inzwischen 66.000 Quadratmeter und dehnt sich beinahe auf den gesamten Block aus.
    Foto: Frank F. Drewes

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    Lichter und luftiger: Durch die Erweiterung hat das MoMA inzwischen 66.000 Quadratmeter und dehnt sich beinahe auf den gesamten Block aus.

    Foto: Frank F. Drewes

Hello. Again.

Das New Yorker MoMA gönnt sich zum 90. Geburtstag seine sechste Erweiterung

Text: Drewes, Frank F., Berlin

„Hello. Again.“ ist nicht nur ein passendes Logo zur Wiedereröffnung des Museum of Modern Art in New York, sondern auch eine Installationsarbeit von Haim Steinbach aus dem Jahr 2013, die das MoMA für eine Wand im Foyer erworben hat. Kunst auf der einen Seite, unterstreicht diese Schriftarbeit andererseits den kommerziellen Look und Charakter des Museumseingangs, was in der Presse zu spontanen Vergleichen mit den Apple Flagshipstores führte. Diller Scofidio + Renfro und Gensler haben mit der neusten Erweiterung des Museums genau das geliefert beziehungsweise liefern müssen, wofür das MoMA steht – einen Maßanzug aus Kaschmir in Greige.
Zehn Jahre nach der Gründung des MoMA 1929konnte bereits 1939 der erste Neubau an der 53rd Street bezogen werden. Edward Durell Stone und Philip Goodwin ersetzten das Townhouse, in dem das MoMA sieben Jahre lang untergebracht war, sowie drei weitere Townhouses durch einen modernen Zweckbau im International Style. 1953 und 1964 folgten Erweiterungen sowie der Sculpture Garden durch Philip Johnson, der selbst den International Style im Jahr 1932 im MoMA salonfähig gemacht hatte. 1984 ergänzte Cesar Pelli den Westflügel, den MoMA-Tower mit seinen 53 Etagen und ... Rolltreppen! Dadurch erhielt das MoMA die Anmutung einer suburbanen Shopping Mall, blieb aber gleichwohl neutraler Hintergrund für die Kunst. 2004 eröffnete das MoMA nach zweijähriger Schließung und 860 Millionen Dollar Investitionen im eleganten Look von Yoshio Taniguchi, mit quasi doppelter Ausstellungsfläche und einem gigantischen Atrium. Das MoMA ist auch ein Paradebeispiel für Immobilien-Deals, denn nur durch geschicktes Taktieren, Macht und Einfluss lassen sich Erweiterungen realisieren, die aus einem Townhouse einen Giganten machen, der zwischen 53rd und 54th Street fast von der 5th bis zur 6th Avenue reicht.
Die letzte Erweiterung durch Diller Scofidio + Renfro und Gensler ist dem Umstand geschuldet, dass das MoMA im benachbarten Neubau, dem Mega-Skyscraper 53W53 von Jean Nouvel, die zweite bis fünfte Etage beziehen konnte – ein Imagegewinn für die Immobilie und ein Platzgewinn für die Sammlungen Moderner Kunst. Als Kollateralschaden musste das erst wenige Jahre alte und exquisite American Folk Art Museum von Tod Williams und Billie Tsien aus dem Weg geräumt werden.
Aber warum überhaupt eine Erweiterung für 450 Millionen Dollar nach nur 15 Jahren? Da stimmt das MoMA unisono in das weltweit gesungene Klagelied der Museen ein, dass man mehr Platz benötige, um die Sammlungen zu zeigen und Räume für die Kunst von morgen zu schaffen. Das ist natürlich absurd, denn erstens gibt es kein Museum von Weltrang, das auch nur ansatzweise seine Sammlung(en) zeigen kann, und zweitens gibt es keine Kunst von morgen, sondern nur von heute und gestern – im MoMA seit circa 1880. Die Kunst von morgen entsteht ja erst noch und wird sich wie immer in die Räume der Museen einfügen, oder aber in den Außenraum ausweichen, wie es im MoMA schon oft mustergültig gelungen ist.
Ein entscheidender Teil der aktuellen Erweiterung war die Generalüberholung des Ostflügels mit der Rückführung des Bauhaustreppenhauses in den Originalzustand mit Zugangsmöglichkeit zu den Sammlungen vom Erdgeschoss aus. Dafür wurden 50 Millionen Dollar aufgewendet. Weitere 400 Millionen Dollar sind in die Westerweiterung geflossen, die zusätzlich 3700 Quadratmeter Ausstellung und 2000 Quadratmeter frei zugängliche Publikumsbereiche (das gesamte Erdgeschoss) gebracht hat. Die wahre Erneuerung ist aber nicht der Anbau, sondern das Aufbrechen alter Strukturen und Ordnungen, denn heute muss ein Museum alles sein: digital, international, genderneutral und inklusiv. Die Publikumsmassen wird das neue MoMA aber so wenig in den Griff bekommen wie zuvor.

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