Holzwerkstatt
Editorial
Text: Redecke, Sebastian, Berlin
Holzwerkstatt
Editorial
Text: Redecke, Sebastian, Berlin
Experimentelles Risiko der Behörde? Nicht wirklich, denn ein Frankfurter Schulneubau führte die Bauweise mit Raummodulen aus Holz bereits ein. Vor zwei Jahren entstand die Europäische Schule. Jetzt haben die gleichen Architekten NKBAK einen weiteren Schulbau fertiggestellt und die Fassadengestaltung abgewandelt. Mit diesem Erfolg und den gesammelten Erfahrungen ist davon auszugehen, dass man vielleicht bald von einem „Lehrprogramm“ mit Raummodulen im Schulbau sprechen kann.
Und im Wohnungsbau? In Bremen ist ein Pilotprojekt der Nachverdichtung gestartet worden. Das Planerteam LIN Architektur Urbanismus errichtete in einer Wohnsiedlung der fünfziger Jahre die ersten drei Punkthäuser für die Wohnungsbaugesellschaft GEWOBA. Die einfachen Würfel entstanden in modularer Holz-Fertigbauweise mit vielfältigen Wohnmustern. Weitere Würfel sind in Bremen geplant. Die Bauten erhielten eine der vier Auszeichnungen beim Deutschen Architekturpreis 2017.
In einem Grazer Stadtentwicklungsgebiet entstanden die ersten sechsgeschossigen Holzwohnbauten der Steiermark. Die Konstruktion lieferte wie bei den Frankfurter Schulen die Holzbaufirma Kaufmann Bausysteme aus Reuthe. SPS Architekten gelang trotz des restriktiven Budgets im geförderten Wohnbau ein großzügiges Gesamtkonzept. Florian Nagler hat sich mit dem Holzbau eines ortstypischen Bauernhofs im bayerischen Voralpenland befasst. Er ergänzte zwei der Bauten zu einem eindrucksvollen „Langen Haus“ für die dort ansässige Stiftung Nantesbuch. Beim neuen Dach bleibt er konstruktiv dem Vorbild treu, mit einer reinen Vollholzkonstruktion, die 15 Meter überspannt.
30 Jahre Baustelle
Es war zu erwarten, dass in Berlin das Volksbegehren für die Offenhaltung des Flughafens Tegel erfolgreich sein wird. Was haben die 56,1 Prozent nun für Auswirkungen? Angeblich ist rechtlich an der Schließung nicht zu rütteln. Damit war das Volksbegehren von Anfang an auf dem Holzweg. Doch vielleicht erübrigt sich die ganze Diskussion zum Volksbegehren, denn der Flughafen Tegel bleibt offen. Dafür sorgt allein der neue Hauptstadtflughafen BER in Schönefeld. Denn mit seiner Inbetriebnahme ist nicht Ende 2019 sondern, wie man hört, noch viel später zu rechnen – ein endloser Skandal undurchsichtiger Machenschaften. Für den BER wurde jetzt ein Erweiterungs-Masterplan zusammengebastelt und vorgestellt. Es können insgesamt 30 Jahre Baustelle werden. Das Thema Berliner Flughafenplanung wird uns also weiter verfolgen, verärgern und noch misstrauischer machen.
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