Bauwelt

Kazuhiro Kojima (1958 – 2016)

Text: Rabe, Henrike, Berlin

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    Kazuhiro Kojima mit Studenten in Yokohama
    Foto:© YUKAI

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    Kazuhiro Kojima mit Studenten in Yokohama

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Kazuhiro Kojima (1958 – 2016)

Text: Rabe, Henrike, Berlin

Mit seinen ungewöhnlichen Bauten und Entwurfsmethoden hat Kazuhiro Kojima viele Entwicklungen in der japanischen und asiatischen Architektur angestoßen. Kojima San war für mich nicht nur einer der wichtigsten zeitgenössischen japanischen Architekten und Theoretiker, sondern auch ein prägender Lehrer und Freund – mit einem Faible für scharfe chinesische Gerichte, japanische Haute Couture, Karaoke, Oldtimer und Südamerikareisen.
Kojima wurde 1958 in der Präfektur Osaka ­geboren. Er studierte Architektur in Kyoto und Tokio und gründete 1986 die Architekturgruppe Coelacanth (später C+A, seit 2005 CAt). Er war Professor an der Yokohama Graduate School of Architecture und an der Tokyo University of Science.
Seine vielfach ausgezeichneten Entwürfe hat Kojima immer kollaborativ mit anderen entwickelt: mit seiner Büropartnerin Kazuko Akamatsu, mit den Mitarbeitenden, mit Studenten, mit Experten anderer Disziplinen, mit befreundeten Architekten wie Arata Isozaki, Kazuyo Sejima, Riken Yamamoto oder Toyo Ito. Dabei entstanden nicht nur Bauten, sondern auch Theorien, allen voran die Theorie von Fluid Direction: Ihr zufolge sollte das Entwerfen als ein Lenken von Prozessen wie Wind, Licht, Schall, Lasten oder menschlichen Aktivitäten – der sogenannten Fluids – begriffen werden. Kojima knüpfte damit direkt an die Gedankenwelt von Hiroshi Hara an, der Architektur nicht als ein Ding, sondern als ein Ereignis beschrieben hatte.
Die neuen Theorien erforderten neue Methoden, und Kojima begann, im Entwurf die unterschiedlichen Fluids mit Hilfe von Simulationen, Modellen, Zeichnungen oder Mock-Ups experimentell zu testen. Infolgedessen wurde die Architektur zunehmend durch die Fluids geformt, und es entstanden ungewöhnliche Strategien u.a. durch die Auseinandersetzung mit den menschlichen Aktivitäten. Kojima und Akamatsu verhalfen dem offenen Klassenraum zu neuem Erfolg in Japan und schufen wegweisende Schulbauten wie in Nagareyama, Mihama Utase oder Uto (Bauwelt 25.2013). Aber auch die Beschäftigung mit anderen Fluids mündete in neuartigen Räumen: Internationale Aufmerksamkeit erhielten „vom Wind geformte“ Entwürfe wie die hochdichte urbane Wohntypologie Space Block oder die Architekturuniversität in Ho-Chi-Minh-Stadt.
Von 2009 bis 2012 hatte ich die Möglichkeit, mit Kazuhiro Kojima als Architektin bei CAt zusammenzuarbeiten. Trotz der starken Hierarchie in Japan wurden Entwürfe bei CAt von allen Mitarbeitenden entwickelt. In Besprechungen ließ sich Kojima San jede Idee genau erklären. Dann kommentierte oder skizzierte er, auf unseren Vorschlägen aufbauend, bevor er den Entwurf wieder an uns zurückgab. So entstand Neues im Dialog ­– und zugleich erfuhren alle, die mit Kojima Sensei arbeiteten, eine intensive Architekturausbildung, praktisch wie theoretisch. Am 13. Oktober ist Kazuhiro Kojima gestorben.
Fakten
Architekten Kazuhiro Kojima (1958 – 2016)
aus Bauwelt 2.2017
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