Land und Hof
Text: Flagner, Beatrix, Berlin; Brinkmann, Ulrich, Berlin
Land und Hof
Text: Flagner, Beatrix, Berlin; Brinkmann, Ulrich, Berlin
„Delirious New York“, 1978 von Rem Koolhaas veröffentlicht, prägt das Verständnis für Stadt ganzer
Architektengenerationen, indem es die ästhetischen, sozialen und kulturellen Widersprüche einer Großstadt aufzeigt. Seitdem theoretisiert der niederländische Architekt von chinesischen Megastädten, über Einkaufszentren bis hin zur Verbreitung von „Junkspaces“ auf Flughäfen und in Gewerbegebieten. Seine jüngste Entdeckung präsentieren er und sein Studio AMO nun im New Yorker Solomon R. Guggenheim Museum: den ländlichen Raum und „die Revolution, die ungestört im Hinterland stattfand“. Die Schau „Countryside. The Future“ basiert auf einem Jahrzehnt Analyse. Unser Autor Wilhelm Klauser konnte sich die Ausstellung im Februar noch anschauen, bevor auch das Guggenheim wegen der Corona-Krise schließen musste, und fragt zu recht: Ist „Countryside“ nicht schon längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen? Oliver Wainwright befürchtet gar in seiner Ausstellungsrezension im Guardian, dass Koolhaas mehr abgebissen hat, als er kauen kann. Der ländliche Raum ist schon längst besetzt von Landwirtschaft, Politik und Industrie, von Banken, Solarfarmen und Insekten. Die Durchschlagskraft von „Delirious New York“ wird „Countryside“ wohl nicht haben, und doch ist bemerkenswert, dass eine der weltweit renommiertesten Kunstinstitutionen sich überhaupt öffnet für ein Thema, das weder Kunst noch Architektur ist: das Land, die Zukunft.
Architektengenerationen, indem es die ästhetischen, sozialen und kulturellen Widersprüche einer Großstadt aufzeigt. Seitdem theoretisiert der niederländische Architekt von chinesischen Megastädten, über Einkaufszentren bis hin zur Verbreitung von „Junkspaces“ auf Flughäfen und in Gewerbegebieten. Seine jüngste Entdeckung präsentieren er und sein Studio AMO nun im New Yorker Solomon R. Guggenheim Museum: den ländlichen Raum und „die Revolution, die ungestört im Hinterland stattfand“. Die Schau „Countryside. The Future“ basiert auf einem Jahrzehnt Analyse. Unser Autor Wilhelm Klauser konnte sich die Ausstellung im Februar noch anschauen, bevor auch das Guggenheim wegen der Corona-Krise schließen musste, und fragt zu recht: Ist „Countryside“ nicht schon längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen? Oliver Wainwright befürchtet gar in seiner Ausstellungsrezension im Guardian, dass Koolhaas mehr abgebissen hat, als er kauen kann. Der ländliche Raum ist schon längst besetzt von Landwirtschaft, Politik und Industrie, von Banken, Solarfarmen und Insekten. Die Durchschlagskraft von „Delirious New York“ wird „Countryside“ wohl nicht haben, und doch ist bemerkenswert, dass eine der weltweit renommiertesten Kunstinstitutionen sich überhaupt öffnet für ein Thema, das weder Kunst noch Architektur ist: das Land, die Zukunft.
Hofarbeiten
Der Beziehung eines innerstädtischen Neubaus zum öffentlichen Raum, sei es zur Straße, sei es gar zu
einem Platz, gilt ganz selbstverständlich die Aufmerksamkeit des Entwerfenden. Anders sieht es mit den vermeintlichen Rückseiten aus, den Fassaden, die sich zu den versteckten halböffentlichen Räumen in einer Stadt wenden. Pragmatisch angeordnete Fensteröffnungen in Wärmedämmverbundsystem sind hier eher die Regel als die Ausnahme. Bei den drei Beispielen im zweiten Thema dieser Ausgabe aber ist das anders. Mögen die Bauaufgaben auch ganz unterschiedlich sein – ein Landratsamt, ein privates Wohn- und Bürogebäude, ein Kongresszentrum – wird doch deutlich, welches Potenzial sich hier heben, welche Aufenthaltsqualität schaffen lässt. Dass eines der Gebäude im sonnenverwöhnten Andalusien liegt, dazu in einer Stadt, die in großem Maß von der Orientierung der Gebäude in diese Blockinnenbereiche geprägt ist, relativiert die Aussage nicht: Auch am Main, ja sogar in der unwegsamen Oberpfalz können derartige Räume ein Gewinn für ihre Nachbarschaft, sogar für die ganze Stadt werden.
einem Platz, gilt ganz selbstverständlich die Aufmerksamkeit des Entwerfenden. Anders sieht es mit den vermeintlichen Rückseiten aus, den Fassaden, die sich zu den versteckten halböffentlichen Räumen in einer Stadt wenden. Pragmatisch angeordnete Fensteröffnungen in Wärmedämmverbundsystem sind hier eher die Regel als die Ausnahme. Bei den drei Beispielen im zweiten Thema dieser Ausgabe aber ist das anders. Mögen die Bauaufgaben auch ganz unterschiedlich sein – ein Landratsamt, ein privates Wohn- und Bürogebäude, ein Kongresszentrum – wird doch deutlich, welches Potenzial sich hier heben, welche Aufenthaltsqualität schaffen lässt. Dass eines der Gebäude im sonnenverwöhnten Andalusien liegt, dazu in einer Stadt, die in großem Maß von der Orientierung der Gebäude in diese Blockinnenbereiche geprägt ist, relativiert die Aussage nicht: Auch am Main, ja sogar in der unwegsamen Oberpfalz können derartige Räume ein Gewinn für ihre Nachbarschaft, sogar für die ganze Stadt werden.
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