Bauwelt

Luise King

1935–2024

Text: Slinger, Robert; Köhl, Florian

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Luise King

1935–2024

Text: Slinger, Robert; Köhl, Florian

Eine der ersten Professorinnen für Städtebau in der Bundesrepublik, forschend, schreibend, leidenschaftlich streitend um aktuelle Fragen des Städtebaus und der Architektur, meinungsstark und zugleich offen für das Neue, fasziniert, fördernd und kraftvoll engagiert in der Ausbildung des Nachwuchses, holistisch und zugleich leidenschaftlich im Detail – das war Luise King.
In der Arbeit ihres 1970 gegründeten Büros entwickelte sie gegen die Maxime der nutzungs-getrennten, autogerechten Stadt der Nachkriegsmoderne einen Ansatz, der den Menschen, die urbane Vielfalt und Nutzungsmischung in den Mittelpunkt der Planungsprozesse stellte. Zukunftsweisend und heute wieder aktuell, kämpfte sie für den Erhalt und die Weiterentwicklung der gewachsenen Stadt, für die Stärkung des städtischen Grüns und die Reduzierung des Verkehrs. Dabei ging sie Konflikten nie aus dem Weg, sondern verstand sie als notwendiges Umsetzungselement des Städtebaus und konstruk-tiven Bestandteil eines lebendigen urbanen Diskurses. In ihrer Arbeitsweise stellte sie die traditionelle Trennung zwischen städtebaulichen und architektonischen Maßstäben in Frage – sie pflegte stets eine Denkweise, die zwischen gesamtstädtischen und detaillierten Betrachtungsweisen wechselte und diese zueinander in Beziehung setzte.
1987 übernahm sie die Professur für Städtebauund Siedlungswesen an der TU Berlin, wo sie ihre Ansätze und ihr geballtes Wissen zur Theorie und Geschichte des Städtebaus an die nächste Generation weitergeben konnte. Ihre Vorlesungen waren inhaltlich dicht strukturiert, mit einem umfassend referierten Skript begleitet und stets mit ihrem unverwechselbaren, großzügigen Elan vorgetragen.
In der Zusammenarbeit mit ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen ihres Lehrstuhls fördert Luise King Originalität und Experimentierfreude. Sie ließ uns stets freie Hand in der eigenen Lehre, pflegte aber auch eine intensive, horizontale Diskussionskultur mit hohem Ergebnisanspruch bei der Entwicklung gemeinsamer Projekte. Die Gestaltung des Lehrstuhls als Raum der Vielfalt und Leidenschaft für das Fach Städtebau war ein weiterer Ausdruck des Grundansatzes, dass lebendige Orte aus der gestalteten Überlagerung unterschiedlichster Perspektiven entstehen.
Diese Überzeugung setzte sie in allen Kontexten und Maßstäben um, auch in der Innenarchitektur. In ihrem kompakten Berliner Wohnatelier von 34,5 m2 am Einsteinufer, das sie als „architektonisches Kabinettstück“ bezeichnete, verband sie Wohnen und Arbeiten auf engstem Raum. In einer ihrer letzten Mails begründete sie den Verkauf des Wohnateliers an ein junges Paar wie folgt: „die sind nette Leute, ganz vernarrt in die Architektur und Ausstattung mei-ner Wohnung, haben viel Verständnis für die Konzeption und jedes Detail. Das ist mir wichtiger als ein ,guter‘ Preis, und so fördere ich sie, indem ich ihnen die Wohnung zu einem ,Freundschaftspreis‘ überlasse.“ Das war Luise King.
Fakten
Architekten King, Luise (1935–2024)

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