Moscheen mit und ohne Minarette
Editorial
Text: Kleilein, Doris, Berlin; Redecke, Sebastian, Berlin
Moscheen mit und ohne Minarette
Editorial
Text: Kleilein, Doris, Berlin; Redecke, Sebastian, Berlin
Freitagsgebet in der Fabrikhalle – was wie ein Klischee klingt, ist gängige Praxis in Deutschland und anderen Ländern Europas: Muslimische Gemeinden treffen sich oft jahrzehntelang in improvisierten Gebetsstätten, die meisten der rund 2750 Moscheen in Deutschland fallen in die Kategorie der „Hinterhof-Moschee.“ Auch die Geschichte der Zentralmoschee in Köln beginnt auf einem ehemaligen Werksgelände in der Venloer Straße in Köln-Ehrenfeld, das die türkische DITIB 1984 kaufte, und das heute der Standort des nun endlich eröffneten Neubaus von Paul Böhm ist. Über den Planungs- und Baugeschichte, als „Kölner Moscheestreit“ in die Annalen eingegangen, haben wir immer wieder berichtet, die Chronik ist auf Seite 30 nachzulesen – doch es soll in diesem Heft nicht nur um die Anfeindungen der Öffentlichkeit und um den umstrittenen türkischen Bauherren DITIB gehen, sondern auch um die Frage, wie muslimische Gemeinden im Stadtraum sichtbar werden können. Paul Böhm hat dafür die klassischen Elemente Minarett und Kuppel mit seinem eigenen Formenkanon interpretiert – und fordert die Architektenschaft im Interview dazu auf, sich mit der Frage zu beschäftigen, was eine Moschee heute sein kann.
Dass es auch ganz ohne Kuppel, Minarett und goldverzierte Ornamente geht, zeigt die Moschee in Newport, einem Vorort von Melbourne. Sie ist das bislang größte Projekt des australischen Pritzker-Preisträgers Glenn Murcutt, der, gemeinsam mit einer libanesischen Gemeinde und dem türkischstämmigen Architekten Hakan Elevli, die klassischen Elemente des Moscheebaus radikal in Frage stellt – und dabei eine zugleich asketische wie fröhliche Antwort findet.
Futurium
Die Suche nach der Zukunft wird immer erfolglos bleiben. Vorstellungen von unserer Zukunft wird es aber immer geben. Im Berliner Regierungsviertel entstand mit öffentlichen und privaten Geldern das Futurium, ein Haus zum Thema, das flexibel genutzt werden kann, als „Denkraum“ und „Mitmach-Labor“ für das Experimentelle. Wie sieht die Architektur dazu aus? Christoph Richter und Jan Musikowski haben zwischen Bürobauten ein glanzvolles Ausstellungs- und Veranstaltungshaus eingefügt ohne sich über zukünftige Architektur den Kopf zu zerbrechen.
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