Bauwelt

Offen, zart, schlicht

Die Hochbauten für den Bundesbank-Campus sollen nach einem Entwurf von Morger Partner ent­stehen. Er überführe mit Bravour den Geist der jungen Bundesrepublik in die Gegenwart, begründete die Jury ihre Entscheidung.

Text: Santifaller, Enrico, Frankfurt am Main

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    1. Preis Morger Partners lineare Anordnung der Baukörper, die Dimensionen und wiederkehrende Innenhöfe versprächen einen „harmonischen Campuscharakter“, der die gewünschte Stabilität ausstrahle, würdigte die Jury.
    Abb.: Architekten

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    1. Preis Morger Partners lineare Anordnung der Baukörper, die Dimensionen und wiederkehrende Innenhöfe versprächen einen „harmonischen Campuscharakter“, der die gewünschte Stabilität ausstrahle, würdigte die Jury.

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    Die „offene Leichtigkeit”, die klare Formen- sprache und hohe Plastizität der Fassaden seien, schreiben die Verfasser zur Erläuterung, an Egon Eiermanns Frankfurter Bauten orientiert.
    Abb.: Architekten

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    Die „offene Leichtigkeit”, die klare Formen- sprache und hohe Plastizität der Fassaden seien, schreiben die Verfasser zur Erläuterung, an Egon Eiermanns Frankfurter Bauten orientiert.

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    2. Preis KSP Jürgen Engel fassen die Neubauten mit hohen Kolonnaden; dies setzt, laut Preisgericht, „das Hauptgebäude elegant und repräsentativ in Szene“.
    Abb.: Architekten

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    2. Preis KSP Jürgen Engel fassen die Neubauten mit hohen Kolonnaden; dies setzt, laut Preisgericht, „das Hauptgebäude elegant und repräsentativ in Szene“.

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    3. Preis Schenker Salvi Webers Kombination verschiedener Strukturen sah die Jury als „intelligente Weiterentwicklung der städtebaulichen Vor­ga­ben“, jedoch entstehe ein „uneinheitlicher Eindruck“. Abb.: Architekten

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    3. Preis Schenker Salvi Webers Kombination verschiedener Strukturen sah die Jury als „intelligente Weiterentwicklung der städtebaulichen Vor­ga­ben“, jedoch entstehe ein „uneinheitlicher Eindruck“.

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    4. Preis Ortner & Ortners Entwurf biete „besondere Freiraumqualitäten”, betonte die Jury, die Büro-häuser seien jedoch sehr massiv.
    Abb.: Architekten

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    4. Preis Ortner & Ortners Entwurf biete „besondere Freiraumqualitäten”, betonte die Jury, die Büro-häuser seien jedoch sehr massiv.

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    5. Preis Wittfohts Entwurf lobte das Preisgericht für seine „kristalline Struktur der Neubaukörper“, die ei­-nen „gelungenen Kontrast“ zu den Altbauten darstelle.
    Abb.: Architekten

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    5. Preis Wittfohts Entwurf lobte das Preisgericht für seine „kristalline Struktur der Neubaukörper“, die ei­-nen „gelungenen Kontrast“ zu den Altbauten darstelle.

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    6. Preis Die von RKW + Rhode Kellermann Wawrowsky vorgeschlagene Beton-Holz-Verbundkonstruktion würdigte die Jury als „zukunftsweisende Lösung“.
    Abb.: Architekten

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    6. Preis Die von RKW + Rhode Kellermann Wawrowsky vorgeschlagene Beton-Holz-Verbundkonstruktion würdigte die Jury als „zukunftsweisende Lösung“.

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Offen, zart, schlicht

Die Hochbauten für den Bundesbank-Campus sollen nach einem Entwurf von Morger Partner ent­stehen. Er überführe mit Bravour den Geist der jungen Bundesrepublik in die Gegenwart, begründete die Jury ihre Entscheidung.

Text: Santifaller, Enrico, Frankfurt am Main

Selbst die schärfsten Kritiker der Frankfurter neuen Altstadt konnte Meinrad Morgers „Altes Kaufhaus“ überzeugen: ein äußerst reduziertes, spitzgiebeliges Gebäude, mit ochsenblutrot gestrichener Fassade und spannenden Raumfolgen. Nur auf der Rückseite passierte ein Malheur: Aus bislang ungeklärtem Grund veränderten sich auf dem Fernmeldeweg von Frankfurt nach Basel ins Büro „Morger + Dettli“ die Dimensionen einer zu verbauenden Spolie. Der Rahmen für dieses sandsteinerne Portal wurde zu groß. Nun wartet in der gleichen Stadt eine Aufgabe von anderer Dimension auf die Basler. Für die Deutsche Bundesbank soll es, nach Worten des für Bau und Finanzen zuständigen Vorstandmitglieds Johannes Beermann, eine ganze „Kleinstadt“ bauen: 100.000 Quadratmeter Bürofläche, ein Konferenzzentrum, Casinos, eine Kita, Sportflächen, ein Logistikgebäude, 2000 Tiefgaragenplätze, sowie wahrscheinlich noch ein paar andere Sachen, über die wegen der Sicherheitsbedürfnisse geschwiegen wird – immerhin lagert unter dem früher mal „Am Diebesgrund“ genannten Areal im Stadtteil Ginnheim mehr als die Hälfte der bundesdeutschen Goldvorräte.
Der Vorstand der Deutschen Bundesbank hatte 2016 entschieden, alle über ganz Frankfurt verteilten Arbeitsplätze am Stammsitz zu konzentrieren. Nun ist die Bundesbank in Wahrheit keine Bank, sondern eine von der Politik ziemlich unabhängige obere Bundesbehörde. Entsprechend bedächtig und planmäßig geht sie bei dem Vorhaben vor. Früh schon wurde ein hochkarä­tig besetzter Gestaltungsbeirat berufen, und man verständigte sich mit der Stadt, die zusagte, einen U-Bahn-Arm bis zur Bundesbank zu verlängern. Und früh wurde auch entschieden, die nach wie vor beeindruckende, 220 Meter lange Hochhausscheibe aus dem Jahre 1973 in Zuge der Neustrukturierung zu sanieren. Aus dem ausgelobten städtebaulichen Wettbewerb ging Anfang 2019 der Frankfurter Ferdinand Heide als Sieger hervor (Bauwelt 8.2019). Seine Idee: Nicht wie private Geschäftsbanken mit einem zeichenhaften Objekt solle die Bundesbank in Zukunft auftreten, sondern als großzügige Raumfolge mit parkartigem Campus und noble Zurückhaltung übenden Gebäuden. Auf Grundlage dieses überarbeiteten Plans wurde Anfang dieses Jahres ein hochbaulicher Realisierungswettbewerb ausgelobt. 120 Büros hatten sich beworben, 30 Teilnehmer wurden ausgewählt, 29 Entwürfe eingereicht – Anfang Juni fiel die Entscheidung. Inzwischen, erklärt Johannes Beermann, habe der gesamte Bundesbankvorstand vorbehaltlich des Verhandlungsverfahrens die Realisierung des Vorschlags von Morger Partner aus Basel empfohlen.
Alle Arbeiten sind bis 18. Oktober im Deutschen Architekturmuseum zu sehen. Langgediente DAM-Besucher dürften sich an eine Ausstellung erinnern, die im Jahre 2004 die Wettbewerbsergebnisse für das neue Gebäude der Europäischen Zentralbank in Frankfurt vorstellte. Welch ein Kontrast! Damals krachte und schepperte es optisch, was das Zeug hielt. All die hauptberuflichen Krachmacher vom Dienst, von fünf Kontinenten, waren eingeladen. Von wuchtigen Börsenkurven aus Stahl und Glas über ein 200 Meter hohes Kugelgebäude bis zu einer gigantoma­nischen Versionen von Lissitzkys Wolkenbügel reichte das Spektrum der Superzeichen, die für die Gemeinschaftswährung, für die EZB und Europa sprechen sollten. Dass mit Coop Himmelb(l)au damals den Wettbewerb ein Architekturbüro gewann, dessen Inhaber sich gerne als letzter Rock-‘n‘-Roller der Architektur feiern lässt, passte ins Bild.
Anders nun bei der brav-biederen, bescheiden-grauen Bundesbank. Die Teilnehmer hielten sich an Heides Masterplan, arbeiteten sich, nicht immer erfolgreich, am komplexen Raumprogramm ab, und wer ein formales Experiment wagte – wie die Basler Christ & Gantenbein mit einer V-förmigen, in Konkurrenz zum Hauptgebäude tretenden Hochhausscheibe –, wurde im ersten Rundgang aussortiert. Dennoch, die Abweichungen zwischen den einzelnen Entwürfen waren weniger gering als zu befürchten. Selbst dafür, dass es manche Teilnehmer mit den städtebaulichen Vorgaben nicht ganz so genau nahmen, zeigte sich das 13-köpfige Preisgericht erstaunlich offen: Unter den sechs Preisträgern sind drei, die mit dem Masterplan kreativ umgingen – die Sieger eingeschlossen. So selbstverständlich, schlüssig und simpel Morgers Konfiguration der Baukörper wirkt, fragt man sich, warum nicht mehr Teilnehmer darauf gekommen waren. Heide hatte in seinem Masterplan drei Hochhausscheiben im 90-Grad-Winkel hinter das Hauptgebäude gesetzt. Die westliche Scheibe war dabei deutlich länger – um auf die benötigte Fläche zu kommen. Die Basler kürzten sie auf das Maß der anderen beiden, kippten den überstehenden Rest zur Seite und erhielten ein viergeschossiges Gebäude mit Patio – ein bauliches Pendant zur sogenannten Hauptkasse, die ebenfalls erhalten bleibt.
Morger hat Heide zu Ende gedacht. Das Ergebnis ist ein kompakter, klar zonierter Campus, der entlang einer Parkachse abwechslungsreiche Raumsituationen bietet. Der Juryvorsitzende Arno Lederer betonte, Morgers Vorschlag sei „offen“. Man könne sich auch vorstellen, dass die anderen Gebäude außerhalb des besonders gesicherten Kernbereichs – Logistikzentrum, Kita und Sportstätten – von anderen Architekten entwickelt werden könnten. Zur Architektur brachte Lederer eine doch überraschende Pointe ins Spiel: Ihn erinnere der Entwurf seines Nachnachfolgers am Karlsruher Institut für Technologie an die schwebend leichten Pavillons, die Sep Ruf und ein anderer früherer Karlsruher, Egon Eiermann, für die Expo ‘58 in Brüssel gebaut hatten. Zart, offen, schlicht – in diesem Geist der jungen Bundesrepublik soll sich die Bundesbank künftig präsentieren. Im Jury-Urteil heißt es: „Durch den Kontrast zwischen der filigranen plastischen Fassadengestaltung bei den Neubauten und dem schweren Beton der Bestandsgebäude entsteht ein interessantes Spannungsverhältnis zwischen Tradition und Zukunft.“ Auch Morgers Erläuterungstext verweist auf die „offene Leichtigkeit“ der Architektursprache Eiermanns, der in Frankfurt mit den Olivetti-Türmen und dem Neckermann-Gebäude vertreten ist.
Morger habe die Frage nach dem künftigen architektonischen Ausdruck der Deutschen Bundesbank, betonte Lederer, „mit Bravour und mit Abstand am besten gelöst“. Dem Basler Architekten ist indes die Souveränität zu wünschen, sich mit den anderen Wettbewerbs-Arbeiten genau auseinanderzusetzen. Und sich von mancher gut gelungenen Detaillösung ins­pirieren zu lassen. Spolien, so ist anzunehmen, sollten ja keine verbaut werden.
Hochbaulicher Realisierungswettbewerb
1. Preis (140.000 Euro) Morger Partner Architekten, Basel, mit Mettler Landschaftsarchitektur, Berlin
2. Preis (125.000 Euro) KSP Jürgen Engel Architekten, Frankfurt a. M., mit Rainer Schmidt Landschaftsarchitekten, München
3. Preis (100.000 Euro) Schenker Salvi Weber Architekten mit Franz und Sue, beide Wien
4. Preis (75.000 Euro) Ortner & Ortner Baukunst, Berlin, mit ST raum Landschaftsarchitekten, Berlin
5. Preis (55.000 Euro) Wittfoht architekten, Stuttgart
6. Preis (40.000 Euro) RKW Architektur +, Düsseldorf, mit Landschaftsarchitektur +, Hamburg
Anerkennungen (je 15.000 Euro) Max Dudler, Berlin; Thomas Müller Ivan Reimann Architekten, Berlin
Jury
Jose Gutierrez Marquez, Günter Hoffmann, Brigitte Holz, Ulrike Lauber, Arno Lederer (Vorsitz), Sonja Moers, Christine Steimle, Johannes Beermann, Mike Josef, Guido Müller, Diana Rutzka-Hascher, Sophie Wolfrum
Ausloberin
Deutsche Bundesbank, Frankfurt a. M.

Wettbewerbskoordination
ANP – Architektur- und Planungsgesellschaft, Kassel

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