Bauwelt

Rückblicke fürs Heute

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin; Crone, Benedikt, Berlin

Rückblicke fürs Heute

Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin; Crone, Benedikt, Berlin

Der 9. November ist ein besonderer Tag in Deutschland. Standen im vergangenen Jahr die Ereignisse jenes Datums in den Jahren 1918 und 1938 im Vordergrund des Erinnerns, folgt 2019 der letzte in der Rei­-he: 30 Jahre Mauerfall sind zu feiern, und die Entwicklungen, die dieses Ereignis angestoßen hat, dürften Revue passieren. Zu bilanzieren gibt es manches, gerade mit Blick auf die gesellschaftliche Entwicklung in den fünf Bundesländern zwischen Ostsee und Erzgebirge; in Berlin aber sollte auch die städtebaulich-architektonische Dimension der Wiedervereinigung zur Sprache kommen – schließlich war die Teilung nirgends schmerzhafter als in der Hauptstadt, klafften nirgends sichtbarere Lücken in einem eigentlich Ganzen, vollzog sich der Umbruch danach auf kleinerem Raum. Als unsere ehemalige Kollegin Dagmar Hoet­-zel von den Interviews berichtete, die sie für die Deutsche Akademie für Städtebau und Landesplanung mit Berliner Akteuren und Aktivisten, Stadtplanern und Architekten der Nachwendejahre geführt hat, war die Idee zu diesem Heft geboren, und die DASL legte uns keinen Stein in den Weg, zwei der Gespräche für die­-se Ausgabe auszuwählen: mit Volker Hassemer und mit Dorothee Dubrau. Dafür an dieser Stelle herzlichen Dank! Warum die Wahl auf eben diese Interviews fiel, ist schnell erklärt: Mann und Frau, West- und Ost-Berlin, Senatsverwaltung und Bezirksebene, Politikprofis und neue Verantwortungsträger aus der Bürgerbewegung waren damit abgedeckt. Mehr noch als Proporz-Argumente aber zählte der Inhalt: die sich ineinander spiegelnde Betrachtung von Entscheidungen, die der heutigen Gestalt der Hauptstadt den Weg bereitet haben. In neu entwickelten Projekten leben diese fort – der Eindruck drängt sich jedenfalls auf, wenn man auf ein Projekt wie fürs Tacheles blickt, dessen Planung im September vorgestellt worden ist.

Die Geister, die sie riefen

Während in Berlin das Aufbegehren gegen das DDR-Regime gefeiert wird, finden andernorts Rückbesinnungen auf vermeintlich bessere Zeiten statt. Als am 24. Oktober die Gebeine des spanischen Diktators Franco aus einer monumentalen Grabstätte im „Tal der Gefallenen“ in einen schlichteren Friedhof umgebet­-tet wurden, sahen dies nicht alle Bewohner des Landes als erfreuliches Signal einer Vergangenheitsbewältigung. Ob in Spanien, Italien, Portugal, Russland oder auch Deutschland – am Umgang mit den baulichen Zeugnissen der Diktaturen des 20. Jahrhunderts entzünden sich immer wieder die Gemüter. Derzeit erhalten die Debatten, vor dem Hintergrund rechter Bewegungen, jedoch eine realpolitische Dimension, die viele für überstanden hofften.

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