Bauwelt

Über die Alpen

Text: Friedrich, Jan, Berlin; Brinkmann, Ulrich, Berlin

Über die Alpen

Text: Friedrich, Jan, Berlin; Brinkmann, Ulrich, Berlin

Ja, diese Bauwelt sollte Platz im Urlaubskoffer finden, so man in Richtung Italien unterwegs ist. Der Erscheinungstermin zu den Sommerferien ist kein Zufall. Aber freilich ist dieses Heft kein Südtirol-Reiseführer. Wenn auch eine ganze Reihe von Gasthäusern und Hotels eine Rolle spielen – wohl spielen müssen, in einer Region, die derart vom Tourismus geprägt, manche sagen: heimgesucht ist. Wolfgang Jean Stock, Gastredakteur dieser Ausgabe, wies uns darauf hin, dass es höchste Zeit sei, sich wieder einmal ausführlich und in angemessener Tiefe die aktuelle Architektur in Südtirol und ihre Protagonisten vorzunehmen. Zuletzt hatte die Bauwelt das vor 18 Jahren getan, als sie dem „Architekturwunder“ im Weinstädtchen Kaltern eine Ausgabe widmete (Bauwelt 35.2006).
Stock ist seit Jahren regelmäßig in Südtirol unterwegs und pflegt Kontakte zu einheimischen Büros. Er regte an, „aktuelle Architektur“ in diesem Heft nicht in jenem ganz engen Sinn zu verstehen, dass man möglichst viele der allerneusten Projekte präsentiert. Viel erhellender sei es, anhand einer kleinen Auswahl von Büros einen etwas größeren Bogen über die Entwicklungen der letzten Jahre zu spannen. So stellen wir in dieser Ausgabe die unterschiedlichen Haltungen von drei Generationen Südtiroler Architektinnen und Architekten mit einer Auswahl ihrer Bauten vor: Zeno Bampi, der seit 1979 ein Büro in seiner Heimatgemeinde Neumarkt betreibt, Walter Angonese, seit 2002 mit eigenem Büro in Kaltern, Gerd Bergmeister und Michaela Wolf, die seit 2009 unter dem Namen Bergmeisterwolf von Brixen aus tätig sind. Wolfgang Jean Stock gibt in seinem einleitenden Essay den Überblick, den es braucht, um den inhaltlichen Zugang in die Region zu finden. Dort erfährt man auch, dass es bei einigen Südtiroler Häusern etwas gibt, das vermutlich noch wesentlich wirkungsvoller ist als Denkmalschutz: „Familienschutz“.

Das Gewebe verdichten

Orte wie diese sind für Entwerfende wie ein Sechser im Lotto – wer hat in seinem Berufsleben schließ-lich Gelegenheit, sich in unmittelbarer Nähe zu einem Hauptwerk eines künstlerischen Genies wie Michelangelo Buonarroti zu beweisen oder einen neuen Baustein in die Tradition der alpinen Grand Hotels zu setzen? In beiden Fällen wurde die Chance genutzt: Paolo Zermani in Florenz und Gian A. Caminada in Pontre-sina spinnen den Faden der Architekturgeschichte mit der Präsenz des Stofflichen, präzisen Details und konzeptioneller Konsequenz weiter. Wer in diesem Sommer in die Toskana oder nach Graubünden reist, sollte einen Besuch dieser beiden Orte auf keinen Fall versäumen.

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