Bauwelt

Unverzichtbares

Text: Klingbeil, Kirsten, Berlin; Crone, Benedikt, Berlin

Unverzichtbares

Text: Klingbeil, Kirsten, Berlin; Crone, Benedikt, Berlin

Mit den coronabedingten Lockdowns seit März 2020 konnte man den Eindruck gewinnen, dass Kultureinrichtungen verzichtbar sind – dass man Theater, Opern, Clubs und Kinos einfach schließen könne, ohne dass es stört, ohne Verlust –, so wenig setzte sich die Politik ein. Und auch wenn Schauspieler, Intendanten und viele andere sich schon früh empörten, die radikale Schließung führte dazu, dass selbst mit dem „Ende der Pandemie“ und nach dem Wegfall der letzten Schutzmaßnahmen das Publikum nicht in Strömen zurückgekommen ist. Nicht allein die Pandemie sei schuld, die Kultureinrichtungen müssen sich wandeln, heißt es von Verantwortlichen aus der Politik. Zu elitär der Zugang, zu altbacken (oder manchmal auch zu modern) das Repertoire, lautet mancher Vorwurf. Umso wichtiger, ein Zeichen zu setzen und mutig neue Häuser für die Kultur zu schaffen, mit Raumkonzepten, die über die klassische Bühne und deren Angebot hinausgehen. Drei davon stellen wir in diesem Heft vor: ein Tanzthater in einem ehemaligen Industriegebiet in Helsinki, ein Auditorium in einer kleinen historisch gewachsenen Stadt nahe Saragossa und den „Kulturbahnhof“ in einem neuen Stadtviertel in Aalen. Sie alle dienen „Tanz, Theater und mehr“ und geben der Kultur an ihrem jeweiligen Standort ein neues Zuhause – als elementaren Teil der Gesellschaft und als unverzichtbares Gut des städtischen Lebens.
Orte der Erleichterung
Vier bis fünf Mal geht der Mensch im Schnitt jeden Tag auf die Toilette. Das ist bei der modernen Ausstattung unserer Wohnungen, Restaurants und Büros kein nennenswerter Vorgang. Zum Abenteuer kann es werden, wenn es um das Verrichten der Notdurft in öffentlichen Räumen geht. Während einige Männer zum Urinieren hinter Büschen, Bäumen und in dunklen Ecken verschwinden – was neben hygienischen Problemen und der Geruchsbelästigung zu Schaden an Natur und Bausubstanz führt –, sind viele andere Menschen auf öffentliche Toiletten angewiesen. Deren Angebot wird in deutschen Städten inzwischen mittels kommunaler Toilettenkonzepte ausgebaut, nachdem es über Jahrzehnte vernachlässigt wurde. Obwohl Urinal und Klosett westliche Erfindungen sind, ist es allerdings ein fernöstliches Land, das bei öffent­lichen Toiletten als Vorreiter gilt – auch architektonisch. In Japan entwarfen 16 Architekten und De­sig­ner­innen, darunter bekannte Pritzker-Preisträger, beachtenswerte WC-Häuschen. Ihre Gestaltung zieht nicht nur Nutzer und Architekturinteressierte an, selbst der Berliner Regisseur Wim Wenders soll Toki­os Bedürfnisanstalten in einem Spielfilm, der dieses Jahr erscheint, eine Rolle zugedacht haben. Wir widmen den Örtchen unseren zweiten Thementeil.

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