Bauwelt

Veränderungen in Frankfurt und Hamburg

Text: Friedrich, Jan, Berlin; Crone, Benedikt, Berlin; Landes, Josepha, Berlin

Veränderungen in Frankfurt und Hamburg

Text: Friedrich, Jan, Berlin; Crone, Benedikt, Berlin; Landes, Josepha, Berlin

Demokratische Entscheidungsprozesse sind langwierig. Seit mehr als drei Jahren diskutieren Politik und Stadtgesellschaft in Frankfurt am Main über die Zukunft der Städtischen Bühnen. Die 1963 fertig­gestellte sogenannte Doppelanlage, Spielstätte für Schauspiel und Opernhaus, ist schwer in die Jahre gekommen. Die entscheidende Frage: Ist es möglich, das Haus zu sanieren? Oder ist es so marode, dass Abriss und Neubau die Mittel der Wahl wären. Ein Gutachten, das der Magistrat 2017 in Auftrag gegeben hatte, vereinfachte die Entscheidung aus finanzieller Sicht nicht. Beide Varianten würden das Stadt­säckel etwa gleichermaßen belasten, mit 900 Millionen Euro.
Inzwischen hat der Magistrat entschieden, dass ein neues Haus gebaut werden soll. Oder zwei neue Häuser? Und an welchem Standort respektive an welchen Standorten? Könnte es sinnvoll sein, dass die Stadt das bisherige Grundstück in bester Lage im Bankenviertel aufgibt, es versilbert – ein privater Investor könnte dort dann mit weiteren Hochhäusern wie dem gerade fertiggestellten Omniturm von BIG die Skyline verdichten –, und für die Bühnen würde man an anderer Stelle, vielleicht etwas außerhalb des Zentrums, neue Spielstätten errichten? Aber: Besitzt die Stadt überhaupt noch alternative Grundstücke, die groß genug sind? Seit Juni liegt nun eine vermutlich mehrheitsfähige Lösung auf dem Tisch, die auf einem unerwarteten Grundstückstausch mit der Hessischen Landesbank fußt – inklusive der Schaffung von Baurecht für mindestens ein neues Hochhaus.

Zwei Hamburger Quartiere im Wandel

Was haben Schanze und HafenCity gemein? Scheinbar wenig, tatsächlich aber werden sich die Nutzer und Anwohner beider Quartiere immer ähnlicher: jung, hipp, mittelständisch. Anhand zweier Neubauten zeichnen wir diese Strukturveränderung nach: Am „Schulterblatt 65“ haben LH Architekten das Grundstück neu bebaut, auf dem zum G20-Gipfel die Sparkasse abbrannte. Sie ergänzen den Straßenraum sinnfällig, und ihre Fassaden zitieren das einst ruppige Image der Schanze. Dennoch bleibt das Büro- und Wohnhaus ein Eindringling, manifestiert den „Sieg des Kapitals“ über die Subkultur. In der HafenCity hingegen fand mit dem Multifunktions-Block „KPTN“ von blauraum Architekten das nördliche Überseequartier seinen Abschluss. Hier sind hippe Gäste und Neubürger gern gesehen – bedenkt man die holprigen, tendenziell elitären Anfänge des Megaprojekts. Beide Häuser zeigen das Spannungsverhältnis sich verändernder Quartiere: die Suche nach den überdauernden Charakteristika von Nachbarschaften einerseits und die Schwierigkeit, soziale und kapitale Interessen im Lot zu halten, andererseits.

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