Bauwelt

Was ist und bleibt und sein wird

Editorial

Text: Landes, Josepha, Berlin; Brinkmann, Ulrich, Berlin

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Was ist und bleibt und sein wird

Editorial

Text: Landes, Josepha, Berlin; Brinkmann, Ulrich, Berlin

Mit der Moderne haben die Vor- den Nachgeborenen ein Ei gelegt: Wie vergessen, eine Zeitenströmung unter der Prämisse des eigenen In-ihr-Seins als „neu“ zu deklarieren! Aus der vorgeblich späten oder nachgeordneten Phase der Moderne blicken wir heute zurück und bezeichnen die vergangenen Epochen als „bürgerlich“ und „industriell“ – so jubeln wir jenen, die nach uns kommen werden, ein weiteres Ei unter, denn was soll auf „spät-“ und „post-“ noch folgen?
Die Welt bleibt zur Moderne verdammt. Doch das Moderne ist heute etwas anderes als einst – die Struktur verbindet, die Inhalte variieren. Wir bewegen uns langsam aber sicher auf einen nächsten Übergang zu. Und vielleicht braucht es weniger Zukunftsangst, als die apokalyptische Wortwahl fürchten lässt. Im bevorstehenden, ja bereits angelaufenen Abschnitt der Moderne wird das Thema „Ökologie“ ausschlaggebend sein.
Die zwei aus der industriellen Moderne stammenden Bauten in diesem Heft öffnen Möglichkeitsräume für Visionen dieses Neuen. Sie bieten Raum, um über den Liberalisierungs- und Individualisierungstrend der Spät- bzw. Postmoderne hinauszudenken. In der Linzer Tabakfabrik sollen statt Zigaretten Köpfe rauchen. Und die Deelfabriek, eine umfunktionierte Feuerwache in Kortrijk, ist mit Nachbarschaftswerkstatt und Tauschbörse zu einem Treffpunkt geworden.
Die Moderne ist ein von Krisen getriebener Abschnitt der Weltgeschichte, einer, auf den sich unsere Vorfahren eingelassen haben und den infrage zu stellen traurig wäre – die Alternative hieße Traditionalismus. Ihre Merkmale sind Bewegung, Gegensätzlichkeit und Revision. Die nahe Zukunft der Moderne wird von den Ressourcen ihrer Vergangenheit zehren, im Kern jedoch von den Zielen und Wünschen der Menschen getragen sein, die in ihr leben.
Staat zum Anfassen
Das Wort „Staat“ im Zusammenhang mit Architektur lässt an die Symbolbauten der Gesellschaft denken: Parlamente, Bundesratsgebäude und, auf kommunaler Ebene, Rathäuser. Damit der Staat funktioniert, braucht es aber auch eine funktionierende Verwaltung, und die muss angemessen untergebracht sein. Bundesgesundheits- und Bundesfamilienministerium haben zwei renovierte Altbauten in der Berliner Friedrichstadt bezogen, die den seit den 1990er Jahren geübten Umgang mit verschiedenen Zeitschichten souverän in der Gegenwart spiegeln. Für die italienische Finanzpolizei ist ein zeichenhaftes Bürogebäude in Bologna entstanden. Und Zagreb startet mit einem neuen Grundbuchamt den Aufbau eines ganzen Verwaltungsquartiers. Der Staat ist für die Bürger da.

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