Bauwelt

Wer sind wir eigentlich?

Nur effizient ist nicht genug! Der 14. BDA-Tag in Hamburg unterstrich die gesellschaftliche ­Verantwortung von Architekten und Stadtplanern.­

Text: Bartels, Olaf, Hamburg

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    Dietmar Steiner hielt die Laudatio auf den diesjährigen Preisträger des BDA-Preises für Architekturkritik, Gerhard Matzig von der Süddeutschen Zeitung, der, ...
    Foto: Till Budde

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    ... wie das Foto suggeriert, im Publikum sitzend, Steiners Lobrede aufmerksam verfolgte.
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Wer sind wir eigentlich?

Nur effizient ist nicht genug! Der 14. BDA-Tag in Hamburg unterstrich die gesellschaftliche ­Verantwortung von Architekten und Stadtplanern.­

Text: Bartels, Olaf, Hamburg

Das war überfällig. Der Bund Deutscher Architekten hat sich auf seinem 14. BDA-Tag, der Mitte Juni in Hamburg stattfand, auf sieben „Politische Grundpositionen zu Stadt, Land und Architektur“ festgelegt: Der Baugrund soll nicht der Speku­lation allein überlassen werden, und das Konzept seiner Bebauung soll wichtiger sein als der Verkaufspreis. Deutschland dürfe weder über- noch entvölkert sein, sondern müsse klug geplant besiedelt werden. Der Wert deutscher Städte und Dörfer solle erhalten und nicht kurzfristigen Renditeerwartungen geopfert werden. Die Menschen sollen sich mit ihrem Lebensort identifizieren und ihn als Ausdruck für Herkunft und Heimat empfinden können. Ethnisch und sozial durchmischte und damit stabilere Wohnquartiere sollen die Vielfalt unserer Gesellschaft reflektieren. Dem Klimawandel und dem Erhalt unserer Lebensgrundlagen müsse beim Planen und Bauen Rechnung getragen werden. Und nicht zuletzt müsse der Wert des baulichen Bestands mate­riell und kulturell respektiert werden.
Das sind ehrenwehrte Ziele, und es ist wichtig, dass der BDA sich zu ihnen bekennt. In ihren ungewöhnlich ausführlichen Grußworten versprachen Gunther Adler, Staatssekretär im Bundesministerium des Inneren, für Bau und Heimat, und die Hamburger Senatorin für Stadtentwicklung und Wohnen, Dorothee Stapelfeldt, auch sogleich eifrig Ermutigung und Unterstützung. Der Politikwissenschaftler Claus Leggewie goss allerdings Wasser in den Wein der Einhelligkeit – und traf damit eine offene Flanke dieses Bekenntnisses. Architektur ist eben keine autonome Kunst. Dafür ist sie zu sehr in ein eng gestricktes System politischer, gesellschaftlicher und vor allem ökonomischer Zwänge eingebunden.
Leggewie warnte die Architekten vor Selbstüberschätzung.
BDA-Präsident Reiner Farwick ist sich dieser Situation durchaus bewusst. Er warnte davor, dass freischaffende Architekten und ihre mittelständischen Büros den Monopolisierungstendenzen in der Bauindustrie zum Opfer fallen. Das System der Generalbauübernehmer zwänge sie in die Rolle eines nachgeordneten Dienstleisters, in der sie die Kraft ihrer Kreativität nicht entfalten könnten. „Nur effizient ist nicht genug“, das Motto des BDA-Tags, war auch Farwicks wichtigste Forderung. Und so richtet sich der Appell des Verbands vor allem an Politik, Verwaltung und Gesellschaft, also an die Bauherren. Gleichzeitig verweist das Positionspapier des BDA auf das ganzheitliche Denken von Architekten und Stadtplanern, mit dem gute Gestaltung ein wesentlicher Bestandteil einer durch Architektur und Städtebau sinnlich vermittelten Wertorientierung werden soll.
Damit finden sich Architekten ein weiteres Mal auf eine Definition ihres Rollenverständnisses zurückgeworfen. Die Teamfähigkeit, Dienstleistungsbereitschaft oder der Verzicht auf „eine Verordnung von Ästhetik“ bestimmen in vielen Berufsverbänden und -organisationen schon lange die Diskussion. Viele Baumeister fragen sich weniger: „In welchem Stil sollen wir bauen?“, sondern: „Wer sind wir Architekten eigentlich?“ Aber allmählich besinnen sie sich wieder auf die Kernkompetenz ihres Berufs: verantwortlich und qualitätsvoll Räume zu schaffen.
Dabei haben Architekten oft Kommunikationsprobleme, um den gesellschaftlichen Mehrwert ihrer Arbeit zu vermitteln. Das bescheinigte ihnen Dietmar Steiner in seiner Laudatio auf Gerhard Matzig von der Süddeutschen Zeitung, der in diesem Jahr den BDA-Preis für Architekturkritik erhielt. Architekten seien eben Raum- und keine Sprachkünstler, betonte Steiner. Sie bräuchten Architekturjournalisten wie Matzig, die die Effizienzverwalter des Bauens dort abholten, wo sie stehen. Gerade denen fehle nämlich oft die Wertschätzung der Architektur um deren Verständnis der Verband in seinem Positionspapier ringt.
Gerhard Matzig dankte, indem er betonte: Es gehe ihm bei seiner Arbeit zunächst um das Leben der Menschen, dann um die Häuser. Häuser müssten dienstbar sein. Klar! Vielleicht liegt die Kunst der Architektur (auch ihrer Ästhetik) ja doch in der Dienstleistung für ihre Benutzer.

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