Bauwelt

Workshop der aac in Hamburg

Die Academy for Architectural Culture (aac), eine vor acht Jahren gegründete Stiftung des Büros gmp Architekten, von Gerkan, Marg und Partner, hat sich mit ihrem Sommerworkshop 2016 dem seriellen beziehungsweise dem modularen Wohnungsbau in Berlin-Friedrichshain gewidmet

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

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    Nach erster Konzeptphase in Venedig fand der Workshop, geleitet von gmp-Partner Stephan Schütz, in Hamburg statt.
    Foto: aac

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    Nach erster Konzeptphase in Venedig fand der Workshop, geleitet von gmp-Partner Stephan Schütz, in Hamburg statt.

    Foto: aac

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    Tutor Philipp Kamps bei der Präsentation des Entwurfs von Team 3.
    Foto: aac

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    Tutor Philipp Kamps bei der Präsentation des Entwurfs von Team 3.

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    Team 1 Tim Diesing, Fan Yejing, Yang Jiarong, Lion Langmaack.Tutor: Johann von Mansberg
    Mit einer leicht polygonalen Bauform wird ein neues Raumkontinuum gegenüber den 11-geschossigen Plattenbauten erreicht. Aufstockung der drei Riegel
    Abb.: NKBAK

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    Team 1 Tim Diesing, Fan Yejing, Yang Jiarong, Lion Langmaack.Tutor: Johann von Mansberg
    Mit einer leicht polygonalen Bauform wird ein neues Raumkontinuum gegenüber den 11-geschossigen Plattenbauten erreicht. Aufstockung der drei Riegel

    Abb.: NKBAK

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    Team 2a Chen Yihong, Daphny Jakobs, Qian Shuo Tutorin: Imke Woelk
    4 freistehende Punkthochhäuser als 60 m hoher, scheibenartig gestaffelter Typus mit bis zu 6 Wohneinheiten pro Geschoss. Klarer Bruch mit der linearen Struktur des Bestands
    Abb.: NKBAK

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    Team 2a Chen Yihong, Daphny Jakobs, Qian Shuo Tutorin: Imke Woelk
    4 freistehende Punkthochhäuser als 60 m hoher, scheibenartig gestaffelter Typus mit bis zu 6 Wohneinheiten pro Geschoss. Klarer Bruch mit der linearen Struktur des Bestands

    Abb.: NKBAK

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    Team 2b
    Max Rudolph Tutorin: Imke WoelkBeim zweiten Ansatz werden nur zwei kompakte Türme unterschiedlicher Höhe auf einer Grundfläche von 24 x 24 m vorgeschlagen. Weitere Ergänzungen sind nicht vorgesehen.
    Abb.: NKBAK

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    Team 2b
    Max Rudolph Tutorin: Imke WoelkBeim zweiten Ansatz werden nur zwei kompakte Türme unterschiedlicher Höhe auf einer Grundfläche von 24 x 24 m vorgeschlagen. Weitere Ergänzungen sind nicht vorgesehen.

    Abb.: NKBAK

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    Team 3 Maria Ferreira, Konstantin Greune, Zhan Qiaosheng, Zhu Zhu Tutor: Philipp Kamps
    Durch rhythmisch eingefügte Zeilen zwischen den vorhandenen Volumen und Kopfbauten entsteht ein dichtes Geflecht von Wegen, Gärten und Plätzen
    Abb.: NKBAK

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    Team 3 Maria Ferreira, Konstantin Greune, Zhan Qiaosheng, Zhu Zhu Tutor: Philipp Kamps
    Durch rhythmisch eingefügte Zeilen zwischen den vorhandenen Volumen und Kopfbauten entsteht ein dichtes Geflecht von Wegen, Gärten und Plätzen

    Abb.: NKBAK

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    Team 4 Daria Kuvakina, Benno Schmitz, Marko Skoblar, Qiu Tian Tutorin: Anja Meding
    Mit rechteckigem Haustyp auf 16 x 22 m Grundfläche mit maximal 10 Geschossen entsteht ein System aus freistehenden Volumen und Freiräumen im Quartier
    Abb.: NKBAK

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    Team 4 Daria Kuvakina, Benno Schmitz, Marko Skoblar, Qiu Tian Tutorin: Anja Meding
    Mit rechteckigem Haustyp auf 16 x 22 m Grundfläche mit maximal 10 Geschossen entsteht ein System aus freistehenden Volumen und Freiräumen im Quartier

    Abb.: NKBAK

Workshop der aac in Hamburg

Die Academy for Architectural Culture (aac), eine vor acht Jahren gegründete Stiftung des Büros gmp Architekten, von Gerkan, Marg und Partner, hat sich mit ihrem Sommerworkshop 2016 dem seriellen beziehungsweise dem modularen Wohnungsbau in Berlin-Friedrichshain gewidmet

Text: Redecke, Sebastian, Berlin

Der Workshop der Academy for Architectural Culture (aac) wurde mit Sorgfalt vorbereitet, um das Thema mit konkreten Vorgaben in der kurzen Zeit vom 25. Mai bis 17. Juni bearbeiten zu können. Es ging dabei nicht um temporäre Behausungen für Geflüchtete, sondern um Überlegungen, in welcher Form schnell und vielleicht auch kostengünstiger, dem großen Bedarf an Wohnungen in den Städten entsprechend, geplant und gebaut werden kann. Für Stephan Schütz, Partner bei gmp und einer der Leiter des Workshops, war der Druck, für die große Masse zu bauen, lange Zeit nicht da. So habe sich auch gmp mit dem Thema bisher nicht befasst. Das Büro baute aber mit modular gefertigten Fassadenteilen zahlreiche ihrer Großprojekte in China. Schütz bemerkte, dass die dortigen Erfahrungen sie auf das diesjährige Sommerthema der aac gebracht hätten.
Der Workshop fand im Palazzo Rossini am Campo Manin in Venedig und am Campus Rainvilleterrasse in Hamburg statt. Die 16 teilnehmenden Architekturstudenten und Absolventen bildeten vier Teams mit jeweils einem Tutor. Sie waren allesamt Stipendiaten der aac, die sich zuvor mit Mappe und auf Empfehlung beworben hatten. Im Palazzo Rossini wird zur diesjährigen Architekturbiennale mit der Ausstellung „future practice. practice future“ die Arbeit der Stiftung aac vorgestellt.
Wie bei früheren Workshops der aac (Bauwelt 47.2015) wurde ein konkretes Projekt bearbeitet. Als Partner fungierte die Wohnungsbaugesellschaft Berlin-Mitte (WBM). Der Kontakt kam über die Berliner Senatsbaudirektorin Regula Lüscher zustande. Ausgewählt wurde der Andreaskiez, ein Wohnquartier südlich der Karl-Marx-Allee in Berlin-Friedrichshain. Das heterogen strukturierte Quartier setzt sich aus Wohnriegeln der fünfziger Jahre (Typ IW57) und zwei 12-geschossigen Plattenbauscheiben (Typ P2), eine davon geschwungen, zusammen. Am östlichen Rand befindet sich eine kleine Reihe gründerzeitliche Bauten. Das Quartier ist gut durchgrünt, weist aber große Parkplatzflächen und mangelhafte Eingangssituationen auf.
Schaut man sich die Ergebnisse des Workshops an, fällt auf, dass sich die Aufgabe deutlich in zwei Bereiche gliedert: Die städtebauliche Konzeption von Nachverdichtung und Quatiersbildung, die zunächst nur begrenzt etwas mit dem Thema des Workshops zu tun hat, aber mit der sich die Teilnehmer viel befasst haben. Außerdem wurden die teilweise vernachlässigten Erdgeschosszonen der Bestands-Plattenbauten neu gestaltet. Erst in der Folge stand das serielle Bauen im Vordergrund. Hierbei ist der zweite Partner von entscheidender Bedeutung, den die Akademie für den Workshop gewinnen konnte: BuroHappold Engineering mit ihrer eigenen Stiftung. Die Ingenieure stellten ein BIM-Werkzeug für serielle Wohnbauten zur Verfügung. So wurde anhand eines Bauteilkatalogs und mit einem Skelettsystem eine integrale Verzahnung von Entwurf, Statik und Haustechnik in einem festgelegten Produktionsablauf möglich. Im Mittelpunkt stehen standardisierte Verbindungselemente, die, dem Entwurf entsprechend zugleich flexible Bauteilgrößen und Winkel zulassen. Um eine zügigere Entwurfsplanung zu erreichen, wurden von gmp im Vorfeld außerdem der Gebäudekern und die Nasszellen fertig entworfen und ins Raster eingebunden. Unter dem Druck der dringend erforderlichen Wohnungen war beim Wohnungsgrundriss ganz bewusst einfach und realitätsnah zu agieren, also eher Standard als ein variantenreiches Konzept neuer Wohnformen gefragt.
Bei den Bauteilen von BuroHappold handelt es sich vor allem um Stützen mit breitem Kopf und Unterflansch, um Träger mit einer maximalen Spannweite von sechs Metern und um Wandplatten und Deckenelemente unterschiedlicher Abmessungen, entwickelt unter besonderer Beachtung der Fügetechnik – einer doppelten Schraubverbindung, die eine Demontierbarkeit zulässt. Die Problematik der Fugen stellte einen wichtigen Gesichtspunkt bei der Gesamtkonzeption dar. Außen und weitgehend auch innen soll nichts kaschiert werden. Man will zeigen: Wir sind aus Teilen zusammengesetzt. Stephan Schütz weißt während der Präsentation der Ergebnisse darauf hin, dass bei der Realisierung serieller Bauten andere Partner gefragt sind. Die klassische Baufirma wird kaum gebraucht. Montagefirmen stehen im Vordergrund, deren Kapazität aber begrenzt ist. Außerdem sind die Auswirkungen auf die Ausschreibung erheblich. Dies alles habe grundlegende Auswirkungen auf die Bauwirtschaft.
Das Ergebnis: Team 1 schlägt eine leicht polygonale, siebengeschossige Bauform vor, die ein neues Raumkontinuum gegenüber dem 11-geschossigen Plattenbau erreicht. Team 2 präferiert eine Unterbringung der neuen Wohnungen in freistehenden Punkthochhäusern und untersuchte dazu zwei unterschiedliche Ansätze, da man keinen Konsens fand. 2a wählte einen 60 Meter hohen, expressiv scheibenartig gestaffelten Typus, der bis zu sechs Wohneinheiten pro Geschoss anbietet, viermal im Quartier platziert wird und damit klar mit der linearen Struktur des Bestands bricht. 2b entschied sich für zwei unterschiedlich hohe, kompakte Türme auf einer Fläche von 24 x 24 Metern. Team 3 verfolgte das Ziel, durch rhythmisch eingefügte Zeilen zwischen den vorhandenen Volumen und jeweils vorgelagerte Kopfbauten ein Geflecht von Wegen, Gärten und begrünten Plätzen zu schaffen. Team 4 schließlich entwickelte einen rechteckigen Haustyp von 16 x 22 Meter Grundfläche, der in Höhen von 4 bis 10 Geschossen in einem System aus freistehenden Volumen und Freiräumen dem Quartier Identität und Maßstab geben soll. Diese Arbeit stieß auf die größte Resonanz.
Workshop und Präsentation sind vorbei, die Entwürfe liegen bei der Wohnungsbaugesellschaft WBM, die nun bald Planungsschritte der Nachverdichtung des Andreaskiezes konkretisieren will. Dank der Entwürfe kann sie im beginnenden partizipatorischen Verfahren den Bewohnern die bereits geleisteten Überlegungen mit Alternativen vorlegen.
Es ist schon sonderbar, dass in unmittelbarer Nachbarschaft zu DDR-Plattenbauten, die in den neunziger Jahren verpönt waren, in Teilen leerstanden und am liebsten für neue Stadtblöcke mit Höfen abgerissen werden sollten, nun vielleicht „Plattenbauten“ einer neuen Generation entstehen. Eine erstaunliche Wendung wurde hier vollzogen. Die WBM kann sich gut vorstellen, die Nachverdichtung nicht nur im Andreaskiez mit einem solchen, dann perfektionierten Bauteilsystem umzusetzen. Über Kosten wurde beim Workshop nicht gesprochen. Allen ist bewusst, dass der Bau der Wohnungen mit einem solchen System am Ende nur eine Chance hat, wenn er mindestens gleich viel kostet, wie mit herkömmlichen, sicherlich von Lobbyisten der Branche bestens protegierten Bauweisen.
Fakten
Architekten gmp Architekten, Hamburg; BuroHappold, Berlin
aus Bauwelt 28-29.2016
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