Raum für Ruhe
Lärmschutzbebauung am Innsbrucker Ring in München
Text: Paret, Lisa, Darmstadt
Raum für Ruhe
Lärmschutzbebauung am Innsbrucker Ring in München
Text: Paret, Lisa, Darmstadt
Der Mittlere Ring legt sich auf 28 Kilometern vierspurig um die Münchner Innenstadt und verbindet deren wichtigsten Ein- und Ausfallstraßen. Was einst der Verkehrsentlastung der Altstadt dienen sollte, sorgt heute für viel Lärm in den angrenzenden Wohngebieten.
Am Abschnitt Innsbrucker Ring im Südosten der Stadt wird nach einer ersten nun eine zweite Lärmschutzbebauung mit Azubi-Wohnungen geplant.
In Ramersdorf Nord unterhält die GEWOFAG, Münchens größte Wohnungsbaugesellschaft, eine Siedlung mit Zeilenbauten aus den 60er Jahren. Lange Zeit öffnete sich die bestehende Bebauung im Osten komplett zum Innsbrucker Ring, sodass der Straßenlärm der täglich 70.000 passierenden Fahrzeuge weit in das Quartier vordringen konnte. 2007 schlossen Krieger Architekten im Zuge einer ersten Lärmschutzmaßnahme die offenen Zeilen am südöstlichen Siedlungsrand mit fünfgeschossigen Zwischenbauten (Bauwelt 36.12). Nun soll eine zweite Bebauung auf dem nördlichen Eckgrundstück zwischen Grafinger Straße und Innsbrucker Ring den Lärmschutz komplettieren. Wie schon vor sechs Jahren lobte die GEWOFAG einen nichtoffenen Realisierungswettbewerb mit vorgeschaltetem offenem Bewerbungs-verfahren aus. Auf dem 0,6 Hektar großen Gelände soll eine mischgenutzte Blockrandbebauung entstehen, mit Einzelhandel und Kinderkrippe im Erd- und Wohnungen im Obergeschoss, vornehmlich Ein-Zimmer-Apartments für Auszubildende. Wichtig war dem Wohnungsbauunternehmen auch die sorgfältige Gestaltung des Innenhofs. Daher entstanden alle 13 eingereichten Wettbewerbsarbeiten in Kooperation von Architekten und Landschaftsplanern. Den 1. Preis vergab die Jury (Vorsitz: Markus Allmann) an die Münchner Büros 03 Architekten und ver.de Landschaftsarchitektur.
Städtebaulich bildet der Siegerentwurf einen für das Preisgericht „angemessenen Abschluss des Gesamtquartiers nach Norden und Westen“. Seine Kubatur folgt u-förmig dem umgebenden Straßenverlauf. Im Sockel öffnet sich das Gebäude über eine großflächige Profilglasfassade zur Straße. Diese befand die Jury aber als „etwas kühl und indifferent“. In den vier Obergeschossen sind 112 Azubi-Apartments mit je einem Gemeinschaftsbereich vorgesehen. Sie halten über eine umlaufende Schicht aus Balkonen und Laubengängen Abstand zur vorgehängten Gebäudehülle aus Glas und Lochblech. Dieser „spielerische Umgang mit den Belichtungselementen“ belebe durch die Wechselwirkung von Innen und Außen den Straßenraum, so die Preisrichter. Wirtschaftlich gut sei die „thermische Trennung der Erschließungszone von den beheizten Wohnungen“. Den südwestlichen Abschluss des Gebäudes bildet ein achtgeschossiger Wohnturm, in dem sich 24 geförderte Wohnungen befinden. Seine Lage und Ausformung bat das Preisgericht zu prüfen. Das Gebäude fasst einen begrün-ten Hof, der die Jury mit seinem „Zusammenspiel der Freiflächen“ und „der Orientierung zum Viertel“ überzeugte.
Der Entwurf von 03 Architekten schirme die geplanten Freiflächen und das Quartier dahinter gut gegen den Straßenlärm ab, sodass ein „Maximum an Wohn- und Aufenthaltsqualität für die künftigen Bewohner“ entstehe, sagte Gordona Sommer, Geschäftsführerin der GEWOFAG. Bis zum geplanten Baubeginn 2015 werden hier allerdings noch einige Fahrzeuge vorbeirauschen.
Weitere Preise:
2. Preis | Die Arbeit von Stefan Forster Architekten aus Frankfurt am Main sieht einen gestaffelten Baukörper als Abschluss zum Mittleren Ring vor. Obwohl die Jury diese architektonische Haltung als „nicht unbedingt für den Ort typisch“ einstufte, bewertete sie die städtebauliche Lösung aus „vernetzten Volumen“ als „grundsätzlich sehr positiv“. Wintergärten als Schallpuffer zum Mittleren Ring seien jedoch technisch zu anspruchsvoll.
3. Preis | Der u-förmige Entwurf des Münchner Architekturbüro Maier Neuberger Projekte weist an der Ecke zum Innsbrucker Ring eine viergeschossige Überhöhung auf. Die optische Abgrenzung der Wohnnutzung vom Erdgeschoss gefiel den Preisrichtern, jedoch kritisierten sie die „kleinteilige“ Fassadengestaltung.
4. Preis | Den Vorschlag eines abgerundeten Baukörpers mit Hochpunkt an der Grafinger Straße machten Steidle Architekten aus München. Das Ensemble öffne sich im Sockelbereich und weise gut funktionierende Wohnungen auf, „hätte entlang des Innsbrucker Rings hingegen ein Geschoss mehr vertragen“, urteilte die Jury. Den südlichen Baukörper hinterfragte das Preisgericht hinsichtlich seines Lärmschutzes
5. Preis | Die Jury lobte an der Arbeit von Florian Krieger Architekten aus Darmstadt, dass der zur Straße geschlossene und zum Innenhof verzahnte Baukörper sich gut auf die Wohnqualität im Innenhof auswirke. Allerdings bemängelten die Preisrichter die „rigide wirkende geschossweise gefaltete Fassadengestaltung“ und die Tatsache, dass die Freiflächen nicht direkt zugänglich seien.
Beschränkter Wettbewerb
1. Preis 03 Architekten, München; ver.de Landschaftsarchitektur, Freising
2. Preis Stefan Forster Architekten, Frankfurt a.M.; HKK Landschaftsarchitektur, Frankfurt a.M.
3. Preis Maier Neuberger Projekte, München; realgrün Landschaftsarchitekten, München
4. Preis Steidle Architekten, München; t17 Landschaftsarchitekten, München
5. Preis Florian Krieger Architekten, Darmstadt; Grabner+Huber Landschaftsarchitekten, Freising
1. Preis 03 Architekten, München; ver.de Landschaftsarchitektur, Freising
2. Preis Stefan Forster Architekten, Frankfurt a.M.; HKK Landschaftsarchitektur, Frankfurt a.M.
3. Preis Maier Neuberger Projekte, München; realgrün Landschaftsarchitekten, München
4. Preis Steidle Architekten, München; t17 Landschaftsarchitekten, München
5. Preis Florian Krieger Architekten, Darmstadt; Grabner+Huber Landschaftsarchitekten, Freising
0 Kommentare