Bauwelt

Salomonisch unentschieden

Neubau des Hotels Königshof in München

Text: Matzig, Katharina, München

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ein 1. Preis: Wandel Hoefer Lorch

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Salomonisch unentschieden

Neubau des Hotels Königshof in München

Text: Matzig, Katharina, München

Wer die Münchner Altstadt durch das Karlstor verlässt, passiert ein Luxushotel, das nur dezent nach Luxus aussieht. Zeit für neuen Glanz, fanden die Betreiber, und luden zu einem Wettbewerb.
Als Anna und Karl Geisel im Jahre 1900 erstmals auf dem Oktoberfest das Löwenbräuzelt bewirtschafteten, konnte das Paar noch nicht ahnen, dass ihre Nachfahren einmal diverse Hotels in München betreiben würden. Doch auf das gut besuchte Zelt folgte der Erwerb von Restaurants und 1938, als das bereits dritte Hotel der Familie, sogar der des traditions­reichen Hotels Königshof am Karlsplatz. Allerdings wurde das viktorianisch anmutende Haus im Krieg fast völlig zerstört, sodass man sich 1950 an den Wiederaufbau machte. 1970 wurde das Gebäude generalüberholt und auf Fünf-Sterne-Standard gebracht. Pünktlich zur Eröffnung der Olympischen Spiele beherbergte das von „Star-Einrichter“ Siegward Graf Pilati mit Prunk und Pomp ausgestattete Hotel in bester Münchener Lage die nationale und internationale Prominenz. Seit 2003 gehört der Königshof, der 1996 nochmal von Innenarchitekt Jochen Dahms aufgefrischt wurde, zu den „Leading Hotels of the World“. Die Reduktion auf weniger und dafür grö­ßere Zimmer reicht heute aber nicht mehr aus, um sich auf dem anspruchsvollen Luxushotelmarkt zu behaupten.
Die Brüder Carl, Michael und Stephan Geisel, die unter Geisel Privathotels firmieren und insgesamt vier Hotels sowie vier Restaurants in München betreiben, möchten das in die Jahre gekommene und von außen wirklich erstaunlich unprätentiös wirkende Haus samt Michelin-Stern gekrönter Restau­ration daher abreißen und neu bauen. Ein Termin steht noch nicht fest – Pläne allerdings liegen jetzt vor: Im Oktober wurde der Realisierungswettbewerb für einen Neubau entschieden, der sowohl dem bedeutenden Standort gerecht werden, als auch Maßstäbe in der modernen Luxushotellerie setzen soll. Dafür galt es, das Angebot auf 91 Zimmer und Suiten zu erhöhen und ein 350 Quadratmeter großes Spa sowie ein Gourmetrestaurant mit 180 Sitzplätzen plus die notwendigen Personalräume zu planen – und das auf Fünf-Sterne-Superior-Niveau.
Tatsächlich geht es um einen prominenten Ort: Das ursprünglich Anfang des 19. Jahrhunderts re­präsentativ-klassizistisch erbaute Haus liegt zwischen dem viergeschossigen neubarocken Justizpalast, 1890 bis 1897 nach Plänen von Friedrich von Thiersch erbaut, und dem ebenfalls denkmalgeschützten, gut 30 Meter hohen Kaufhof von Theo Pabst, einem Stahlskelettbau mit Werksteinfassade aus den 50er Jahren an der Westseite des Karlsplatzes. Ein bau­geschichtlich und atmosphärisch eindrucksvoller Platz, dessen Bebauung an der Ostseite halbkreis­förmig das Karlstor umschließt und seine Fassaden Architekt Gabriel von Seidl verdankt.
Zwölf Büros waren eingeladen, hier nun einen zeitgemäßen Baustein hinzuzufügen. Darunter: die Münchner Hild und K sowie Meck Architekten, aus Berlin Léon Wohlhage Wernik, Kuehn Malvezzi und Sauerbruch Hutton, Manuel Herz aus Basel, Wandel Hoefer Lorch aus Saarbrücken und zwei Büros aus Madrid: Rafael Moneo und Nieto Sobejano Arquitectos. Dass die Münchener Teams nicht nur Heimvorteil hatten, sondern in der Stadt bereits gut funktionierende Hotels gebaut haben, half ihnen nicht: Die Wahl der Jury fiel auf Nieto Sobejano, Sauerbruch Hutton sowie Wandel Hoefer Lorch. Büros also, die mit dem Museum Brandhorst (Sauerbruch Hutton, Bauwelt 37.2009) und dem Jüdischen Zentrum am Jakobsplatz (Wandel Hoefer Lorch, Bauwelt 32–33.2001) die Baugeschichte der Stadt bereits mitgeschrieben haben oder mit dem Bogenhausener Tor (Nieto Sobejano) mitschreiben könnten. Wer von den dreien das neue Hotel Königshof gestalten wird, ist jedoch noch offen. Die Jury unter Vorsitz von Herbert Meyer-Sternberg kürte salomonisch – oder vielleicht auch einfach nur unentschieden – alle drei als gleichrangige Sieger und empfahl, einen der Preisträger mit weiteren Planungen gemäß der Auslobung zu beauftragen.
Die Brüder Geisel haben nun die Wahl: Zwischen einem Entwurf, der vor allem auf Signifikanz setzt und eine leicht geknickte Fassade vorschlägt, deren ver­tikaler, in Höhe, Breite und Tiefe verspringender Einschnitt sicher eindrucksvolle Blicke auf den Stachus zulassen wird. Nieto Sobejano sprechen von einem „vertikalen Atrium“, das im Inneren folgerichtig die Erschließung sowie Aufenthaltsbereiche beherbergt, von außen jedoch vielleicht irgendwann als modische Attitüde des Jahres 2013 gelten könnte. Oder die Bauherren entscheiden sich für den Vorschlag von Sauerbruch Hutton, der an die 60er Jahre erinnert und mit einem mal konkaven, mal konvexen Schwung auf allen vier Seiten einen beinahe quadratischen Kopf des dreieckig zulaufenden Grundstücks bildet. Elegant und heiter wirkt dieser Entwurf. Textile, keramische und metallene Vorhänge sorgen für Unverwechselbarkeit und gestatten von Lobby und Bar einen Panoramablick auf die Altstadt. Vielleicht wird aber auch ein Haus entstehen, das sich am stärksten an seiner Nachbarschaft orientiert, sie in Proportion und Anmutung zeitgemäß interpretiert: Wandel Hoefer Lorch, die vor dem Wettbewerb bereits eine Höhenstudie für den geplanten Neubau erstellt hatten und für 33 Meter plädieren, schlagen eine streng gegliederte Fassade vor, die sich auf Höhe des Justizpalasts für Skylobby und Spa transparent öffnet.
Wie auch immer die Entscheidung fallen wird, die Leser von Münchens Boulevardblatt Abendzeitung sind sich jetzt schon einig: „Wenn es bis heute noch keinen Preis für besonders hässliche Architektur gibt, sollte man ihn jetzt erfinden – drei Anwärter haben sich mit ihren Entwürfen für den neuen Königshof ja bereits wärmstens empfohlen!“ Abwarten.
Einladungswettbewerb
ein 1. Preis Sauerbruch Hutton, Berlin | ein 1. Preis Nieto Sobejano Arquitectos, Madrid/Berlin | ein 1. Preis Wandel Hoefer Lorch Architekten, Saarbrücken
Fakten
Architekten Sauerbruch Hutton, Berlin; Nieto Sobejano Arquitectos, Madrid/Berlin; Wandel Hoefer Lorch Architekten, Saarbrücken
aus Bauwelt 44.2013

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