Bauwelt

Institute of Advanced Legal Studies, Institute of Education in London


Beton brut trifft Curtain Wall: Institutsbau des englischen Architekten Denys Lasdun, 1970–75


Text: Calderoni, Alberto


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    Sichtbeton und Curtain Wall – ...
    Foto: Andrew Meredith

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    Sichtbeton und Curtain Wall – ...

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    ... in Lasduns Institutsgebäude verbinden sich britischer Brutalismus und International Style.
    Foto: Andrew Meredith

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    ... in Lasduns Institutsgebäude verbinden sich britischer Brutalismus und International Style.

    Foto: Andrew Meredith

In den späten 1950er Jahren wurde das Londoner Viertel Bloomsbury einem umfassenden städtebaulichen Sanierungsplan unterzogen, der von Leslie Martin und Trevor Dannatt geleitet wurde. Im Rahmen der Erneuerung wichtiger zentraler Bereiche der Stadt wurde das Projekt für den großen georgianischen Block zwischen Russel Square und Gordon Square dank Leslie Martin an den Londoner Architekten Denys Lasdun (1914–2001) vergeben, einen Schüler von Berthold Lubetkin, der als einer der bedeutendsten Vertreter des englischen Brutalismus gilt und Autor des berühmten Royal National Theatre am Londoner South Bank ist. Lasdun wurde mit dem Entwurf zweier Gebäude beauftragt: dem Institute of Advanced Legal Studies-Institute of Education (das in einem einzigen Komplex gebaut werden sollte) und der Bibliothek der School of Oriental and African Studies. Zwei Gebäude mit unterschiedlichen Nutzungsprogrammen, die Lasdun als gestalterische Aspekte interpretiert, die zur Neudefinition der morphologischen und städtebaulichen Zusammensetzung eines ganzen Blocks beitragen können. Im Mittelpunkt steht das 1975 fertig gestellte Gebäude des Institute of Education, das sich mit seiner Erweiterung auf einer Länge von mehr als 240 Metern als ein wirksamer und architektonisch widerstandsfähiger Beitrag zum Thema der Einfügung eines großen öffentlichen Gebäudes in einen historischen Kontext in kürzester Zeit darstellt.
Der damals 45-jährige Lasdun brachte in dieses Gebäude die Erfahrungen ein, die er bei der Gestaltung des Norwich-Campus der University of East Anglia gesammelt hatte, sowie die Lehren von Mies van der Rohe, die er auf seinen Reisen in Amerika aufgenommen hatte. Das Gebäude besteht aus Modulen, sowohl hinsichtlich der zeitlichen Organisation – die Bauplätze würden in verschiedenen Etappen zur Verfügung stehen – als auch des Budgets. Eine Reihe von fünf Stahlbetonkernen, in denen Treppen, Dienstleistungen und Nebeneinrichtungen untergebracht sind, geben den Rhythmus der langen Fassade am Bedford Way vor und definieren den Raum der verschiedenen Geschosse, welche die Flexibilität des Bildungsprogramms des Gebäudes ausmachen, gestützt durch eine Stahlkonstruktion und vorgefertigte Vorhangfassaden. Andere Volumen innerhalb des Blocks, die durch modulare Stahlbetontreppensysteme verbunden sind, stehen in einem räumlichen Zusammenhang mit dem langen Gebäude, während das Volumen der Bibliothek der School of Oriental and African Studies nur in visueller Verbindung mit dem Ins­titut steht und ein System von offenen Zwischenräumen schafft.
Das Gebäude hebt sich von den bestehenden georgianischen Häusern sowohl im Norden als auch im Süden ab und demonstriert die formale und konzeptionelle Eigenständigkeit des neuen Systems der öffentlichen Gebäude. Lasduns Eingriff funktioniert bis heute im städtebaulichen Maßstab, indem er neue Zusammenhänge mit den bestehenden Gebäuden herstellt und zeigt, dass die konzeptionelle Arbeit mit Elementen, die der kompositorischen Grammatik der Moderne entlehnt sind, ein möglicher, wenn auch sehr anspruchsvoller Weg sein kann. Die 2021 abgeschlossene Renovierung des Gebäudes durch Burwell Architects hat seine Robustheit und Konkretheit hervorgehoben, sodass das Gebäude trotz der natürlichen Alterung einiger Bauteile seine räumliche Stärke unverändert behalten hat und weiterhin für seine Nutzung geeignet ist.



Fakten
Architekten Lasdun, Denys (1914–2001)
Adresse Charles Clore House, 17 Russell Sq, London WC1B 5DR, Vereinigtes Königreich


aus Bauwelt 18.2022
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