Bauwelt

Königliches Museum der Schönen Künste Antwerpen


Die Grundsanierung und Erweiterung des Königlichen Museums der Schönen Künste Antwerpen durch KAAN Architecten hat elf Jahre und 100 Millionen Euro in Anspruch genommen. Das Ergebnis ist prachtvoll.


Text: Schulz, Bernhard, Berlin


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    Gebauter Bürgerstolz: Das KMSKA ist von Kopf bis Fuß auf Repräsentation eingestellt.
    Foto: Sebastian van Damme

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    Gebauter Bürgerstolz: Das KMSKA ist von Kopf bis Fuß auf Repräsentation eingestellt.

    Foto: Sebastian van Damme

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    Diese Wand, fünf mal neun Meter groß, lässt sich verschieben, um für besonders große Kunstwerke den Weg frei zu machen.
    Foto: Stijn Bollaert

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    Diese Wand, fünf mal neun Meter groß, lässt sich verschieben, um für besonders große Kunstwerke den Weg frei zu machen.

    Foto: Stijn Bollaert

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    Der Rubens-Saal, Herzstück des Gebäudes
    Foto: Sebastian van Damme

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    Der Rubens-Saal, Herzstück des Gebäudes

    Foto: Sebastian van Damme

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    Durchreiche für besonders große Gemälde
    Foto: Stijn Bollaert

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    Durchreiche für besonders große Gemälde

    Foto: Stijn Bollaert

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    Materialität, Licht und Farbe sind essenzielle Bestandteile der Kunst – und der Bauten, die Kunst beherbergen. Aufnahme aus dem neuen Teil des Königlichen Museums Antwerpen.
    Foto: Sebastian van Damme

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    Materialität, Licht und Farbe sind essenzielle Bestandteile der Kunst – und der Bauten, die Kunst beherbergen. Aufnahme aus dem neuen Teil des Königlichen Museums Antwerpen.

    Foto: Sebastian van Damme

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    Die Architekten haben das Gebäude nach innen erweitert, indem sie die Lichthöfe ausgefüllt haben. Durch Oberlichter und Lichtschächte soll genug Licht ins Gebäude gelangen.
    Foto: Stijn Bollaert

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    Die Architekten haben das Gebäude nach innen erweitert, indem sie die Lichthöfe ausgefüllt haben. Durch Oberlichter und Lichtschächte soll genug Licht ins Gebäude gelangen.

    Foto: Stijn Bollaert

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    Im ganzen Bau fällt auf, wie wohlüberlegt Materialien eingesetzt werden, um mit Oberflächentextur und Farbe zu spielen.
    Foto: Sebastian van Damme

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    Im ganzen Bau fällt auf, wie wohlüberlegt Materialien eingesetzt werden, um mit Oberflächentextur und Farbe zu spielen.

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    Hier ist zu sehen, wie das Licht durch Schächte ...
    Foto: Stijn Bollaert

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    Hier ist zu sehen, wie das Licht durch Schächte ...

    Foto: Stijn Bollaert

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    ... bis in die unteren Etagen vordringen soll.
    Foto: Stijn Bollaert

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    ... bis in die unteren Etagen vordringen soll.

    Foto: Stijn Bollaert

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    In der Mitte des Gebäudes ...
    Foto: Sebastian van Damme

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    In der Mitte des Gebäudes ...

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    ... zieht sich eine Himmels­leiter ...
    Foto: Stijn Bollaert

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    ... zieht sich eine Himmels­leiter ...

    Foto: Stijn Bollaert

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    ... durch alle Etagen.
    Foto: Stijn Bollaert

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    ... durch alle Etagen.

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    Im Eingangsbereich führt eine Wendeltreppe nach unten.
    Foto: Stijn Bollaert

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    Im Eingangsbereich führt eine Wendeltreppe nach unten.

    Foto: Stijn Bollaert

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    Nach innen gewachsen: In die Hülle des Gebäudes wurde nicht eingegriffen.
    Foto: Mediamixer

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    Nach innen gewachsen: In die Hülle des Gebäudes wurde nicht eingegriffen.

    Foto: Mediamixer

Mit dem 24. September hat Antwerpen nach elfjähriger Schließung sein bedeutendstes Museum runderneuert zurückerhalten. Das Gebäude des Königlichen Museums der Schönen Künste Antwerpen (KMSKA) ist eine Schöpfung des späten 19. Jahrhunderts, typisch für jene Epoche, in der überall in Europas Städten Museumsbauten als Ausdruck bürgerlichen Selbstbewusstseins errichtet wurden. In nichts stand die neue Elite den älteren fürstlichen und gesamtstaatlichen Museumsbauten nach. So ließ auch die wohlhabende Hafenstadt Antwerpen ein mächtiges Haus errichten, das im Jahr seiner Eröffnung, 1890, immerhin fünfzehn Jahre nach dem entsprechenden Beschluss des Stadtrats, die planvolle Stadterweiterung Antwerpens Richtung Süden dominierte.
Als 110 Jahre später eine Grundsanierung unausweichlich wurde, stand außer Frage, das äußere Erscheinungsbild des Museums mit seiner gewaltigen Portikus unverändert zu erhalten, wie es die Architekten des Ursprungsbaus, Jean-Jacques Winders und Frans van Dijk, ab 1879 entworfen hatten. Aber auch die Kubatur des auf einer Grundfläche von 60 mal 130 Meter errichteten und 30 Meter hohen Gebäudes sollte unverändert bleiben. Die geforderten Erweiterungsflächen für die wachsenden Bestände moderner Kunst mussten also innerhalb des Gebäudes geschaffen werden, dessen Grundriss im Ursprungszustand entlang dreier Längs- und dreier Querachsen gebildet wurde und dementsprechend vier längliche Lichthöfe barg. Dabei sind die Schausäle im zweiten Obergeschoss durchweg als Oberlichtsäle ausgebildet.
In die Höfe hat das Rotterdamer Büro KAAN Architecten, das in seiner früheren Partnerschaft als Claus en Kaan Architecten im Jahr 2004 zur Realisierung des vorgeschlagenen Masterplans ausgewählt wurde, einen Verbund von neuen Galerien hineinkomponiert, der die historischen Enfiladen der Oberlichtsäle völlig unberührt lässt, in sich aber eine abwechslungsreiche, gleichfalls tageslichterhellte Raumfolge bildet. Das Geflecht der durch die historische Mittelachse des Ursprungsbaus unterbrochenen Galerien ist gewissermaßen in die Lichthöfe eingehängt und wird konstruktiv tatsächlich von einem Stahlrahmen getragen. Da die vollständig in Weiß – einschließlich eines weißen Kunststoffbodens – gehaltenen Galerien großenteils eine wesentlich geringere Deckenhöhe aufweisen als die historischen, an den Dimensionen der flämischen Barockmalerei orientierten Säle, bilden sie ein viertes Obergeschoss, unter dem teilweise ein drittes, dementsprechend tageslichtloses Stockwerk angeordnet ist, das insbesondere für grafische Arbeiten vorgesehen ist. Allerdings besitzt ein Abschnitt der neuen Galerien doppelte Geschosshöhe, und zudem sind im ersten, künstlich belichteten Obergeschoss und gleichfalls im Bereich der früheren Lichthöfe Galerien für „moderne Meister“, vor allem aber für die weltgrößte Sammlung an Werken des flämischen Nationalkünstlers James Ensor entstanden.
Abgesehen von diesen Galerien im ersten Obergeschoss, vom gewaltigen Haupttreppenhaus in halber Höhe zu erreichen, erfolgt die Verbindung dieser beiden Raumfolgen, der historischen und der neugeschaffenen, über verschiedene Treppen. Unter ihnen ist die schmale, einläufige „Himmelsleiter“ vom ersten bis zum vierten Stock die spektakulärste. Sie überwindet mit 98 Stufen und fünf Absätzen einen Höhenunterschied von 22 Metern. Manch einer mag sich an die ein Vierteljahrhundert zuvor entstandene, seitliche Treppe in Peter Zumthors Kunsthaus Bregenz erinnert fühlen.
Zudem gibt es rechteckige Deckendurch­brüche im neuen Galeriebereich, gefasst in Marmor in Anknüpfung an die kostbare Materialauswahl des Ursprungsbaus. „Mit strahlend weißen Ausstellungssälen, versteckten Räumen, langen Treppen, weitreichenden Sichtachsen und unterschiedlichen Abstufungen des Tageslichts weist das neue Museum einen Weg voller überraschender vertikaler Erfahrungen“, erläutern die Architekten um Partnerin Dikkie Scipio: „Überall dort, wo der neue Erweiterungsbau die so­lide Masse des Museums schneidet, wurden subtile Marmorintarsien eingefügt, die die Materialität des eleganten Museums aus dem 19. Jahrhundert widerspiegeln.“ Über die Sinnhaftig­keit der Lichtschächte kann man geteilter Meinung sein, zumal sie aus Sicherheitsgründen mit Fangnetzen ausgerüstet werden mussten und daher keine wirklich freie Sicht erlauben. Gelungen hingegen sind die 198 als dreiseitige Zelte ausgeführten Skylights, die den neuen Galerien wohldosiertes Tageslicht zuführen. Mit den strahlend weißen Wänden und weißen Fußböden beschwört der Neubau ganz bewusst die Vorstellung des „White Cube“ als typischer, ja einzig angemessener Präsentationsraum moderner Kunst herauf. Der Gegensatz zu den in dunklem Olivgrün, Bordeauxrot oder Purpur gehaltenen historischen Sälen ist denkbar groß.
Nicht nur die Räumlichkeiten, auch die Sammlungsteile der Alten und Modernen Meister bilden einen deutlichen Gegensatz: im Altbau die flä­mischen Maler, die in der Person von Peter Paul Rubens ihren unbestrittenen Höhepunkt erreichen (auch, was die Formate seiner für die größten Kirchen der Stadt geschaffenen Altarbilder betrifft). In den neuen Galerien hingegen die intimen Formate von James Ensor, entstanden im vielfach dargestellten bürgerlichen Wohnhaus in Ostende, oder des flämischen Modernisten Rik Wouters. Nicht zuletzt wurde das monumentale Treppenhaus glanzvoll restauriert, das 1890 zur Aufnahme des zwanzig Jahre zuvor geschaffenen Gemäldezyklus’ „Der Ruhm der Antwerpener Kunstschule“ von Nicaise de Keyser bestimmt wurde.
Indem KAAN Architecten beiden Teilen dieser bedeutenden Museumssammlung ihren passenden, nebenbei um 40 Prozent auf 13.000 Qua­dratmeter vergrößerten Ausstellungsflächen geben, erweisen sie ebenso der Historie ihre Re­verenz, wie sie die Gegenwart selbstbewusst erstrahlen lassen. Die Ausführung des anspruchsvollen Entwurfs hat sich die auftraggebende Flämische Gemeinschaft gut einhundert Millionen Euro kosten lassen.



Fakten
Architekten KAAN Architecten, Rotterdam
Adresse Leopold de Waelplaats 1, 2000 Antwerpen, Belgien


aus Bauwelt 2.2023
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