Bauwelt

Blutige Architektur

Marie Bruun Yde möchte lieber nicht aufs Männer-Klo

Text: Bruun Yde, Marie, Berlin

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Blutige Architektur

Marie Bruun Yde möchte lieber nicht aufs Männer-Klo

Text: Bruun Yde, Marie, Berlin

Kurze Pause bei der Veranstaltung, die Warteschlange zur Damentoilette ist lang. Die Frauen treten von einem Bein aufs andere und schauen auf die Uhr. Bei den Herren – Zugang frei. Die Waschbecken befinden sich im gemeinsamen Bereich, in den Einzelkabinen gibt es keine. Egal, es reicht wohl auch, die Menstrua-tionstasse erst zu Hause zu entleeren.
Da mehr Urinale auf weniger Platz passen und schnellere Erleichterung als WCs bieten, bil-den sich bei den Männern seltener Staus. Frauenzuschlag dagegen sieht so aus: Häufige Platzierung von Wickeltischen in den weiblichen Waschräumen. Man könnte meinen, diese Konzepte gehören der Vergangenheit an: War nicht vor Jahren schon die Rede von All-Gender-Toiletten, die das Angebot an Erleichterungs-Möglichkeiten verbessern? Solche bieten auch menstruierenden Männern oder Ladyboys den Zutritt, ohne blöde Kommentare, sowie Menstruierenden Privatsphäre für das Loswerden von Blut. Allerdings finden sie sich noch immer selten.
Wenn auch mit Toilettenentwerfen nicht viel Prestige verbunden ist (mit Kolumne dazu schreiben auch nicht), sind Toiletten doch Ausdruck von Zivilisierung schlichthin! Sie sind Infrastruktur, sind Architektur – die Gruppe derer, die ungeniert an der Hausecke den Hosenstall öffnet, ist klein. Die Zugänglichkeit von 00’s im öffentlichen Raum beeinflusst unsere Möglichkeit, am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben – jeder weiß, wie sehr eine drückende Blase von Wesentlichem ablenkt. Geschlecht, Status und Fähigkeiten sollten dabei keine Rolle spielen.
Trotz oder gerade wegen enger oder fehlender gesetzlicher Rahmen ist es die Aufgabe von Architekten und Planerinnen, das Klo nicht nur als Schüssel, sondern als Raum des universellen Designs zu gestalten: einfach mal wirklich alle mitdenken. Architektur, die sich nur auf eine einzige Art und Weise nutzen lässt, ist auch dann nicht gut, wenn sie gut gemeint war. Lass nicht nur die Pullernden rebellieren, sondern mach durch kreativen Umgang mit Bauvorschriften für Sanitärräume mit, indem zum Beispiel eine Tür vor statt hinterm Waschbecken platziert wird. Hegemonie und Stereotypen ausspülen, alle Körper reinlassen. Don’t be a drag, just be a queen!

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