Entwurfsübung Schattenspender
Benedikt Crone sucht bald wieder Schutz unter Mütze, Bäumen und Pendhapas
Text: Crone, Benedikt, Berlin
Entwurfsübung Schattenspender
Benedikt Crone sucht bald wieder Schutz unter Mütze, Bäumen und Pendhapas
Text: Crone, Benedikt, Berlin
Der Sommer naht, die Vorfreude steigt, die Badehose ist gepackt – bis die Stimmung wieder kippt, vermutlich um den gefühlten Siedepunkt von 29 Grad. Unter sengender Hitze wird dann wie jedes Jahr gestöhnt, der Klimawandel gefürchtet und dieser Beelzebub von El Niño verflucht. Wer in hitzeerprobte Länder reist, erfährt da viel über die Vorzüge der Klimaanlage. Dabei bietet uns auch die traditionelle Architektur ferner Regionen Erfahrungswerte.
Auf der indonesischen Insel Java beispielsweise stößt man in alten Vierteln und Dörfern auf das Pendhapa. Die Holzkonstruktion besteht aus einem Sattel- oder Spitzdach, das von vier oder mehr Stützen getragen wird. Viel mehr gibt es nicht. Die Seiten sind offen, sodass eine angenehme Brise weht, in noblen Varianten ist noch ein kühlender Steinboden verlegt, über den man mit nackten Füßen tapst. Wie aus Wikipedia zu lernen ist, schrieb der niederländische Schriftsteller Multatuli im 19. Jahrhundert über das Pendhapa, es sei „nach einem breitkrempigen Hut, einem Regenschirm oder einem hohlen Baum sicherlich die einfachste Darstellung
von einem Dach“. Es spendet Schatten, bietet Schutz vor Starkregen und so die Möglichkeit, Menschen im Freien zu treffen, statt im dunklen Haus verschwinden und die Klimaanlage anschmeißen zu müssen.
von einem Dach“. Es spendet Schatten, bietet Schutz vor Starkregen und so die Möglichkeit, Menschen im Freien zu treffen, statt im dunklen Haus verschwinden und die Klimaanlage anschmeißen zu müssen.
Über die Jahrhunderte haben sich in Südostasien abgewandelte Ausführungen der Konstruktion verbreitet. Bei uns ist das Pendhapa freilich kaum zu finden. Allerdings steigt auch hier der Bedarf an kühlender Außenraum-Architektur. Die Stadthalle in Gent (Bauwelt 22.2013), ein Doppeldach auf vier Stützen und ohne Wände, war ihrer Zeit voraus. In Südeuropa ist man mit Kolonnaden und Arkaden ohnehin vertraut – was wie im provencalischen Biot auch als kommunaler Treffpunkt funktionieren kann (Bauwelt 9.2023).
Die oft als akademische Übung belächelte Typologie des Pavillons, wozu auch ein Pendhapa zählen kann, darf daher in unseren urbanen Hitzeinseln als Bauaufgabe gern eine höhere Wertschätzung erfahren. Vier Holzstützen, auf die ein Dach gesattelt wird, wäre ein Anfang.
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