Bauwelt

Hoffnung in Flaschengrün

Das ehemalige Gelände der Holsten-Brauerei in Hamburg-Altona war jahrelang Objekt der Immobilienspekulation. Zwei Neubauten könnten nun die Entwicklung in Gang bringen. Vorerst entsteht Gewerbe, Wohnen muss folgen.

Text: Gefroi, Claas, Hamburg

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    1. Rang: augustinundfrank/winkler bilden in ihrer nach oben sich verfeinernden Fassade das innere Stützenraster ab. Die Ansatzhöhe des Dachgartens nimmt die Traufkante des zukünfti­gen Wohnquartiers vorweg.
    Abb.: Archi­tekten

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    1. Rang: augustinundfrank/winkler bilden in ihrer nach oben sich verfeinernden Fassade das innere Stützenraster ab. Die Ansatzhöhe des Dachgartens nimmt die Traufkante des zukünfti­gen Wohnquartiers vorweg.

    Abb.: Archi­tekten

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    1. Rang blauraum Architekten und rabe landschaften entwickeln den Block­rand im Nordosten. Darin befinden sich Büros von Carlsberg und ein Gewerbehof. Für die Fassade wählen sie grüne Relieffliesen.
    Abb.: Archi­tekten

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    1. Rang blauraum Architekten und rabe landschaften entwickeln den Block­rand im Nordosten. Darin befinden sich Büros von Carlsberg und ein Gewerbehof. Für die Fassade wählen sie grüne Relieffliesen.

    Abb.: Archi­tekten

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    Erdgeschoss nach den Plänen von augustinundfrank/winkler

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    Erdgeschoss nach den Plänen von augustinundfrank/winkler

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    Erdgeschoss nach blauraum Architekten und rabe Landschaften

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    Der Block besteht aus der Carlsberg-Deutschland-Zentrale (rot) und einem Gewerbehof (grün), geplant von blauraum, sowie Büroeinheiten zur Miete (gelb), nach dem Entwurf von augustinundfrank/winkler.
    Abb.: blauraum

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    Der Block besteht aus der Carlsberg-Deutschland-Zentrale (rot) und einem Gewerbehof (grün), geplant von blauraum, sowie Büroeinheiten zur Miete (gelb), nach dem Entwurf von augustinundfrank/winkler.

    Abb.: blauraum

Hoffnung in Flaschengrün

Das ehemalige Gelände der Holsten-Brauerei in Hamburg-Altona war jahrelang Objekt der Immobilienspekulation. Zwei Neubauten könnten nun die Entwicklung in Gang bringen. Vorerst entsteht Gewerbe, Wohnen muss folgen.

Text: Gefroi, Claas, Hamburg

Dass Hamburg einmal als die „Braustube der Hanse“ galt mit über 450 Brauereien ist lange her – es war im 14. Jahrhundert. Aber auch danach brauten die Hamburger weiter. Die jüngere Vergangenheit brachte jedoch große Veränderungen: Die Bavaria St. Pauli Brauerei, im Herzen von St. Pauli gelegen, wurde 2003 verlegt, ihre bauliche Hinterlassenschaft abgerissen. Mit der Holsten-Brauerei in Altona schloss nun auch der letzte große innerstädtische Brauerei-Standort Hamburgs. Eigentümer Carlsberg lässt seit 2018 am südlichen Stadtrand in Hausbruch brauen und verkaufte deshalb das 8,6 Hektar große Innenstadt-Areal bereits 2016 an die Gerchgroup, die versprach, dort Wohnungen für 7500 Menschen im sogenannten Drittelmix zu bauen (1/3 Sozialwohnungen, 1/3 frei finanzierte Mietwohnungen, 1/3 Eigentumswohnungen), zudem Büros, Einzelhandelsflächen und Gastronomie.
Doch statt loszulegen veräußerte das Unternehmen das Grundstück wieder. Es wurde dann noch mehrmals mit Gewinn weiterverkauft – eineSpekulationsspirale, der die Stadt Hamburg nur ohnmächtig zusehen konnte. Der 2017 nach einem städtebaulichen Wettbewerb von den Siegern André Poitiers mit arbos Freiraumplanung entwickelte Masterplan blieb lange Papier, ebenso wie der seit 2019 vorliegende Bebauungsplan. Die preistreibenden und zeitverzögernden Weiterverkäufe führten in der Stadt angesichts eines immensen Bedarfs an Wohnungen im unteren und mittleren Preissegment zu großem Unmut. Der Fraktionschef der Hamburger SPD, Dirk Kienscherf, konstatiert: „Das Holsten-Quartier ist zu einem reinen Spekulationsobjekt verkommen.“
Block 8 geht an den Start
Nun scheint ein Ende der Spekulation möglich. Der jetzige Eigentümer, die Consus Real Estate, will bauen und verhandelt mit dem Bezirk Altona über den städtebaulichen Vertrag. Obwohl der erst Mitte 2021 geschlossen werden dürfte, wird bereits ein erstes konkretes Projekt umgesetzt: das hochbauliche Verfahren für das Baufeld 8 wurde im Spätsommer entschieden. blauraum Architekten und rabe landschaften aus Hamburg sowie augustinundfrank/winkler aus Berlin sollen ab dem dritten Quartal 2021 einen Block realisieren. Sie erhielten in dem nichtöffentlichen hochbaulichen Workshopverfahren je einen ersten Preis.
Der geplante Gebäudeblock dient einerseits als Deutschlandzentrale der Carlsberg-Brauerei mit 140 Angestellten, wird aber auch frei vermietbare Büroflächen im Bauteil von augustinundfrank/winkler sowie einen Gewerbehof besitzen, der wie der Konzerntrakt von blauraum stammen soll. Der Neubau wird der einzige reine Gewerbe- und Bürobau auf dem Brauereigelände sein. Er liegt direkt an der Fern- und S-Bahn-Verbindung zwischen Hauptbahnhof und Altona und zugleich an der stark befahrenen Holstenstraße. Städtebaulich bildet er so einen Lärmpuffer für die westlich und südlich anschließende Wohnbebauung sowie den inneren Park. Erfreulich ist, dass die Planungsteams nichtnebeneinander her geplant, sondern ihre Entwürfe aufeinander abgestimmt haben. So wird eine gewisse Harmonie erreicht durch die Angleichung der Geschosshöhen, Materialien und Fassadengestaltung, insbesondere der Erdgeschosszone.
Freiraumbezug beim Arbeiten und Wohnen
Die Berliner augustinundfrank/winkler planen für ihr Bürohaus im Südteil des Blocks eine kräftig gerasterte Fassade mit einem massiven fünfgeschossigen Stahlbeton-Sockel und einem filigraneren zwei- bis dreigeschossigen Aufbau. Der Übergang der beiden Bereiche erfolgt auf Traufhöhe der noch zu bauenden Wohngebäude im Umfeld. Das vertikale Achsmaß der Fassaden entspricht dem Stützenraster im Inneren. Clou soll die Begrünung der stählernen Sonnenschutzkonstruktion des Aufbaus werden, die dem Gebäude nicht nur optisch ein grünes Image verleiht, sondern helfen soll, als Klimapuffer die notwendige Energie zur Kühlung des Gebäudes zu verringern.
Die Farbe Grün, traditionelle Hausfarbe der Marke Holsten aber auchder Carlsberg Brauerei, findet sich auch in blauraums Bürohaus an der Holstenstraße wieder, in das die Carlsberg-Verwaltung einziehen möchte. Die Architekten planen eine grün glasierte, texturierte Keramikfassade. Vorgehäng­te durchlaufende Balkone erlauben Austritte während der Arbeit – eine gute, viel zu selten angewandte Idee im Bürohausbau. Die Balkone dienen auch dazu, die optische Trennung zwischen Wohnungs- und Bürobau auf dem Gelände zu mindern.
Der Bau soll schadstoffarm errichtet werden. Das trägt auch dazu bei, dass die Volumenströ­-me der (aufgrund des Außenlärms notwendigen) mechanischen Lüftung drastisch reduziert werden. Das Gebäude wird zudem über eine Betonkernaktivierung beheizt und gekühlt.
Ein Handwerker- und Gewerbehof schließlich komplettiert das Block-Ensemble. blauraum wollen ihm ein massives, rohes und robustes Gepräge geben. Das „Regal“, wie die Architekten das Gebäude nennen, wird größtenteils in Vorfertigung aus Spannbetondecken und Wänden als Betonhalbfertigteilen errichtet. Die Fassaden werden dominiert von Fenstern, die vom Boden bis zur Decke reichen, und wiederum Austrittsbalkonen, die auf den Atelier-Charakter im Inneren hinweisen: Hier sollen Räume entstehen vor allem für die digitale Wirtschaft. Dazu passt, dass die Mieteinheiten sehr kleinteilig ab 30 Quadratmeter vergeben werden können – ideal für kleine Teams und Start-Ups.
Die Hoffnung wahr werden lassen
Allen drei Bauteilen des Blocks gemein ist zum einen ein weitreichendes Nachhaltigkeitskonzept mit Dachgärten, Nutzung regenerativer Energien (Photovoltaik) und Regenwasserreten­tion. Bemerkenswert sind auch die zahlrei­chen öffentlichen und halböffentlichen Flächen: Ge­schäf­te im Erdgeschoss, gemeinschaftliche Treffpunkt auf den Dächern und ein Hof als „Park“ mit Baumhain. Eine Konzernzentrale, die sich nicht aufspielt, ein Bürohaus mit begrünter Fassade und ein ruppiger Gewerbebau für die Di­gital Natives: Man kann gespannt sein auf diesen Block. Die vielen guten Ideen, die in ihm stecken, lassen hoffen, dass das Holsten-Quartier am Ende doch noch ein lebendiges, vielfältiges Viertel werden könnte, das die Stadt bereichert.
Nicht offenes, einphasiges hochbauliches Workshopverfahren
1. Rang blauraum Architekten und rabe landschaften, beide Hamburg
1. Rang augustinundfrank/winkler Architekten, Berlin
Weitere Teilnehmer APB Architekten und Stadtplaner, Hamburg; RENNER HAINKE WIRTH ZIRN ARCHITEKTEN, Hamburg; André Poitiers Architekt Stadtplaner, Hamburg
Bearbeitungshonorar je Teilnehmer: 18.000 Euro
Jury
Franz-Josef Höing, Johannes Gerdelmann, Stefanie Ammann-Fusi, Ole Flemming, Mirjana Markovic (Vorsitz),
Thomas Fründt, Christian Trede, Gregor Werner, Sven Hielscher, Jörg Kesting
Auslober
Consus Einkaufs-GbR Holsten Quartiere im Einvernehmen mit der Freien und Hansestadt Hamburg

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