Oh Starchitekt, du anachronistische Projektion mythischer Souveränität
Marie Bruun Yde suchte den Stararchitekten und fand den „Aprilsnarren“
Text: Bruun Yde, Marie, Berlin
Oh Starchitekt, du anachronistische Projektion mythischer Souveränität
Marie Bruun Yde suchte den Stararchitekten und fand den „Aprilsnarren“
Text: Bruun Yde, Marie, Berlin
Wie steht es 2024 um das Ego in der Architektur? Am 1. April schrieb „Magasinet KBH“, dass die 2023 fertiggestellten Kakteentürme in Kopenhagen von BIG auf Initiative des Architekturbüros selbst abgerissen werden sollten, da es seine eigenen Gebäude „zu hässlich“ findet. Bald bekam die Kopenhagener Online-Plattform Ärger: Falls sie den Scherz nicht entfernte, würde BIG den Fall seinem Anwalt überlassen. Das Medium hatte Zitate von BIGs CEO, Sheela Søgaard, ohne Vereinbarung gefälscht und tat gut daran, die Geschichte zurückzuziehen. Aber warum war das für BIG so wichtig?
Wegen seiner Nähe zu Fake News und überholtem Onkel-Humor stirbt der Aprilscherz langsam aus. Wird er aber gut gemacht, zeigt er Selbstironie und schafft sogar Erwähnung. Ersteres hat BIG in diesem Fall nicht erlaubt, Letzteres war ein unbeabsichtigter Effekt: Statt verschleiert zu werden, war der Witz plötzlich in allen Medien.
Aufgrund ihrer Dysfunktionalität und Selbstbezogenheit bekommen die Kakteenhäuser viel Kritik. Sie kämpfen um wohlwollende Aufmerksamkeit. Aber 2024 bekommen einzelne Gebäude nicht mehr den Hype, der noch 1997 den Bilbao-Effekt auslöste. Heute sind die großen Büros so groß geworden, dass sie ihre Signatur verloren zu haben scheinen. Das Guggenheim in Abu Dhabi macht das Besondere beliebig. Und die jüngere Generation hat anderes vor, als Carte blanche zu planen oder den Wow-Effekt anzustreben: Sie entwirft kontextbezogener und kleinteiliger, gestaltet diverser, arbeitet zusammen, baut aus Resten, heißt Kooperation und nicht Vorname Nachname. In einer komplexer werdenden Welt wird Auszeichnung immer schwieriger und irrelevanter. Keiner steht stellvertretend für alle; viele dagegen sind in ihrer Signifikanz genauso bedeutsam wie ein Einzelner. Der krampfhafte Versuch, an der Position des unanfechtbaren Stararchitekten festzuhalten, scheitert somit als letzte Bastion des nicht kritikfähigen Superhelden.
Wegen seiner Nähe zu Fake News und überholtem Onkel-Humor stirbt der Aprilscherz langsam aus. Wird er aber gut gemacht, zeigt er Selbstironie und schafft sogar Erwähnung. Ersteres hat BIG in diesem Fall nicht erlaubt, Letzteres war ein unbeabsichtigter Effekt: Statt verschleiert zu werden, war der Witz plötzlich in allen Medien.
Aufgrund ihrer Dysfunktionalität und Selbstbezogenheit bekommen die Kakteenhäuser viel Kritik. Sie kämpfen um wohlwollende Aufmerksamkeit. Aber 2024 bekommen einzelne Gebäude nicht mehr den Hype, der noch 1997 den Bilbao-Effekt auslöste. Heute sind die großen Büros so groß geworden, dass sie ihre Signatur verloren zu haben scheinen. Das Guggenheim in Abu Dhabi macht das Besondere beliebig. Und die jüngere Generation hat anderes vor, als Carte blanche zu planen oder den Wow-Effekt anzustreben: Sie entwirft kontextbezogener und kleinteiliger, gestaltet diverser, arbeitet zusammen, baut aus Resten, heißt Kooperation und nicht Vorname Nachname. In einer komplexer werdenden Welt wird Auszeichnung immer schwieriger und irrelevanter. Keiner steht stellvertretend für alle; viele dagegen sind in ihrer Signifikanz genauso bedeutsam wie ein Einzelner. Der krampfhafte Versuch, an der Position des unanfechtbaren Stararchitekten festzuhalten, scheitert somit als letzte Bastion des nicht kritikfähigen Superhelden.
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