StVG und StVO runderneuert
Ulrich Brinkmann freut sich über den gesetzlichen Rückenwind für den Umbau der autogerechten Stadt.
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
StVG und StVO runderneuert
Ulrich Brinkmann freut sich über den gesetzlichen Rückenwind für den Umbau der autogerechten Stadt.
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Anfang des Jahres erschien „Die neue Öffentlichkeit. Europäische Straßenräume des 21. Jahrhunderts“. Das Buch von Pola Koch, Steffen de Rudder und Stefan Signer versammelt 28 Beispiele, wie die autogerechte Stadt überwunden werden kann (Rezension folgt). Immerhin ein deutscher Straßenraum ist auch darunter. Wer sich in das Buch vertieft und anschließend wieder in der eigenen Stadt unterwegs ist, wird von all den ausufernden Asphaltflächen, die der bequemen Fahrt mit dem PKW alle anderen Arten des Unterwegsseins unterordnen und von menschlichem Aufenthalt und Begegnung im Stadtraum schon gar nichts wissen wollen, mit neuer Wucht getroffen. Warum sehen Deutschlands Großstädte eigentlich noch immer so aus wie einem Verkehrsplaner-Pin-up-Kalender des Jahres 1970 entsprungen? Vor allem aber: Warum ist nicht wenigstens der Umbau der Städte im Gange, vor dem Hintergrund von Klimawandel, Verkehrswende und Wohnungsnot? Letztere wird sich mit dem Neukonzipieren des städtischen Raums allein nicht beheben lassen, das ist klar. Aber die vielen, vielen Löcher, die die „autogerechte Stadt“ ins urbane Gewebe gerissen hat, sind durchaus Vorhalteflächen für eine Nachverdichtung mit Wohnungen und Gewerberäumen.
„Auto first? Das war einmal“, überschrieb die SZ am 17. Juni einen großen Beitrag. Sein Gegenstand: das neue Straßenverkehrsgesetz, dem am 14. Juni Bundesrat und Bundestag zugestimmt haben. Die Bedeutung dieser Novelle ist gewaltig. Bislang mussten Straßen der „Leichtigkeit“ und „Flüssigkeit“ des Autoverkehrs dienen – eine Fahrspur zu opfern, um etwa Gehwege zu verbreitern oder dem Radverkehr zu mehr Platz zu verhelfen, war schwierig, da diesem Ziel nicht dienlich. Wenn das neue StVG in diesem Monat in die Straßenverkehrsordnung übertragen wird, ist damit Schluss: Klima- und Umweltschutz, die Gesundheit der Menschen und, jawohl, die städtebauliche Entwicklung werden dann endlich dem Verkehr gleichrangig gestellt. Stadtplanerinnen und Stadtplaner, seid also bereit – dem Umbau der Städte zu menschenfreundlichen Orten, wie im eingangs genannten Buch versammelt, steht nichts mehr im Wege. Außer die Haushaltssperre.
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