Bauten für die Bildung
Basler Schulhausbauten von 1845 bis 2015 im schweizerischen und internationalen Kontext
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
Bauten für die Bildung
Basler Schulhausbauten von 1845 bis 2015 im schweizerischen und internationalen Kontext
Text: Brinkmann, Ulrich, Berlin
73 Basler Schulbauten, errichtet in den Jahren 1845 bis 2010, mit historischen Fotos und eigenen, analytischen Zeichnungen dargestellt – Ernst Spycher hat für seine Promotion an der Bauhaus-Universität Weimar eine so umfangreiche wie gründliche Bestandsaufnahme geleis-tet. Die für Schulbauer weit über die Stadt im Dreiländereck hinaus von Belang ist: Denn in einem zweiten Schritt hat der Basler Architekt, der auch selbst als Entwerfer von Schulen eini-ge Erfahrung hat, die Grundrisse der untersuchten Gebäude in die Chronologie des internationalen Schulbaus einsortiert und die so entstandene Gebäudesammlung mit Hilfe einer farblichen Analyse der verschiedenen Flächen typologisch systematisiert; im Anschluss werden die Basler Beispiele noch einmal mit Grundriss, Fotos und Text dokumentiert. Eine umfangreiche Literaturangabe zum Thema ermöglicht es schließlich, beim nächsten Antiquariatsbesuch gezielter zu suchen. Entstanden ist so ein Fundus für jeden Planer und Pädagogen, der sich mit dem Thema befasst – zu vermissen ist allerdings eine Maßstabsangabe an den Grundrissen, mit der die verschiedenen Lösungen besser vergleichbar wären.
Die Entwicklungsgeschichte der Bauaufgabe wird durch den Katalog der Grundrisse sehr gut anschaulich. Waren bis zur vorletzten Jahrhundertwende Schulen entweder kompakte oder langgestreckte Baukörper, kennzeichnete sie doch zumeist ein achsialsymmetrischer Aufbau, bedingt durch die Trennung in Jungen- und Mädchenschule. Die serielle Reihung der Klassenräume entlang eines Flurs oder, wie beim Schustertyp, rechts und links des Treppenhauses, verursachen noch heute den Eindruck des „Anstalthaften“ dieser Bauten, die zudem repräsentatives Gehabe nicht scheuten, dafür aber als erkennbar öffentliche Gebäude ein ganzes Stadtquartier prägen und mit dem größeren Ganzen der Stadtgesellschaft verbinden konnten. Was nun heute gerne als Aufbruch, als endliche Ablösung dieser „Schulkasernen“ gepriesen wird, setzte schon vor hundert Jahren ein: Vor allem die Entwicklung der Pavillon- und Freiluftschulen, aber auch spätere Unterarten wie die in den fünfziger Jahren mitunter realisierten Teppichstrukturen oder die großen Cluster-Schulen der siebziger Jahre mit ihren tiefen Grundrissen stellten jeweils radikale Neuauffassungen der Bauaufgabe dar, die den Betrachter die Experimente der Gegenwart entspannt betrachten lassen: Alles schon mal dagewesen!
Über das eigentliche Thema hinaus ist Spychers Untersuchung für Leser mit Interesse an Basel Pflichtlektüre: En passant gibt sie von diesem speziellen Blickpunkt aus einen Überblick über die Basler Stadtentwicklung im untersuchten Zeitraum.
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