Bauwelt

Das ungebaute Leipzig

Projekte, Visionen, Luftschlösser

Text: Frank-Ehret, Ute, Leipzig

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Das ungebaute Leipzig

Projekte, Visionen, Luftschlösser

Text: Frank-Ehret, Ute, Leipzig

Ist ein nicht realisiertes Projekt ein gescheitertes Projekt? Scheitern hat einen schlechten Ruf. Man sieht darin Versagen statt Erfahrungsgewinn, obwohl so gut wie kein Erfolg ohne den Misserfolg auskommt. Der Eindruck der ungebauten Stadt und das Wissen um die Vielzahl und Diversität ihrer Projekte bildet einen eigenen Layer, der ihre Gestaltung in Zukunft beeinflussen kann. Und so schwingt doch in allem Gebauten auch das Un-gebaute mit. Ebenso spannend dann andersherum auch der Umgang mit dem Bestand durch die, die noch nicht wissen, dass sie scheitern werden.
Im Lehmstedt Verlag, spezialisiert auf mitteldeutsche Kulturgeschichte und ansässig in Leipzig, ist das zu diesem Thema vorliegende Werk erschienen, herausgegeben von Arnold Bartetzky. „Das ungebaute Leipzig“ versammelt unterschiedlichste Vorhaben zur Gestaltung der Stadt, deren kleinster gemeinsamer Nenner die Tatsache ist, dass sie aus verschiedenen Gründen nicht zur Ausführung gekommen sind. Entstanden durch ein Forschungsseminar 2019/20 am Institut für Kunstgeschichte der Universität Leipzig, wo der Herausgeber als Honorarprofessor tätig ist, handelt es sich um eine detailreiche, reich bebilderte und schwergewichtige Darstellung des Zeitraums vom 17. Jahrhundert bis in die jüngste Vergangenheit.
Das erste Drittel des Buches gibt auf gut 90 Seiten einen Überblick sowie eine Einordnung der wichtigsten baugeschichtlichen Tendenzen, Projekte und Visionen in der behandelten Zeitspanne. Dabei werden auch die gesellschaftspolitischen Zusammenhänge erläutert. Auf weiteren 170 Seiten werden dann von Teilnehmerinnen und Teilnehmern des erwähnten Semina-res sowie von weiteren Expertinnen und Experten in insgesamt 15 Beiträgen einzelne Schwerpunktthemen vertieft. Hier werden Visionen vorgestellt, die oft über sehr lange Zeit entwickelt wurden, von großer Hartnäckigkeit und manchmal auch von einer gewissen Maßlosigkeit zeugen. Die vielen, im politischen Klima der Zeit immer größer werdenden Varianten zum Völkerschlachtdenkmal, die Technikbegeisterung bei der Idee eines Luftbahnhofs für die Innenstadt sowie die immer wiederkehrenden Hochhausträume im Laufe der Jahrzehnte seien hier nur beispielhaft erwähnt. Exzentrisch und im Nachhinein amüsant wirken dann die Entwürfe des Münchner Architekten Peter Birkenholz aus den 1920er Jahren. Er hatte sich ausschließlich der Entwicklung von Kugelhäusern für die unterschiedlichsten Nutzungen verschrieben und traute dieser geometrischen Form die Lösung jeglicher Problemstellung zu.
Die wissenschaftliche Arbeitsweise, die plastischen Schilderungen sowie ganz besonders die hohe Qualität und die große Zahl an Plandarstellungen, Fotos und anderen Zeitdokumenten machen dieses Buch sehenswert und anschaulich, welches da am stärksten ist, wo es sich in der Bewertung einzelner Projekte zurückhält und es der Leserin selbst überlässt, welchen Projekten nachzutrauern ist und welchen nicht.
Fakten
Autor / Herausgeber Arnold Bartetzky (Hrsg.)
Verlag Lehmstedt Verlag, Leipzig 2023
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aus Bauwelt 2.2025
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