Der Swimmingpool
in der Fotografie
Text: Landes, Josepha, Berlin
Der Swimmingpool
in der Fotografie
Text: Landes, Josepha, Berlin
Nackte Haut, meist kühles Nass – in Farbe und in Schwarz-Weiß versammelt dieses Buch Menschen verschiedener Epochen um Wasserbecken unterschiedlicher Größe, Form und Bestimmung. Türkis, wie auf dem Einband, gibt auch im Inneren den Ton an, löst ab den fünfziger Jahren die Nuancen von Grau ab, mit denen die Fotografen bis dahin die Faszination des Bassins zu bannen suchten. Der Möglichkeiten, Pools zu fotografieren, gibt es so viele wie Arten von Pools: künstlerisch, alltäglich, symbolisch, sportlich, erotisch, werbeträchtig, objekthaft, dekorativ, ironisch oder ikonisch. Stets ist es die Beziehung des Menschen zum Pool, der diesem seinen Ausdruck verleiht, ihn entrückt, attraktiv macht oder parodiert. Die Frage, was die Badenden, die Schwimmenden oder Sich Bräunenden dem Pool und dieser wiederum ihnen zu bieten hat, stellt sich. Die Nähe zum Mitmenschen als die Emanzipation der Körperlichkeit oder als Vul-garität? Die Exklusivität privater Pools steht scharf dem Flair mehr oder weniger schäbiger Stadtbäder gegenüber. Jugendliche Tänzer am Rand eines Motel-Pools, Starlets mit schick geblümter Badekappe, gespitztem Büstenhalter, Pomps finden sich ebenso abgelichtet wie unter Wasser Bläschen aufwirbelnde Wasserballer, blanke Nixen, hechtende Olympioniken und schüchtern herausgeputzte Hausfrauen, die durch die Vollverglasung ihres amerikanischen Traumbungalows den Inside-Out-Pool ihren staunenden Dinner-Party-Gästen präsentieren.
Die schiere Bandbreite des der Tiefgründigkeit nicht entbehrenden Themas Planschbecken oder Bändigung eines Elements, die räumliche und formelle Diversität des Wasserbeckens bildet die Ausgabe ohne Zweifel bildgewaltig, jedoch wenig sinnhaft ab. Die Sortierung funktioniert nur stellenweise. Nur einige Bilder erschließen sich thematisch hintereinandergeschaltet. Die Textpassagen, wenngleich sie einen guten Anhaltspunkt bilden, um die Entwicklung diverser Badegelegenheiten nachzuvollziehen, verlieren ihren Bezug jeweils geschwind in der ihnen nachfolgenden Bilderserie. Bilder, auf die textlich Bezug genommen werden, sind nicht referiert oder fehlen gar vollständig. Ein Fauxpas, durch den die Freude an der Lektüre schwindet. Mag sein, der Titel des einleitenden Essays, der ankündigt, die Geschichte des Swimmingpools in einer „Fragmentierten Reflexion“ zu betrachten, soll diese Verwirrnisse vorwegnehmen. Nichts desto weniger ist es bedauerlich, die bronzierten Beine einer Bademeisterin vom Las Vegas Strip bezuglos an ein wildes Seebassin in Saint-Malo gereiht zu sehen, zu-mal im als „Der Sprung“ betitelten Kapitel. Der Verzicht auf Textpassagen, die noch freiere oder eine stringentere Ordnung, wäre dem Buch zugutegekommen. Zum Amüsement, zum Plantschen mag das Buch taugen. Eine Geschichte über das gezähmte Wasser, die beim Blättern treiben lässt, erzählt es nicht.
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