In Material gedacht
Die Publikation „In Material gedacht“ beschreitet einen anderen Weg und forciert einen Entwurfsprozess, der sich streng am Thema, also der Bauaufgabe und dem Material, orientiert.
Text: Drewes, Frank F., Bielefeld
In Material gedacht
Die Publikation „In Material gedacht“ beschreitet einen anderen Weg und forciert einen Entwurfsprozess, der sich streng am Thema, also der Bauaufgabe und dem Material, orientiert.
Text: Drewes, Frank F., Bielefeld
Architektur und die Erstellung von Gebäuden ist einer der letzten Bereiche, in denen manuelle Fertigkeiten einen wesentlichen Anteil am Entstehungsprozess haben. Das Fügen und Verbinden sowie die Oberflächenveredelung der Baustoffe hängt noch zu einem sehr großen Teil von Handfertigkeiten der Bauzunft ab. Ganz anders verhält es sich aber mittlerweile in der Ausbildung der Planenden, also in den Studiengängen für Architektur. Dort dominieren weitgehend Computerwissenschaften, Schlagworte wie BIM, Augmented Reality und 3D-Druckverfahren. Die Darstellungstechniken sind auch überwiegend fotorealistische Renderings, in denen die Materialität eher appliziert als ursächlich ist.
Die Publikation „In Material gedacht“ beschreitet einen anderen Weg und forciert einen Entwurfsprozess, der sich streng am Thema, also der Bauaufgabe und dem Material, orientiert. Am Lehrstuhl für Entwerfen und Gestalten der TU München hat Professorin Uta Graff über drei Semester die unterschiedlichen handwerklichen Berufe zum Thema der Aufgaben für Entwurfsprojekte gemacht, die von Masterstudierenden bearbeitet wurden. Wann entsteht die Vorstellung der Materialität einer Architektur? Wodurch wird sie gespeist und im Entwurfsprozess erarbeitet? Als Gegenreaktion zur technischen Perfektion und Vorfertigung kommt wieder ein verstärktes Interesse am Handwerk und handgefertigten Produkten auf.
In drei Semesterprojekten entwarfen die Studierenden Werkhäuser, Manufakturen und Werkstätten, also Typologien, in denen noch handwerklich gearbeitet wird. Diese Nutzungen regen die Auseinandersetzung mit der Materialität der Architektur auf besondere Weise an, und es könnten Rückschlüsse auf Konstruktion und Materialität gezogen werden, was wiederum in Vorübungen wie dem Entwurf eines Gefäßes für einen Gebrauchsgegenstand oder für ein Objekt zur Präsentation eines Produktes untermauert wurde.
„In Material gedacht“ dokumentiert die studentischen Ergebnisse und bedient sich dabei weitgehend der Fotografie. Neben den materialspezifischen Aufgaben überzeugen vor allem die Modellfotografien der Innenräume, die durch realistische Materialitäten besondere Atmosphären transportieren und nicht zuletzt durch reale Beleuchtungssituationen, denn auch das Licht ist Teil gebauter Räume. Drei ausführliche Gespräche mit den Architekten Andreas Bründler (Buchner Bründler Architekten, Basel), Piero Bruno (Bruno Fioretti Marquez Architekten, Berlin) und Thomas Kröger (Thomas Kröger Architekten, Berlin) ergänzen die gezeigten Arbeiten und beleuchten den Prozess des Entwerfens mit dem Schwerpunkt der Materialität. Die Werke dieser drei Büros zeichnen sich alle durch eine eigenständige Materialität und hohe handwerkliche Ausführungsqualität aus. Das zeitlos sachliche und elegante Layout unterstützt das Anliegen des Buches, sein Leineneinband transportiert auf sinnliche Weise die verhandelten Inhalte.
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